Mit dem Lübker Golf-Resort ist 45 Autominuten nordöstlich von Aarhus vor zehn Jahren eine Destination entstanden, die bei ihrer Eröffnung als eines der besten Golfziele Dänemarks gepriesen wurde. Lübker ist, wie alle dänischen Plätze, gerade für Norddeutsche hervorragend gelegen. Von Hamburg aus dauert die Autofahrt gerade einmal vier Stunden, wer es drauf anlegt, kann fast einen Tagesausflug draus machen. Allerdings muss man früh aufbrechen, denn Robert Trent Jones jr. hat in Lübker nicht nur 18 Löcher sondern gleich 27 errichtet. Wir haben uns die Anlage einmal angeschaut.
Linksgolfer: Dänemark ist immer noch eine unterschätzte Golf-Destination. Von Hamburg braucht es beispielsweise mit dem Auto nur gut drei-vier Stunden, um zu einem überraschend guten Preis/Leistungs-Verhältnis Golf zu spielen. Allenfalls die Niederlande sind aus dem Norden eine ähnliche Fahrtzeit entfernt – zu den guten Plätzen, dauert es allerdings etwas länger. Wann bist Du das erste Mal nach Dänemark gefahren?
Reisegolfer: In Dänemark waren wir schon öfter. Meist wurde mit mehreren Freunden ein Haus in der Nähe eines Strandes gemietet. Das war aber immer ohne Golf. Das erste Mal mit Schlägern war ich vor ein paar Jahren dort. Auf der Durchreise von einer Woche Golfen in Schonen. Eigentlich wollte ich den Scandinavian Kurs bei Kopenhagen spielen. Die haben aber auf meine E-Mails nicht geantwortet. Am Ende wurde es dann der Platz auf der Insel Römö, den ich als ersten in Dänemark gespielt habe.
Linksgolfer: Ich habe tatsächlich erst im Juli zum ersten Mal in Dänemark gespielt. Dann aber auch richtig: Innerhalb von zweieinhalb Tagen wurden es 81 Löcher. 27 davon fanden im Lübker Golf Club statt, jeweils einmal die 9-Loch-Schleifen Forest, Sky und Sand. Alle drei starten und enden am Clubhaus / Appartementkomplex. Du hast damals allerdings nur 18 Löcher gespielt. Welche waren das und wie hast Du Dich letztlich entschieden, genau diese zu nehmen?
Reisegolfer: Da wir auf der Durchreise von Norwegen nach Hamburg waren, reichte bei uns die Zeit nur für 18 Loch. Gespielt haben wir die Sand/Sky Kombination. Diese hatte ich ausgewählt, weil sie auf der Top 100 Golfcourses Website als eine der 100 besten Plätze in Kontinentaleuropa bewertet wurde. Bisher bin ich mit deren Bewertungen recht gut gefahren.
Linksgolfer: Ich kann Dir verraten, dass Ihr es richtig gemacht habt. Die Forest-Schleife ist nicht nur die deutlich kürzere sondern auch die langweiligste. Ich würde sie zwar nicht als Pitch-und-Putt-Kurs bezeichnen – dazu braucht man am letzten Loch ein zu langes Carry vom Tee und auf dem Rest der Bahnen eine zu große Genauigkeit – aber die Schleife hat irgendwie den Eindruck eines Add-Ons. Das soll allerdings nicht heißen, dass es keine guten Bahnen gibt. Die zwei hat ein rundherum sehr gut mit Bunkern verteidigtes Grün, die 4 ist ein kluges, strategisches, kurzes Par 4 und das Grün der 6 hat eine mutige Ondulierung. Daneben gibt es aber auch zwei unglaublich öde Par 3s und mit Bahn drei ein Par 5, das man gleich in die Luft sprengen sollte. Denn das Fairway auf den letzten 120 Metern zum Halbinselgrün ist etwa zehn Meter breit, für schwächere Spieler kaum spielbar. Aber genug gemosert: Welche 9-Loch-Schleife hat Dir denn am Besten gefallen?
Reisegolfer: Irgendwie gefielen mir beiden Teile nicht schlecht. Der Sand Course (unsere ersten 9) gefiel mir aber etwas besser. Das kann aber auch an den vielen Häusern am Sky Course gelegen haben. Auch wenn diese für mich als Architekturinteressierten sehr interessant waren. Das hatte wenig mit den Häusern zu tun, die man oft an vielen Plätzen in den USA vorfindet.
Linksgolfer: Das ist ein spannender Punkt, den Du ansprichst. Als der Platz am 27. September 2008 eröffnete, träumte Eigentümer Poul Anker Lübker von 3600 Betten an den Rändern der Spielbahnen. Doch 12 Tage vor der Eröffnung kollabierte Lehman Brothers und das Platzen der Immobilienblase wirkte sich auch auf Lübker Golf aus. Weil nur ein Bruchteil der geplanten Häuser bisher gebaut wurden, wurde das 265 Millionen Euro Investment für viele Anteilseigner zum Abschreibungsprojekt. Ich mag mir allerdings gar nicht vorstellen wie das Resort mit allen Häusern aussehen würde. Denn anders als Du empfand ich die Bebauung auf der Sky und Forest Schleife als extrem aufdringlich. Besonders weil das Routing auf beiden Plätzen einen großen Umweg macht, nur um ein paar Bahnen mit jeder Menge Bauplätzen einzubauen. Resultat sind zahlreiche erzwungene Löcher, deren Bebauung ich auch nicht gerade als ästhetisch empfand. Moderne Bungalows neben Blockhäusern? Furchtbar! Schon alleine deshalb empfand ich die Sand-Schleife als die Beste. Denn dort stehen bis dato die wenigsten Häuser. Aber auch was das Design der Bahnen angeht, hat sich Robert Trent Jones jr. hier die meiste Mühe gegeben. Besonders die drei Par 5s sind stark und eine spielerische Herausforderung. Phasenweise habe ich mich dort sogar an Föhr erinnert gefühlt. Welche Bahnen haben es Dir angetan?
Reisegolfer: Tja. Das ist dann Pech für die Investoren und Glück für die Golfer, dass der Platz nicht vollständig mit Häusern umbaut ist. Und an der Sand-Schleife sind ja so gut wie keine Häuser vorhanden. Mit der Architekturmischung habe ich persönlich kein Problem. Ich muss da ja nicht wohnen. Wegen der Plätze bin ich bei Dir. Der Sand Course ist der beste und die Par 5 sind wirklich klasse. Loch 3 auf Sand, das kurze Par 4, fand ich aber auch gut. Auf der Sky Runde gefielen mir die beiden Par 5s (am Anfang und am Ende!) nicht so gut. Da fand ich die Par 4 besser. Und die Wege zwischen manchen Löchern waren wirklich recht lang. Dem Vergleich mit Föhr stimme ich nur zum Teil zu. Auf Föhr sind mehr offene, weite Löcher. Auf dem Lübker Kurs ist der Wald allgegenwärtiger. Wie hat Dir eigentlich die Hotelanlage gefallen, falls man das so nennen kann? Für mich war das mehr eine Appartmentanlage.
Linksgolfer: Die Appartements sind großzügig geschnitten und vollkommen in Ordnung. Übrigens werden sie privat und nicht über den Club vermittelt. Die 1 und die 9 auf dem Sky-Kurs haben das Problem, dass sie über eine Wetland-Area führen, die zumindest auf der 1 an einer blöden Stelle untergebracht wurde. Ich hatte einen guten 200+ Meter Drive in die Mitte des Fairways und hätte 180 Meter carry für den zweiten Schlag gebraucht, um trocken zu bleiben. Also blieb mir nur ein Pitch übrig. Als ich zurück vom Grün geblickt habe, habe ich überlegt, was ich hätte anders machen können. Und die einzige Möglichkeit wäre, ein 200 Meter Drive über 25 Meter hohe Bäume auf ein schmales Fairwaystück. Manche würden jetzt sagen: tolles Risk-Reward. Aber das ist es nicht. Es geht mir ja nicht darum, mit dem zweiten aufs Grün zu hauen sondern nach einem guten Drive nicht 160 Meter für den dritten (!) haben zu müssen. Auf der 9 ist es besser, denn nach einem guten Drive reicht ein Eisen, um drüber zu kommen. Was wären denn deine Top 5 Löcher von Lübker?
Reisegolfer: Bei Loch 1 Sky stimme ich Dir zu. Da habe ich nachher auch überlegt, was ich hätte anders machen können. Da ich ja nicht so lange Schläge habe, blieb mir sowieso nur vorlegen übrig. Meine Top 5 ist etwas schwierig, weil ich mehr nennen könnte. Ich versuche es aber mal. Meine Favoriten wären dann Sand 1 (Par 5, 536 Meter), Sand 3 (Par 4, 286 Meter), Sand 9 (Par 4, 418 Meter), Sky 2 (Par 4, 362 Meter) und Sky 8 (Par 4, 400 Meter). Wie Du siehst, ist dort kein Par 3 dabei. Wie haben Dir die Par 3s gefallen?
Linksgolfer: Ja, das stimmt schon. Bei den Par 3s hat Robert Trent Jones jr. jetzt keine legendären Löcher gebaut. Auch dort haben mir zwei der drei auf der Sand-Schleife am Besten gefallen. Sand 2 (147 Meter) hat ein gut verteidigtes, diagonal vom Spieler weglaufendes Grün und Sand 4 (222 Meter) ist zwar tough, weil nicht nur ein Baum im Weg steht, sondern dieser auch noch von langen Gräsern umgeben ist, die von ihm abgefangene Bälle fressen. Aber optisch hat das für mich viel hergemacht.
Bei Deiner Auswahl an besten Löchern gehe ich mit Sky 2 und Sand 1 konform. Sand 9 hat mir auch gut gefallen, allerdings muss man da schon einen langen Ball schlagen, um die Waste Area und den dahinter liegenden Bunker zu überfliegen. Und wenn dann auch noch die Fahne ganz rechts gesteckt ist, kann man mit einem Bogey sehr zufrieden sein. Und auch Sky 8 ist nicht ohne. Denn da braucht es selbst von den Standard-Herren-Tees einen 200+ Meter Drive, um das Grün anspielen zu können. Ich bin mit Sicherheit kein Longhitter, lasse aber doch noch einen Großteil an Golfern kurz. Und wenn das bereits bei mir trotz richtiger Teewahl grenzwertig war, wird es viele geben, die hier ihren zweiten Schlag nur 20 Meter nach vorne chippen können.
Dafür haben wir aber noch einige andere Bahnen gut gefallen. Sand 5 (Par 5, 579 Meter) ist aufgrund seiner Länge auch nicht ohne, ist aber gut geroutet und hat eine tolle Bunkerlandschaft 100 Meter vor dem Grün (ähnlich Gelb 2 von Föhr). Und dann fand ich noch zwei Löcher auf der Forest-Schleife gut: Forest 2 (Par 4. 473 Meter) ist ein Dogleg nach links mit einem riesigen Bunker links vom Grün und clever vorgelagerten Grünbunkern und Forest 4 (Par 4, 322 Meter) ist ein klassisches Risk-Reward-Loch. Wer lang ist, kann das Grün angreifen. Normale Spieler legen sicher ins Fairway, haben dann aber einen blinden Schlag ins Grün.
Reisegolfer: Also ein mehr oder weniger gelungener Platz, den man ruhig mal spielen sollte, wann man in der Gegend von Aarhus ist. Auch wegen des besten Smørrebrøds, was ich bisher in Dänemark essen durfte.
Gespielt am: 16./17. Juli 2019