Monty: Schuld war nur der Bossa Nova!

Wenn Colin Montgomerie seine Karriere beendet, kann er ja vielleicht Simon Cowell (der Dieter Bohlen Großbritanniens) als Juror bei X-Factor beerben. Schließlich bewies er gestern zum wiederholten Male sein Talent als Musikkritiker. Bereits 1997 bei der BMW Open tobte er nach der Runde, ein Richard-Clayderman-mäßiger Pianist hätte ihn mit seinem zu lauten Geklimpere am 18. Grün den Sieg gekostet. Jetzt wurde Montgomerie erneut wegen zu lauter Musik zum HB-Männchen. In der ersten Runde der Spanish Open kam Monty aussichtsreich im Turnier liegend auf das letzte Grün, als ihm laute Musik aus dem angrenzenden Zelt entgegenschallte. Drei Putts später ging er wenig amused mit einem Bogey statt einem Birdie vom Grün und verlieh seinen Gefühlen auf bekannt diplomatische Art und Weise Ausdruck. “Ist das hier eine beschissene Party oder ein Golfturnier?”, fauchte er Turnierdirektor Miguel Vidoar an.

Nur ein weiterer Beleg dafür, dass uns ein unterhaltsamer Ryder Cup bevorsteht. Was wird wohl passieren wenn ein schief stehender Grashalm einen Putt der Europäer in die falsche Richtung laufen lässt? Wird Monty die Absperrungen durchbrechen und Anthony Kim k.o. schlagen wenn dieser wieder auf dem Fairway zelebriert? Und müssen Spieler, die nicht genügend Punkte einfahren, Strafrunden um Celtic Manor drehen? Das Potential für Monty-spezifische Ryder-Cup-Wetten ist fast noch größer als für Tiger-spezifische Wetten bei dessen Masters-Rückkehr.

Allerdings werden besonders in der britischen Presse die Stimmen lauter, die fürchten man habe nach Nick Faldo erneut den falschen Mann ans Ruder des europäischen Teams gesetzt. Bereits seine Ernennung stand unter einem schlechten Stern und endete in einem öffentlichen pissing contest zwischen Monty und Sandy Lyle, aus dem am Ende beide schwer angeschlagen hervorgingen. Anschließend legte sich Montgomerie auch noch mit einigen seiner wichtigsten Spieler an. Nachdem er bereits in der Vergangenheit auf Ian Poulter losgegangen war, äußerte er sich erneut abfällig über Poulter und einige Kollegen als diese die Vivendi Trophy schwänzten. Dass Poulter mittlerweile der wichtigste Mann für das europäische Team geworden ist, entbehrt nicht einer gewissen Ironie.

Unter diesen Voraussetzungen eine positive Grundstimmung im europäischen Team zu etablieren, wird für Montgomerie zu einer echten Herausforderung. Denn auch wenn immer gesagt wird, ein Ryder-Cup-Kapitän habe nicht viel mehr als eine Schirmherren-Funktion, haben gerade die letzten Jahre bewiesen, dass das längst nicht mehr stimmt. So hat Bernhard Langer durch die Beschwörung des Teamgeistes 2004 ein unterlegenes europäisches Team zu einem großen Triumph geführt. Und vor zwei Jahren hat Nick Faldo zwar sowohl bei den Captain’s Picks als auch bei den Aufstellungen nicht sonderlich viel falsch gemacht, doch seine eher kühle und abgeschottete Führung des europäischen Teams gegen ein deutlich emotionaleres US-Team war sicherlich ein Mitgrund für die Niederlage 2008.

Nun wird sich Monty bis Celtic Manor sicherlich nicht ändern können. Wie schwierig so etwas ist, hat man ja jüngst bei Tiger Woods Ankündigung eines zahmeren Verhaltens auf dem Platz gesehen. Aber es wird spannend zu sehen sein, ob Colin Montgomerie es gelingt, seine aufgestaute Wut in die richtigen Wege zu kanalisieren. Denn eines steht jetzt schon fest: Wenn die Europäer auf heimischen Boden erneut verlieren sollten, wird bei der Wahl des nächsten Kapitäns sicherlich erst einmal ein Persönlichkeitstest verlangt.

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