Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich vermuten, die Webseite RC Deutschland wäre das neueste Internetportal für Stand-Up-Comedy. Nicht nur weil einige Sprüchlein der Bekenner (welcher überbezahlte Marketingstratege hat sich eigentlich diese Begrifflichkeit ausgedacht?) Erinnerungen an Grundschul-Poesiealben wecken. Ein Wunder, dass noch niemand auf die Idee gekommen ist zu schreiben “Der beste Weg einen Ryder Cupper zu finden, ist selber einer zu sein” oder “Lebe glücklich lebe froh, wie der Mops als Golferpro”
Ansonsten ist aber alles vorhanden: Schlechte Reime, die gegen jedes Versmaß verstoßen; Tausende, die auf den ausgetretenen Sommermärchen- oder “Yes we Can”-Pfaden wandeln; (Anmerkung am Rande: meine Lieblings-Verwendung ist übrigens noch immer die eines Hamburger Steakhauses, das ein “Yes we can”-Eat-Buffet anbietet) und Fragen, die leider nicht so rhetorisch sind, wie sie gedacht waren (Wenn nicht hier/jetzt, wo/wann dann). Ja sogar Prominente wie Helmut Zerlett und Sonja Zietlow (die fett Moderatorin RTL dahinter schreibt um die Wichtigkeit ihres Sprüchleins zu unterstreichen) oder Profigolfer wie Florian Fritsch und Stephan Gross Jr. haben sich bekannt – Martin Kaymer bisher ironischerweise übrigens nicht. Am amüsantesten ist es jedoch, nach Bekennern aus dem eigenen Golfclub zu suchen – der unfreiwilligen Komik sind dabei keine Grenzen gesetzt.
Aber ich schweife ab. Das soll nicht der Punkt dieses Artikels sein. Tatsächlich applaudiere ich jedem, der sich mit seinem Sprüchlein dafür einsetzt, den Ryder Cup nach Deutschland zu holen. Dass ich nicht dazu gehöre, dürfte niemanden verwundern, da ich bereits zuvor gesagt habe, dass ich den Ryder Cup eher 2022 in Deutschland bevorzuge, dennoch verfolge ich interessiert, aber unemotional die deutsche Bewerbung. Und als neutraler Beobachter muss ich sagen, dass sich die deutschen Organisatoren mit der Bekenner-Kampagne einen Bärendienst erwiesen haben – und dies hat nichts mit der Qualität der abgegebenen Sprüche zu tun.
Die hinter der Bekennerkampagne steckende Idee war es, die Sprüche in die deutsche Bewerbungsmappe einzuarbeiten um damit zu zeigen, wie sehr die golfende deutsche Bevölkerung hinter der Ryder-Cup-Bewerbung steht. Nach derzeitigem Stand haben sich 12.524 Clubmitglieder zu der deutschen Bewerbung bekannt. Das hört sich eindrucksvoller an, als es ist. Umgerechnet sind dies lediglich 2,17% der deutschen Golfer – und das obwohl die Kampagne mittlerweile in jedem deutschen Golfclub beworben wird. Nicht gerade Zahlen, mit denen man die internationalen Entscheider beeindrucken kann. Was also tun? Natürlich das, was Sportfunktionäre bereits in die Wiege gelegt bekommen: BestechungAnreize schaffen.
Zuerst wurden unter allen Bekennern Freikarten für den Ryder Cup 2010 ausgeschrieben. Nun bietet man auch noch reduzierte Eintrittskarten für die Mercedes Benz Championship und für alle Neubekenner (bzw. alle, die drei zusätzliche Bekenner anwerben) einen Startplatz beim Pro-Am an. Vermutlich ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis man Drückerkolonnen anheuert, die an Ihrer Haustür oder auf Ihrem Telefon klingeln. Ob der Plan aufgeht und sich am Ende wenigstens 10% der deutschen Golfer bekennen, wird zu beobachten sein.
Fakt ist zumindest, dass diese Maßnahmen nicht gerade im Einklang mit “Emotions made in Germany”, dem selbstgewählten Motto für die Ryder-Cup-Bewerbung stehen. Denn mit Emotionen hat es nicht besonders viel zu tun, wenn man sich aus monetären Gründen zu einer Unterschrift durchringt. Man könnte ja das Motto einfach in “Profit made in Germany” abwandeln. Vielleicht gar keine so schlechte Idee: Wenn das europäische Ryder-Cup-Kommittee so ähnlich tickt wie das IOC, wäre Deutschland damit sicher ganz vorne dabei.