Nirgendwo auf der Welt ist die Dichte an hochklassigen Luxushotels so hoch wie auf Mauritius. Und zu jedem der 5-Sterne-Resorts gehört natürlich auch ein Golfplatz. Das grandiose Hotel Le Touessrok hat sich dabei für ihr Golfangebot ein besonderes Alleinstellungsmerkmal gesucht: Ihr 18-Loch-Platz liegt auf einer eigenen Insel.
2003 durfte Bernhard Langer auf Teilen der 100 Hektar großen Insel 18 Löcher unterbringen – oder auch nur seinen Namen für den Platz geben. Zumindest wurde auf der Anlage das Gerücht verbreitet, der deutsche Ausnahmegolfer hätte den Platz selber nie in Augenschein genommen. Ob dies wahr ist? Keine Ahnung. Es würde zumindest einiges erklären, denn der Platz macht den Eindruck, als hätte ihn jemand vom Schreibtisch aus gestaltet.
Da wäre zum Einen die Tatsache, dass der Platz ohne Golfcart nicht bespielbar ist. Die Wege zwischen Tee und Grün sind teilweise unerträglich lang, was ein Zeichen für ein schlechtes Routing ist – schließlich sollte Golf immer noch ein Sport sein, den man auf den eigenen zwei Beinen betreiben kann. Natürlich ist es aufgrund von neun Seen, unzähliger Mangroven und freiliegendem Lavagestein sicher nicht leicht gewesen ein gutes Routing zu erstellen, aber ein anderer Architekt (oder ein anderer Investor, schließlich sind Architekten oft in ihrem Willen nicht frei), hätte wahrscheinlich einen per Pedes bespielbaren Platz gestalten können.
Viel gravierender ist jedoch die Gestaltung der Löcher an sich. Als Bobby Jones mit Alistair MacKenzie Augusta National gestaltete, war ihre Philosophie, dass der Platz ein einfaches Bogey, aber ein schwieriges Par hergeben sollte. Auf Le Touessrok scheint die Philosophie eher ein anspruchsvolles Doppelbogey und ein schwieriges Bogey gewesen zu sein. Deshalb gibt es zwei Ratschläge, die jeder Spieler auf Le Touessrok berücksichtigen sollte um am Ende nicht zu frustriert vom Platz zu gehen: Nehmt mehr als ein Dutzend Bälle mit, und wenn Euch der Starter abhängig vom Handicap eine Abschlagfarbe empfehlt, geht einen Tee-Satz weiter nach vorne.
Denn das Markenzeichen auf dem mit 6467 Metern längsten Golfplatz von Mauritius sind forced carries an fast jedem Loch – von den hintersten Tees teilweise bis zu 200 Metern und selbst von den für Bogeygolfer empfohlenen Abschlägen geht es teilweise 180 Meter über Wasser oder Schluchten auf äußerst schmale Fairways. Ein Fehler, den man leider vor allen Dingen auf Plätzen erlebt, die von noch aktiven Profigolfern gestaltet wurden. Sie gestalten die Löcher so, dass sie für sie anspruchsvoll sind – vergessen dabei aber den Durchschnittsgolfer komplett aus den Augen. Denn Optionen werden auf den Löchern nicht angeboten: von jedem Golfer wird erwartet, dass er das Loch gleich zu spielen hat – abgesehen von den verschiedenen Abschlägen. Dabei ist grundsätzlich überhaupt nichts gegen anspruchsvolle oder sogar brutal schwerige Plätze einzuwenden, doch gute Plätze sind nun mal gleichzeitig fair und herausfordernd.
Hinzu kommt, dass sich die atemberaubenden Meeresblicke, die man von einem Insel-Golfplatz erwarten würde, in Grenzen halten. Zwar kann man zwischen den Bäumen immer mal ein Stückchen blau erhaschen, aber so richtig gibt es den Ozean eigentlich nur an drei Löchern zu sehen, die nicht nur deswegen zu den Highlights des Platzes gehören: die Bahn zwei – ein kurzes Par 4 – die 11 – ein Par 5 mit einem 90-Grad-Dogleg nach rechts und einem Grün mit fantastischem Blick auf Wasser und Berge – und die 12 – ein nach links wegkippendes Par 4.
Allerdings ist man dort nicht alleine. Der Strand um die Ozean-Löcher ist ein beliebter Anlaufpunkt für Einheimische und Touristen, die dort ankern, sich sonnen und den Grill anwerfen. Und nicht immer beschränken sie sich auf den Strand, so dass der Club Sicherheitpersonal angeheuert hat, das beispielsweise am Fairwayrand der 11 dafür sorgt, dass die Golfer nicht “belästigt” werden – zumindest von Außenstehenden. Denn alle paar Löcher kommt einer der Greenkeeper vorbei, um Fundbälle feil zu bieten, die hier logischerweise zu Hunderten herumliegen. Und wem das als Ablenkung noch nicht reicht, der bekommt mit etwas “Glück” an Loch 17 noch ein besonderes Erlebnis zu bieten: das Einfliegen von wohlbetuchten Golfern via Helikopter. Normalsterbliche müssen hingegen wieder mit Boot zur Hauptinsel übersetzen – ein Service, der immerhin im üppigen Greenfee enthalten ist. Übrigens gibt es neben dem hoteleigenen Boot zum Le Touessrok Hotel auch eine direkte Bootstaxi-Verbindung zum Four Seasons Hotel, wo mit dem Anahita Course von Ernie Els das wahre golferische Highlight von Mauritius steckt.
Disclaimer: Laut Kommentaren der Hotel-Leitung auf Tripadvisor hat man aufgrund vieler negativer Kommentare zum Golfplatz seit diesem Besuch die Fairways auf den ersten 9 Löchern verbreitert und arbeitet gerade daran, das Gleiche auf den zweiten 9 Löchern zu tun. Ein sehr zu begrüßender Schritt, der die Qualität des Platzes in Zukunft heben könnte.