Die Qualification School, kurz Q-School, ist der ultimative Test für jeden Golfer. Drei Wochenenden lang geht es für angehende und kriselnde Profis im übertragenen Sinn um das Überleben. Bei jedem anderen Woche Turnier man sich nach einer missglückten Vorstellung den Mund abputzen und am kommenden Donnerstag wieder nach dem Motto “Neues Spiel, neues Glück” aufteen. Doch wer bei der Q-School seinen Schwung und/oder seine Nerven nicht im Griff hat, muss meist ein ganzes Jahr lang warten, bis er eine neue Chance erhält. Und wo so viel auf dem Spiel steht, bekommen ein Strafschlag, ein verzitterter Putt oder ein Einbruch auf dem letzten Loch gleich tragische Dimensionen. Einige davon hat John Feinstein in seinem Buch “Tales from Q School” zusammengetragen.
Im Jahr 2005 besuchte Feinstein alle drei Stufen der Q-School und unterhielt sich mit vielen der hoffnungsvollen oder gescheiterten Golfern nicht nur über ihre Runden sondern auch über ihre Erinnerungen und Träume. Heraus kam eine faszinierende Dokumentation des 5. Majors, wie Feinstein es nennt, die neben einer Chronik der 2005er Ausgabe auch ein kleiner Ausflug in die Historie der Q-School ist. So erfährt man, wie sich die verschiedenen Stufen über die Jahre entwickelt haben und woher das aus heutiger Sicht etwas seltsam anmutende Wortteil “School” stammt.
Aber die Faszination des Buches rührt in erster Linie natürlich von den Geschichten, die Feinstein von den Golfern ins Notizbuch diktiert bekommt und die die vielen verschiedenen Facetten des Profigolfs zeigen. Da gibt es ehemalige Turniersieger, die eine Ehrenrunde drehen müssen. Jungstars, die noch völlig unbekümmert und voller Träume ihre erste Q-School besuchen. Und schließlich tragische Figuren, die schon zum x-ten Mal versuchen auf die große Tour zu kommen und jedes Jahr überlegen, ob sich der Aufwand überhaupt noch lohnt.
Ein wenig unglücklich ist allenfalls die Struktur des Buches. Feinstein geht chronologisch von der ersten bis zur finalen Stufe der Qualifying School vor. So weit, so logisch. Weil extrem viele verschiedene Spieler auftauchen, versucht Feinstein dem Leser mittels verschiedener biographischer Aspekte und Q-School-Erinnerungen eine Unterscheidungshilfe an die Hand zu geben. Problematisch wird es allerdings bei den Spielern, die ihm mehrfach begegnen. Weil Feinstein diese Unterscheidungshilfen einfach wiederholt, fragt man sich verwundert – besonders wenn man das Buch nicht in einem Rutsch durchliest – ob man diesen Teil nicht schon gelesen hat. Andererseits: Hätte der Autor jeden Spieler nur einmal erwähnt, könnte der Leser weniger “mitfiebern”. Mit dem gewählten Kompromiss kann man also gut leben.
Das vielleicht Spannendste an dem gut geschriebenen Buch ist allerdings, dass es mit jedem Jahr an Tragik dazu gewinnt. Es sei jedem Leser empfohlen, sich nach der Lektüre einfach mal durch die Ergebnislisten der diesjährigen Q-School zu wühlen. Denn der Großteil der Protagonisten aus dem Buch haben es immer noch nicht über die Q-School hinaus geschafft – oder sind wieder unfreiwillig zurückgekerht. Insofern ist Feinsteins Buch nicht nur gute Unterhaltung, sondern auch eine Erinnerung daran, dass der professionelle Golfsport in der Mehrzahl eine Geschichte des Scheiterns ist. Man sieht als Zuschauer immer nur die Unsummen, die von den Spitzenspielern auf der PGA Tour verdient werden. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs. Denn die Mehrzahl der Playing Pros versucht nur den Lebensunterhalt und die Grundversorgung für sich und die eigene Familie zu sichern.