Komplett verbaut
Linksgolfer
1
Pluspunkte
Das Skelett für einen guten Platz ist vorhanden
Negativpunkte
Absurd gelängter Platz
Zu enge Mählinien
Pflegezustand nur mäßig
1

Wer diesen Blog aufmerksam verfolgt, weiß, dass wir großen Wert darauf legen, dass ein Golfplatz für alle Spielklassen geeignet ist. Sehr gute Spieler sollen herausgefordert werden, durchschnittliche Spieler sollen durch eine vernünftige Teewahl und Optionen dennoch ihren Spaß haben können. Um diese Voraussetzungen zu erfüllen, braucht es nicht nur einen Architekten mit Fingerspitzengefühl, sondern auch einen Auftraggeber mit klarer Vision. In Postolowo hat es zumindest an einem gefehlt. Und die Tatsache, dass Architekt Jeremy Turner mit dem Lofoten Golf Links bereits sein Talent bewiesen hat, legt nahe, dass es letzteres gewesen ist.

In Postolowo hat Turner offenbar die Ansage bekommen: “Harder, Faster, Scooter!” Voller Stolz gibt der Club auf seiner Webseite an, mit 7101 Metern von den Backtees zweitlängster Platz Europas zu sein. Natürlich macht es keinen Sinn, für einen normalen Spieler diese Teeboxen zu wählen: Hier braucht es vom Tee sichere Carry-Distanzen von 220-250 Meter, um einige Löcher zu spielen. Aber selbst wer vernünftig ist und zwei (!) Teeboxen nach vorne wandert, muss immer noch mit knapp 6000 Metern und einem Slope Rating von 142 (!!) fertig werden. Zum Vergleich: ein Ballfresser wie Budersand hat selbst von den Backtees nur ein Slope Rating von 139.

Was neben der Länge als Erstes beim Blick auf die Scorekarte auffällt, ist das ungewöhnliche Routing. Die Front 9 laufen gegen den Uhrzeigersinn an den äußeren Begrenzungen des Geländes entlang. Die Back 9 sind dann innerhalb angelegt und wechseln richtungsweise mehr hin und her. Resultat ist natürlich, dass der äußere Kreis die längeren Bahnen hat: die Front 9 sind ein Par 37, die Back 9 ein Par 35. Der Auftakt ist dabei (für Amateure) noch sehr entspannt. Bahn 1 ist mit 314 Metern von gelb und blau ein angenehmer Aufgalopp. Wer die Championship Tees nimmt, die auf diesem Platz überall dort hingequetscht wurden, wo irgendwie noch Platz war, teet 95 Meter (!) weiter hinten auf.

Auch Bahn 2 sieht mit 357 Metern noch recht entspannt aus. Allerdings fällt hier auf, dass in Postolowo nicht nur mit Länge versucht wird, den Golfer zu frustrieren. Die Fairways sind äußerst schmal und das Rough ist so dicht und hoch, dass Amateure am Besten mit einem Wedge heraus hacken. Es ist im Prinzip der komplette Gegenentwurf zum etwa 100 Kilometer entfernt gelegenen Sand Valley Resort. Denn Golf mit Hirn ist hier absolut nicht gefragt – auch wenn man dem absurd schlechten Loch 5 den Namen Strategy gibt. Jeder einzelne Schlag ist auf Zielschießen angelegt und jedes verfehlte Ziel kostet mindestens einen Schlag. Es gibt sicherlich Golfer, die das mögen. Aber ich bezweifle, dass diese in einem Golf-Entwicklungsland wie Polen zu finden sind.

Das Schlimme ist, dass es auch kaum optische Highlights gibt. Gerade auf den Front 9 wirken viele Bahnen als hätte man hier einfach an manchen Stellen eine Kuhweide heruntergemäht, ein paar Löcher gebuddelt und Sand reingeschüttet. Fairerweise muss man sagen, dass die Back 9 eine deutliche Steigerung sind. Mit etwas veränderten Mählinien wäre hier durchaus die eine oder andere anständige Bahn herauszuholen. Allerdings scheint in Postolowo niemand daran Interesse zu haben, stattdessen arbeitet man beständig an der Verschärfung des Platzes. An Loch 13 findet sich beispielsweise ein neues Grün, das die Bahn länger macht und das Wasser mehr ins Spiel bringt. Tatsächlich sieht das Grün besser aus, aber mit einer Länge von 390 Metern selbst von blau ist dies von vornherein für die meisten nur ein Bogeyloch.

Apropos Wasser: das sorgt für das Signature Hole des Platzes, Bahn 16. Von weiß ist es ein 207 Meter langes Par 3 komplett über Wasser, aber von blau ist es ein aufregendes, 186 Meter langes Par 3 mit Möglichkeit zum Bailout. Dieses versöhnliche Loch ist auch bitter nötig nach der skandalösen 15. So wie sie im Birdiebook aussieht, wäre das 316 (rot) bis 436 (weiß) Meter lange Loch eine tolle Bahn. Allerdings existiert das Fairway links vom Grün nicht. Und so gibt es wieder einmal für Bogeygolfer keine Möglichkeit die Bahn defensiv zu spielen. Auch die Schlussbahn ist eine absolute Fehlkonstruktion und verstärkt den bitteren Beigeschmack. Denn die diagonal angeordneten Fairwaybunker beim Drive sowie die zwei Bunker, die auf den zweiten Schlag warten, sind genau in den Landezonen für Durchschnittsgolfer. Wer Löcher designt, die für Longhitter weniger Herausforderung bieten als für Ottonormalvergolfer hat die goldenen Prinzipen der Golfarchitektur nicht verstanden.

Gespielt am: 4. Juli 2020

Zusammenfassung
Gespielt am
Bewerteter Platz
Postolowo Golf Club
Bewertung
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