Linksgolfer
9
Pluspunkte
Loch 6-10 sind unerreicht
Abschlag der 18 vergisst man nie
Klug verteidigte Bahnen
Die Anfahrt ist wie ein Urlaub im Kleinformat
Negativpunkte
Das Greenfee lässt schlucken
Inland-Löcher sind deutlich schwächer
6h-Runden sind nicht ungewöhnlich
9

Kein Golfplatz der Welt ist es wert, 490 Euro für ein Greenfee zu bezahlen. Diese Einstellung hatte ich vor der Runde auf dem legendären Pebble Beach Golf Links und diese Einstellung habe ich danach. Und dennoch habe ich nicht eine Sekunde gezögert, sie zu zahlen – so wie jeden Tag hunderte andere auch, denn eine Teetime auf dem laut diverser Ranglisten besten frei zugänglichen Golfplatz der Welt ist schwer zu bekommen. Selbst wenn man – was ich eigentlich ungern tue – die Journalisten-Karte ausspielt, bekommt man nicht einen Cent Nachlass gewährt. Der einzige Luxus, den man erhält, ist die Vorabreservierung einer Teetime. Denn für die muss man eigentlich eine Buchung in einem Hotel des Resorts vorweisen – eine Auslage, die noch einmal diverse hundert Dollar kostet.

Es gibt viele Faktoren, die den Greenfeepreis diktieren. Neben den Golfplatz-Rankings ist dies in erster Linie die Tatsache, dass jährlich das Pebble Beach Pro-Am gastiert und der Club sechs Majors austragen durfte. Dann sind da die perfekten klimatischen Bedingungen in Kalifornien, die nahezu 365 Tage im Jahr Golf bei idealen Bedingugen ermöglichen. Hinzu kommt, dass der Platz in einer Luxus-Ecke der USA liegt. Auf der Monterey Halbinsel tümmelt sich alles, was schön und reich sein möchte. Hier, wo Clint Eastwood Bürgemeister von Carmel war finden sich Luxus-Anwesen, wohin man blickt. Hier muss man 10 Dollar zahlen, um mit dem Auto über den legendären 17 Mile Drive (der auch Blicke auf Cypress Point und diverse andere Plätze gewährt) zum Resort zu gelangen. Und hier hat man exklusive Blicke auf den Pazifik. Und das ist auch der Hauptgrund, warum sich alles darum schlägt, auf diesem Fleckchen Erde einen Golfball aufteen zu dürfen.

Pebble Beach ist ein Stück heiliger Boden. Man sagt, es sei der großartigste Treffpunkt von Wasser und Land auf der Welt. Dieser Platz ist wie der von Menschenhand geschaffene Himmel.

Johnny Miller

Es gibt nur wenige andere Plätze auf der Welt, die einen so ehrfürchtig erstarren lassen vor der Natur. Die zerklüftete Steilküste an der Carmel Bay mit ihren Blicken auf den Ozean ist einfach eine traumhafte Kulisse – und weil das Spieltempo auf dem Pebble Beach Golf Links dank Viererflight an Viererflight unerträglich langsam ist, hat man viel Zeit sie zu genießen. An welchem anderen Ort ist es einem schon egal, dass man 5 1/2 bis 6 Stunden für 18 Löcher braucht?

Doch erst einmal braucht man Geduld, denn vom Ozean ist anfänglich nicht viel zu sehen. Dafür ist am ersten Tee Nervenkitzel angesagt, schließlich gibt es unzählige Zuschauer, die neugierig darauf lauern, wie sich die nervösen Golfer bewähren – vor Ort und auch im Internet. Denn eine von fünf Live-Webcams ist auf das erste Tee gerichtet. Wer seine Freunde also am Erlebnis teil haben lassen will: Einfach nur die Startzeit mitteilen.

Die ersten zweieinhalb Löcher würde man am Besten als Transition Holes beschreiben. Sie sind dazu da, um den Golfer von Punkt A (dem Clubhaus) zu Punkt B (dem Ozean) zu führen. Sie haben durchaus ihr architektonisches Interesse: Nummer 1 ist ein Dogleg nach rechts (das in Wirklichkeit deutlich harmloser als auf der Videospiel-Konsole ist) mit einem gut verteidigten und gestalteten Grün. Loch 2 ist ein kurzes Par 5, das man durchaus mit dem zweiten Schlag angreifen kann, wenn man den Fairwaybunkern aus dem Weg geht. Dann kommt – nach Überquerung einer Straße – der dritte Abschlag, ein scharfes Dogleg nach links. Hat man hier seinen Ball ins Fairway platziert, geht der Spaß richtig los. Im Hintergrund des Grüns erhascht man seinen ersten Blick auf den Pazifik. Und im Anschluss bekommt man von Loch 4 bis Loch 10 die vielleicht besten sieben Löcher in Folge geboten, auf denen man jemals Golf spielen wird.

Denn nicht nur ist das Wasser stets irgendwo im Augenwinkel und im Spiel, die einzelnen Löcher sind auch von einem absolut brillanten Design. Den größten Anteil daran haben die Amateure Jack Neville und Douglas Grant, die 1919 für lau mit Pebble Beach ihren ersten Golfplatz gestalteten. Seither haben viele weitere Architekten das Layout verfeinert, wie etwa William Fowler, der das ikonische Schlussloch kreierte, Chandler Egan und Robert Hunter, die 1927 alle Grüns neu formten, oder Jack Nicklaus, der das fünfte Loch an den Ozean verlegte.

Wenn ich nur noch eine Runde zu spielen hätte, würde ich Peble Beach nehmen. Ich habe diesen Platz geliebt seitdem ich ihn das erste Mal gesehen habe. Er ist möglicherweise der beste auf der Welt.

Jack Nicklaus

Nicklaus’ Par 3 passt zwar nicht ganz ins Routing (der Weg vom Grün zum Herren-Tee der 6 ist neben dem langen Gang von der 16 zur 17 der einzige längere Fussmarsch), wird aber allgemein als große Verbesserung gegenüber dem zwischen Häusern durchführenden alten Loch 5 gesehen. Ansonsten passt es sehr gut in den Flow der Löcher. Die 4 ist ein exzellentes, kurzes Par 4 mit einem von Bunkern durchzogenen Fairway, dann kommt Nicklaus’ Par 3 und schließlich beginnen die Löcher, die sich einem für immer ins Gehirn brennen, wenn man sie einmal gespielt hat.

Auf der sechsten Bahn, einem Par 5, steht man nach dem Abschlag ehrfürchtig auf dem Fairway und fragt sich, wie man seinen zweiten Schlag auf das grob geschätzt 15-20 Meter höhere Plateau Richtung Grün befördern kann. Das gerade Mal 100 Yards lange (und aufgrund des Höhenunterschieds effektiv noch kürzere) Loch 7 spielt sich an jedem Tag komplett anders, je nachdem wie der Wind gerade weht und verlangt höchste Konzentration. Die 8 erfordert laut Jack Nicklaus den besten zweiten Par-4-Schlag des gesamten Golfsports, schließlich muss hier eine 160 Meter lange Schlucht überwunden werden. Eine mentale Herausforderung, die auch den blinden Abschlag beeinflusst, da man nicht zu nah an die Klippe spielen will, sich damit aber einen noch längeren Weg lässt. Und schließlich spielen sich die Löcher 9 und 10 komplett mit dem Ozean auf der rechten Seite.

Es ist erst einmal der letzte direkte Kontakt zum Ozean, aber auch die darauffolgenden Inland-Löcher haben ihren Reiz. Ein persönlicher Favorit war dabei die 16, ein Par 4 auf dem 30-40 Meter vor dem Loch etwas wartet, das vom Tee wie ein breiter Wassergraben aussieht, tatsächlich aber ein tiefer, langgezogener Bunker ist. Ein Feature, das ein guter Golfplatztester natürlich erst einmal ausprobieren muss – und tatsächlich gelang daraus ein Schlag bis auf 3 Meter an die Fahne. Ein Testament für die herausragende Qualität der Grünbunker aus denen man brillant herausspielen kann. Ich weiß wovon ich rede, weil ich es zwölf Mal getestet habe.

Zum großem Finale geht es dann mit der 17 noch einmal in Richtung Ozean. Das exzellente Par 3 spielt sich komplett anders, je nachdem ob die Fahne rechts oder links steckt. Hier wartet dann schließlich auch direkt neben dem Grün der berühmte Abschlag der 18, wo auf der linken Seite drohend das Wasser lauert und im Fairway zwei Bäume im Weg stehen. Eine eher psychologische Bedrohung, denn das Loch ist kurz genug, um es entspannt mit drei langen Schlägen zu erreichen.

Keine Frage: Es ist ein unvergessliches Erlebnis Pebble Beach zu spielen. Doch 525 Dollar ist schon eine echte Hausnummer – auch wenn man dafür einige der besten Golflöcher der Welt spielen kann und umsonst ein metallenes Angeber-Bag-Tag bekommt. Daher wird es sicher für alle Zeit ein einmaliges Erlebnis bleiben. Dafür aber eines, von dem man noch lange zehrt.

Gespielt am: 23.5.2014

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