Beim 94. Ordentlichen Verbandstag des Deutschen Golf Verbands wurde den Anwesenden doch tatsächlich eine echte olympische Goldmedaille gezeigt. Glaubt man dem DGV-Sprachrohr golf.de, dann erntete der Bobfahrer André Lange hierfür “ein respektvolles Raunen vom Saal”. Die Vision Gold sei angesichts des Edelmetalls greifbarer geworden, heißt es.
Doch was ist eigentlich diese Vison Gold? Sie ist vor allem Blendwerk.
Medaillen möchte man bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro gewinnen und die DGV-Granden entwickeln dafür einen nationalen Ehrgeiz chinesischen Ausmaßes. Da werden Elite-, National- und Junior-Teams für Germany, äh, Deutschland aufgestellt und eine neue Golf Liga ins Leben gerufen.
DGV-Präsident Hans Joachim Nothelfer spricht von einem neuen Zeitalter im deutschen Golfsport, weil Profis und Amateure in gemeinsamen Teams spielen.
Klingt ja eigentlich gut, ist aber ziemlicher Mumpitz. Denn die Qualifikation für Olympia erfolgt über die Weltrangliste der Profis – deshalb stehen zurzeit auch nur Berufsspieler (Siem, Gal, Kaymer, Masson) im vierköpfigen Elite Team, das 2016 nach Rio fahren darf. Und daran wird sich meiner Meinung auch nichts ändern.
Natürlich wird argumentiert, dass die neue und viel intensivere Förderung der großen deutschen Talente den Übergang von Amateur zu Profi erleichtert. Es werden laut Pressemitteilung ” die Besten der Besten in das System” integriert. Eliten braucht das Land.
Das sind tolle Töne, die da von Seiten des DGV gespuckt werden. Damit würde sich nämlich ein kleiner Sinneswandel innerhalb des Verbands abzeichnen. Dieser war bislang eher dafür bekannt, seine Amateure häufig fallen zu lassen, sobald sie den Schritt in den Berufssport wagen. Und wenn man manchen Erzählungen glauben mag, dann wurde jungen Athleten mit solchen Flausen von Seiten der ambitionierten Funktionäre auch gerne die Pistole auf die Brust gesetzt.
Fakt ist, dass Amateurspieler der hiesigen Topclubs häufiger in Fünfsterne-Hotels absteigen als Rookies auf der Tour. Die Förderung junger Talente endete in Deutschland meist, wenn sie in die harte Berufswelt des Profigolfs eintauchten. Für die Clubs und den DGV hatten sie in diesem Moment ihre Schuldigkeit getan. Das sind zumindest die Geschichten, die ich in letzter Zeit wieder gehört habe.
Eine entscheidende Frage ist: Was möchte der DGV mit seiner neuen Qualitätsoffensive erreichen? Gold, Silber und Bronze. Klar. Und was noch? Etwa einen deutschen Golfboom? Ich hoffe nicht, denn das wird auch mit einem Platz auf dem Treppchen nicht passieren.
Man muss kein Prophet sein: Es wird keine Live-Übertragungen im deutschen Free-TV von den Turnierrunden geben. Im besten Fall werden wir nur eine Siegerehrung sehen. Die Öffentlichkeitswirkung auf die dem Golf bislang nicht zugeneigte Republik geht gegen Null.
Und werden die Kinder in Zukunft mehr Gas geben, um besser Golf zu spielen? Wohl kaum. Es wird immer reizvoller sein, als Profi Majors zu gewinnen. Davon werden sie träumen. Eine Olympia-Medaille wird – bei erfolgreicher Karriere – nur ein schickes Anhängsel für die Sammlung sein (siehe die Trophäenschränke der US-amerikanischen NBA-Spieler).
In meinen Augen ist die Vision beziehungsweise Gier nach Gold nur den Eitelkeiten der Verbandsoberen mit ihrer unterschiedlichen Interessen geschuldet. Man möchte sich im Erfolg sonnen und sich diesen dann wohlmöglich auch noch selbst zuschreiben.
Ich freue mich jetzt schon, wenn Eicko Schulz-Hanßen, DGV-Vizepräsident und hauptberuflicher Geschäftsführer des Golfclub St. Leon-Rot, bei einem Olympiatriumph stolz auf das 2012 in Betrieb genommene DGV-Leistungszentrum in dem von ihm gemanagten Club hinweist. Allerdings wird die Doppelspitze dann wohl aber die Geschichte vergessen zu erzählen, als er einen St-Leon-Rot-Spieler für einige Zeit vom Mannschaftsbetrieb ausschloss, weil dieser direkt im Anschluss an einen DGV-Lehrgang mit einem Deutschland-Bag und nicht mit dem Club-Bag auf die Driving Range kam. Man muss halt Prioritäten setzen.