Masters Tag 1: Ein Fazit

Untreue hin, Untreue her: Golf ist einfach viel geiler wenn Tiger Woods mitspielt. Wer dies bezweifelt hat, braucht sich nur seinen Wahnsinns-Schlag ins Grün der 9 anschauen. Nach einem missplatzierten Abschlag von einem riesigen Baum gesnookert, hämmerte Woods kurz mal eben ein langes Eisen mit einem 30-Meter-Hook um den Baum drei Meter an die Fahne: Birdie! Und auch die Frage wie eingerostet er ist, wurde schnell beantwortet: Zum ersten Mal in seiner Masters-Karriere spielte er zwei Eagles in einer Runde, zum ersten Mal überhaupt blieb er in der Auftaktrunde unter 68 Schlägen. Und wenn er etwas mehr Glück beim putten gehabt hätte (zwei Lip-Outs und mehrere andere Lochkratzer), würde er bereits jetzt in Führung liegen.

Die hat bei der offenen Senioren-Meisterschaft von Augusta der 50-jährige Fred Couples übernommen, der mit einer 66 seine beste Runde überhaupt in Augusta National hinlegte. In Lauerstellung liegt der noch mal zehn Jahre ältere Tom Watson, der erst zum dritten Mal beim Masters eine 67 spielen konnte. Und auch die Ex-Champions Sandy Lyle und Bernhard Langer blieben unter Par. Eine Situation, die die Veranstalter in eine knifflige Situation bringt. Weil sich der Kurs gestern relativ kurz spielte (und trocken war), konnten die Veteranen dank ihrer Erfahrung mit den Jungspunden mithalten. Sicherlich ist/war geplant, den Platz heute oder morgen deutlich länger spielen zu lassen. Doch das könnte gerade für Spieler wie Watson zu hart werden. Vielleicht entscheidet man sich ja doch angesichts der derzeitigen Situation, die das Masters 2010 zu DEM Golfturnier der letzten Jahre machen könnte, ja doch dagegen. Es wäre wünschenswert.

Aber selbst wenn die Senioren zurückfallen, würde es noch genügend andere faszinierende Geschichten geben. Neben Woods sind auch noch sein ewiger Rivale Phil Mickelson sowie der Koreaner Y.E. Yang, der bei der PGA Championship Woods Unantastbarkeit zerstörte, mit vorne dabei. Und Martin Kaymer? Der deutsche Shooting-Star bewies leider erneut, dass ihm Augusta derzeit noch eine Nummer zu groß ist. Bei idealen Scoring-Bedingungen spielte er eine enttäuschende 76 und läuft Gefahr erneut nicht das Wochenende zu sehen. Denn nur die ersten 44 sowie alle Spieler innerhalb von zehn Schlägen zum Führenden überstehen den Cut. Durch die vielen guten Ergebnisse des ersten Tages, ist anzunehmen, dass der Führende mit etwa -8 ins Wochenende geht. Und die Top 44 liegen nach dem ersten Tag bei Even Par. Kurz gesagt: Wenn Kaymer nicht mindestens eine 70 spielt (etwas, was ihm beim Masters bisher noch nicht gelungen ist), kann er heute seine Koffer packen und kurzfristig seine Operation am Fuß vorverlegen.

Da ist es sicher nur ein schwacher Trost für ihn, dass er bei weitem nicht der schwächste Spieler aus den Top Ten der Weltrangliste ist. Jim Furyk, für den die Bedingungen eigentlich optimal gewesen wären, schoss sich mit einer 80 bereits nach 18 Loch aus dem Turnier, u.a. weil er an der 16 zwei Bälle ins Wasser schlug.

Weitere Randbemerkungen zum ersten Tag:

  • Von den 31 Spielern unter Par stammen 14 aus den USA, acht aus Europa, je drei aus Asien und Südafrika, zwei aus Australien und einer aus Kanada.
  • In der Amateurwertung liegt der 16-jährige Matteo Manassero mit -1 vorne – eine der wenigen Prognosen meiner Vorschau, die auch eingetroffen sind.
  • Die andere betrifft das Ende des Leaderboards. Dort befinden sich der Waliser Ian Woosnam mit einer 81 sowie der Neuseeländer Michael Campbell, der mit einer 83 seine Abwärtsspirale fortsetzt
  • David Duval zielte an Loch 8 mit seinem Abschlag besonders genau. Sein unter die Zuschauer verzogener Ball traf exakt Ehefrau Susie
  • Das Ärgernis des Tages war, dass Sky auf seinem HD-Kanal lieber belanglose Analysen der Europa-League zeigte, statt Live-Sport zu übertragen. Erst um 0 Uhr ging dort das Masters an den Start. Glücklicherweise gab es im Internet eine Quelle, die die diversen Streams von masters.com auch für europäische Zuschauer empfangbar machte. In sehr guter Qualität ließen sich so Amen Corner, die Löcher 15&16 sowie die Back 9 eines ausgewählten Flights (gestern: Westwood, Weir und Manassero. heute: Woods, Choi und Kuchar) verfolgen. Und da wundert sich Sky noch, warum die Kunden in Scharen weglaufen
  • Von den drei Spielern, die im vergangenen Jahr das Playoff bestritten schaffte es keiner unter Par. Kenny Perry schaffte mit Even noch die beste Runde, Titelverteidiger Angel Cabrera kämpfte sich zu einer 73 und Chad Campbell ist mit einer 79 bereits komplett aus dem Rennen.
  • Weil das Provozieren von Woods auf dem Platz mit Rauswurf geahndet würde, griffen einige unverbesserliche Scherzbolde zur Luftattacke. Sie mieteten ein Flugzeug, dass das Banner “Tiger: Did you mean Bootyism?” hinter sich her zog.
  • Schlechtester Flight des Tages: Jim Furyl, Angel Cabrera und Byeong-Hun an kamen zusammen auf +15.
    Bester Flight des Tages: Tiger Woods, K.J. Choi und Matt Kuchar kamen auf -11. Soviel dazu, dass eine Startzeit mit Woods für seine Mitspieler ein Fluch ist.
  • Wichtige Mitteilung: Die Startzeiten der späteren Starter verschieben sich heute um eine halbe Stunde, weil Ben Crane im ersten Flight auf die Runde schleicht (zu allem Überfluss auch noch mit Michael Campbell, der wohl wieder mehr Schläge als jeder andere braucht)

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