Durch die Reisebeschränkungen wegen Corona war ich in den ersten Monaten des Jahres stark eingeschränkt, was Golfreisen betraf. Insgesamt wurden mir bis Ende April 5 allgemeine Reise und 3 Golfreisen von Veranstaltern storniert. Da bat sich das Tourismus-Pilotprojekt des Landes Schleswig-Holstein Anfang Mai natürlich an, wieder mal rauszukommen. Also wurden sofort ein paar Tage in einem Apartment in Wenningstedt gebucht und ich konnte wieder mal neue Golfplätze spielen, ohne einen langen Tagesausflug von Hamburg aus machen zu müssen. Nachdem ich den GC Sylt am ersten Tag spielte, war am nächsten Tag der Marine Golf Club dran.
Golf auf Sylt begann in den 50er Jahren, als ein dort stationierter Offizier der Royal Air Force einen kleinen 6-Loch Platz neben dem heutigen Flughafen Westerland für sich und seine Offizierskollegen bauen ließ. Bis zum Abzug der RAF 1961 wurde hier fleissig Golf gespielt. Nach dem Abzug der Briten übernahm Axel Springer der Kurs für seinen Privatgebrauch. Als 1966 der “eigene” Platz von Axel Springer in Morsum eröffnet wurde, geriet der Platz am Flughafen in Vergessenheit und wucherte zu.
1979 bekommt die Marinelehrgruppe auf Sylt einen neuen Kommandanten. Dieser sorgt dafür, dass der 9-Loch Platz wiederbelebt wird und dass auch Sylter Bürger Mitglied werden konnten. Irgendwann nach der Wiedervereinigung Deutschlands zog dann die Bundeswehr aus Sylt ab und die zivilen Mitglieder übernahmen den Club und den Platz. Mitte der 2000 Jahre erwarb der Club noch 13 ha Land und man entschied sich, aus dem alten, vielleicht doch eher langweiligen Platz einen 18 Loch Linkskurs zu machen. Dafür wurde der schottische Architekt Kenneth J. Moodie engagiert.
2006 konnte der Marine Golf Club dann den neuen Platz eröffnen. Und 15 Jahr später hatte ich dann mal Gelegenheit, den Platz zu spielen und zu prüfen, ob es auch ein echter Linkskurs ist. Vor etwas mehr als 10 Jahren kam das Buch “True Links” auf den Markt. Dies ist nicht nur für uns die Bibel, was ein Linkskurs ist und was nicht. Sondern auch für viele andere. Wer also irgendwann sagen möchte, ich habe alle Linkskurse der Welt gespielt, der muß alle 246 dort aufgeführten Plätze gespielt haben. In dem Buch sind übrigens für Deutschland 3 Linkskurse aufgeführt. Der Marine Golf Club ist nicht dabei. Ob zurecht, konnte ich nun überprüfen.
Der Platz ist etwas nördlich des Flughafen in Westerland gelegen und ist mehrheitlich auf Sandboden. Die Runde beginnt mit einem kurzem Par 5, welches schon früh den Charakter des Kurses zeigt. Nicht ganz so interessante Fairways und ein toller Grünkomplex. Natürlich gibt es, wie so oft, hier auch Ausnehmen. Das kurze Par 4 an der 2 ist so ein Loch. Mit 277 Metern ein kurzes Par 4, aber interessant zu spielen. Loch 3 ist am spannendsten vom hohen weißen Abschlag. Von Gelb und Rot ist ist das Par 3 einiges kürzer und nicht ganz so gut.
Die Löcher 4 bis 6 fand ich nicht ganz so aufregend. Aber auch hier waren die Grüns recht ansprechend. Loch 7 war dann wieder ein vernünftiges Par 3. Hier gab es sogar einen halben Burn. Die 8 fand ich ok, aber hier war dann der Grünkomplex schwächer. Loch 9 ist dann ein mittellanges Par 5, mit einem anständigen Abschluss. Die zweite Hälfte des Platzes beginnt aus meiner Sicht mit 2 nichtssagenden Löchern. An der 11 gibt es zwar einen Bach knapp 100 Meter vor dem Grün, aber das reisst es auch nicht raus.
Echtes Linksgolf Feeling kommt dann wieder an der 12 und der 13 auf. Ein kurzes Par 4 und ein kurzes Par 3, welche man auch so oft auf britischen Linkskursen antrifft. Die 14 ist ein langweiliges, langes Par 5 und nicht wirklich erwähnenswert. 15 -17 ist dann wieder richtiges Linksgolf. Vor allem die Grünkomplexe machen wieder Freude. Das Licht passte auch und ich dachte für einen Moment ich wäre in Schottland. Das Par 5 an der 18 war ok, aber nichts, was man sonst nicht auch findet.
Auch hier kann ich leider nicht sagen, ob die Gastronomie was taugt. Kann zwar sein, dass sie geöffnet war, aber es war niemand auf der Terrasse zu sehen und ich wollte nach meiner Runde auch keine unnötigen Wege mehr gehen. Ein morgendliche Radtour über 30 Kilometer mit viel Gegenwind und 18 Loch mit getragenem Bag reichten für den Tag. Um noch einmal zu den True Links zurückzukommen muss ich sagen, dass der Marine Golf Club nach den dort aufgeführten Kriterien für mich doch ein echter Linkskurs ist. Nach meinem Eindruck werden die 5 Kriterien im Marine Golf Club erfüllt. Und auch wenn ich geschrieben habe, dass die Fairways oft nicht so spannend sind, lohnt sich eine Runde hier auf jeden Fall.
Gespielt am 10.05.21