PGA Catalunya Stadium Course

Ein toller Test für alle, die einmal wissen wollen, wie gut sie wirklich sind
Linksgolfer
6
Pluspunkte
Höchster Pflegezustand
Eine Handvoll tolle Löcher
Attraktiv platzierte Teeboxen
Sportlich herausfordernd
Coole Übungsanlagen
Negativpunkte
Lange Wege
Abseits der Fairways zu bestrafend
6

Ab Sonnabend spielt die European Tour ihre Qualifying School auf dem Stadium Course von PGA Catalunya. Allen Teilnehmern, die sich mit diesem Kurs messen dürfen, kann ich nur eines sagen: Herzliches Beileid. Nicht, weil der Platz so furchtbar schlecht ist, sondern weil er einfach nur brutal schwierig ist. Wie schwierig? Nun, sagen wir es mal so: Drei Spieler mit Handicaps zwischen 8 und 12 haben bei normaler Form und idealen äußeren Bedingungen von den gelben Tees zusammengerechnet fünf Pars und ein Birdie geschafft. Und seither hatte das ohnehin schon gnadenlose Rough noch vier Wochen mehr zum Wachsen.

Es ist daher nicht verwunderlich, dass der Betreiber von allen Freitzeitgolfern einen Handicapnachweis von 28 verlangt, bevor sie auf den Stadium Course gelassen werden. Um den Platz in vollen Zügen zu genießen, braucht es allerdings eigentlich ein mittleres Single-Handicap – oder einen absoluten Sahnetag. Denn der Platz von Angel Gallardo und Neil Coles ist sogar von den gelben Membertees noch 6104 Meter lang – für die Profis werden noch einmal fast 600 Meter draufgepackt. Und auch wenn die Fairways keine klaustrophobischen Anfälle verursachen, ist Präzision eine Grundvoraussetzung, um auf diesem Platz einen guten Score zu erzielen. Ein Meter das Fairway verfehlt, und das harmlos aussehende Rough wickelt sich so um den Schläger, dass ein Normalsterblicher das Par schon mal abhaken kann. Ein Meter das Grün verfehlt, und es braucht schon einen Houdini-Akt, um aus den teilweise mannshohen Bunkern zu entkommen.

Zur Hilfe kommt einem dabei die exquisite Qualität des Bunkersands. Mit ihrer schneeweißen Farbe sehen die Bunker nicht nur aus wie Puderzucker, sie spielen sich auch so: Butterweich kann man mit dem Wedge durch ihn schneiden. Auf allen 18 Löchern spielt es sich identisch aus Fairway- und Grünbunkern, was für den hohen Pflegestand der Anlage spricht. Den sieht man auch auf den Fairways, die wie ausgerollt aussehen und den makellosen Grüns, die schnell und spurtreu sind. Ein echter Championship Course eben.

Dieses Etikett heftet sich heutzutage jeder Wald- und Wiesenclub an, doch PGA Catalunya hat es wirklich verdient. Denn der Platz wurde wirklich für Meisterschaften gebaut. Ursprünglich war das Land für eine Formel-1-Rennstrecke reserviert, doch als sich diese Pläne zerschlugen, kam man auf die Idee einen Golfplatz darauf zu bauen, der zum Austragungsort des spanischen Ryder Cups 1997 werden sollte. Diese Ursprungspläne scheiterten an einer zu späten Fertigstellung der Anlage, doch der Platz wurde von zahlreichen Spitzenspielern getestet – bei der Qualifying School und der Open de Espana, die 2000, 2009 und 2014 hier stattfand. Miguel Angel Jimenez machte sich hier 2014 als ältester European-Tour-Sieger unsterblich, ebenso wie Sören Hansen, der 2009 mit einer 63 den Platzrekord aufstellte.

Seinen eigentlichen Zweck als Ryder Cup Austragungsort soll der Platz jetzt 2022 erfüllen, so der Wille der spanischen Bewerber. Großartige Änderungen am Design bedarf es dafür nicht. Einzig hinter der katalonischen Amen Corner (bestehend aus den Grüns von Loch 3, 11 und 13 sowie den Abschlägen der 4, 12 und 14) würde Wald gerodet werden, um Zuschauertribünen aufzustellen. Für Zuschauer, VIP-Zelte etc. gibt es Platz genug, auch weil der Tour Course an zahlreichen Löchern angrenzt. Echte Championship Kurse, wie PGA Catalunya, haben allerdings auch immer ein zentrales Problem: Weil sie so viel Platz einnehmen und Zuschauerräume geschaffen werden, sind die Wege zwischen Grün und Tees sehr lang. Deshalb sieht man auch nur wenige Spieler laufen: die Standard-Runde wird mit Cart gespielt. Wer aufmerksam die Texte in diesem Blog verfolgt, weiß, dass wir kein großer Fan davon sind.

Die langen Wege haben neben dem Platz für Zuschauer allerdings noch einen zweiten Grund: die Architekten haben versucht auf dem welligen Gelände möglichst viele Abschläge auf den höchsten Punkt eines Lochs zu setzen. Dies beginnt gleich beim ersten Abschlag, der steil in eine Senke führt und extrem ehreinfürchtend wirkt, da Teile des Fairways verdeckt sind. Auch auf den Löchern 3, 4, 5, 7, 10, 11, 13, 15 und 17 spielt man den Abschlag weit nach unten, während man auf der 16 – einem Par 3 – eine Senke überspielen muss. Dies ist auf Dauer vielleicht etwas monoton, besonders da man nur auf einem Loch, der 6, ein Gegenstück hat und nach oben abschlägt. Der Vorteil sind dafür spektakuläre Ausblicke über den Platz und die einzelnen Löcher. Visuell ist der Stadium Course von PGA Catalunya auf jeden Fall ein Augenschmaus.

Das braucht es aber auch, um den Golfer von den Frustrationen der Runde abzulenken. Wenn man das Fairway oder das Grün nur um 50cm verfehlt und anschließend den Ball nur nach langem Suchen oder überhaupt nicht wiederfinden kann, ist dies einerseits nicht förderlich für den Pace of Play, andererseits auch nicht förderlich für das eigene Nervenkostüm. Dieser Tatsache sollte man sich bewusst sein, wenn man hier aufteet: Ein gesunder Vorrat an Bällen ist unumgänglich. Umso befriedigender ist es dann, wenn man dann doch mal ein Loch in Par absolviert – besonders wenn es auf einem der Signature Holes des Platzes passiert, wie etwa

  • Loch 3 (Par 5, 512 Meter). Eine wunderschöne Bahn mit traumhaftem Blick auf das links von einem Teich verteidigte Grün
  • Loch 6 (Par 4, 376 Meter). Ein Par 4 mit einem blinden Abschlag auf eine Kuppe von der aus die Bahn einen Knick nach links macht
  • Loch 9 (Par 4, 437 Meter). Eines der vielleicht schwierigsten Löcher Europas, das nicht nur lang ist, sondern auch noch ein extrem gut verteidigtes und welliges Grün bietet.
  • Loch 11 (Par 3, 172 Meter). Von einem erhöhten Abschlag spielt man auf ein Halbinselgrün
  • Loch 12 (Par 5, 482 Meter). Der majestätische Baum links vor dem Grün ist einfach ein Hingucker.
  • Loch 13 (Par 4, 385 Meter). Das “kurze” Par 4 wartet mit einem weiteren Halbinselgrün auf.
  • Loch 16 (Par 3, 183 Meter). Ein weiterer Beleg, wie exquisit das Bunkering auf diesem Platz ist

Wer also eine echte sportliche Herausforderung will, ist auf dem Stadium Course gut aufgehoben. Es ist nur schade, dass dieser Platz so sehr auf die Top 1% zugeschnitten ist, dass die Grenze zwischen Spaß und unspielbar ziemlich abrupt kommt. Dafür ist der Preis jedoch absolut im Rahmen. Für den Zustand der Anlage und die Qualität des Services selbst in der Hochsaison einen Greenfeepreis von 115 Euro in der Woche (158 Euro am Wochenende) zu verlangen, ist vollkommen gerechtfertigt. Zudem kann man mit einer frühen oder späten Startzeit den Preis sogar bis auf 72 Euro drücken. Und wenn man die Runde absolviert hat, empfiehlt sich ein Abstecher auf die Übungsanlagen, wo man sich ein besonderes Gimmick ausgedacht hat: Bunker gefüllt mit Sand aus den verschiedensten Ecken der Welt: vom Old Course in St. Andrews über Pebble Beach bis zu Augusta National und den schwarzen Lavabunkern von Hawaii.

Gespielt am: 23.10.2015

Disclaimer: Dieser Bericht entstand im Rahmen einer Einladung. Anreise, Greenfee und Logie wurden gestellt.

Zusammenfassung
Gespielt am
Bewerteter Platz
PGA Catalunya Stadium Course
Bewertung
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  1. Bewertungen sind subjektiv, das steckt ja schon im Begriff. Deshalb sehe ich mich eigentlich nie veranlasst, bei irgendwelchen Internetbewertungen dagegenzuhalten und meine abweichende Meinung kundzutun.

    Hier ist das anders. Ich verstehe die Bewertung einfach nicht. 6 von 10 Punkten?

    PGA de Catalunya Stadium ist einer meiner absoluten Lieblingsplätze und verdient mit Sicherheit die Top-Bewertungen in den sonstigen Rankings, die ihn für Spanien an der Spitze sehen, nah dran an Valderrama, und in Kontinentaleuropa auch immer ganz vorne dabei. Ich zähle mit Hdcp. 10 definitiv nicht zu den niedrigen Single-Handicappern, den 1% Golfern, für die laut dem Text der Platz gemacht ist. Ja, der Platz ist sehr schwer und ich habe tatsächlich dort erst einmal mein Handicap gespielt, obwohl ich ihn jedes Jahr mehrfach gehe. Sonst haben mir die großen oder kleinen Katastrophen, die einem auf dem Platz drohen, regelmäßig den Score verhagelt. Dennoch habe ich immer jede Minute auf dem Platz genossen. Er ist nämlich absolut nicht unfair, sondern im besten Sinne herausfordernd. Der Platz verlangt ein sehr strategisches Spiel, man sollte vor allem wissen, welche Fehler man vermeidet, auf welcher Fairwayseite man nicht liegen und auf welcher Seite man das Grün nicht verfehlen sollte. Aber das ist doch ein Qualitätsmerkmal! Der Platz ist risk-reward in Reinkultur. An jedem Abschlag muss man sich genau überlegen, was man tut. Dazu ist die Herausforderung an jedem Loch eine andere, jedes Loch hat einen eigenen Charakter.

    Schon nach dem ersten Mal spielen konnte ich mich hinterher an so gut wie jedes Loch erinnern. Auch das ist subjektiv, für mich aber immer ein wichtiger Gradmesser für die Qualität eines Platzes.

    Selbst viele Löcher, die im Text nicht erwähnt sind und sicher nicht zu den vielen spektakulären Bahnen des Kurses zählen, sind hochspannend. Zum Beispiel die 2 (ja, dahin muss man gleich mal einiges bergauf laufen, das war’s dann aber für einige Loch). Nicht übermäßig lang, der Drive sollte aber besser auf der rechten Seiten liegen, ein leichter Fade wäre nicht schlecht, da sonst Bäume stören. Sonst ist der Winkel für das Anspielen des Grüns schwierig. Das Grün ist lang, aber schmal, und abschüssig nach rechts, wo es neben dem Grün steil bergab geht. Dazu eine Stufe, die sich durch das gesamte, sehr schnelle Grün zieht. Wenn man das Grün verfehlt, ist das Par nur noch sehr schwer möglich, man spielt auf das abschüssige Grün oder von sehr weit unten steil nach oben auf das nicht einsehbare Grün. Deshalb lieber von rechts, da wird das Grün schräger angespielt und ist nicht so fürchterlich schmal und man hat einen größeren Bereich, der anspielbar ist. Und solche oder andere oder ganz andere strategische Herausforderungen bietet letztlich jedes Loch.

    Dazu kommt ein (die meiste Zeit des Jahres, einmal im August war das allerdings nicht so) herausragender Pflegezustand. Ich nehme immer entweder den Twilighttarif, der im Sommer allerdings in der brütenden Hitze beginnt, oder den Morgentarif bis 8:30 Uhr, der im Sommer zu empfehlen ist. Mit früher gut 50 Euro und seit letztem Jahr 72 Euro war und ist das immer noch ein Schnäppchen für einen Platz dieser überragenden Qualität. So fürchterlich lang sind die allermeisten Wege im übrigen nicht zwischen Grün und Tee, öfters aber geht es dabei bergauf, ein gute Kondition sollte schon sein. Wenn es nicht gerade 35 Grad um 15 Uhr hat, laufen wir den Platz immer, was zumindest am Morgen und außerhalb der heißesten Monate Juni und August fast alle anderen auch machen. Es stimmt einfach nicht, dass die Standard-Runde mit Cart gespielt wird. Auch verlieren weder ich, noch meine Frau mit Ihrem 22er Handicap oder sonst Freunde, die mit uns spielen, in besonderem Maße Bälle.

    Was mir am Stadium-Course nicht so gefällt, ist die Tatsache, dass ein so spektakulärer Platz so unspektakulär auf der 17 und 18 endet. Gute Löcher, vergleichbar der gerade beschriebenen 2, aber eben nicht von der Weltklasse der meisten anderen. Zudem: Auf dem Platz sieht man selten Häuser am Rand, man spielt überwiegend in der Natur mit teils sehr schönen Ausblicken in die gebirgige Landschaft. Denkt man jedenfalls die meiste Zeit, an einigen Löchern merkt man aber am Autolärm, dass der Platz zwischen zwei Autobahnen gebaut ist.

    Deshalb vielleicht nur 8 oder bei viel Wohlwollen 9 von 10 Punkten für einen der besten Parkland-Plätze, die ich kenne. Aber 6???

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