Überschätzter Tourplatz
Linksgolfer
6.5
Reisegolfer
7.5
Pluspunkte
Gute Par 5s
Als Matchplay-Platz interessant
Toller Service
Guter Pflegezustand
Negativpunkte
Überzogenes Greenfee
Wenige Highlight-Löcher
7

Der Real Club Valderrama hat viele Superlative. Der Platz im Süden Spaniens war der erste außerhalb der USA und Großbritannien, der einen Ryder Cup austragen durfte (1992). Er hat eines der höchsten Greenfees Europas (400 Euro plus ein verpflichtender Fore Caddie) und er ist immer mal wieder in Ranglisten als Bester Platz Kontinentaleuropas verzeichnet. Entsprechend hoch ist die Erwartung, wenn man den Pförtner passiert und das Auto auf dem Parkplatz abstellt.

Der Service ist dabei erstklassig. Kaum steht man, kommt bereits ein Valderrama-Mitarbeiter mit dem Cart angefahren, der das Golfbag in Empfang nehmen will. Nun gut, die 50 Meter Fußweg zum Bag Drop hätte ich auch alleine geschafft. Aber es soll ja Golfer geben, die diese Art Service für ihr Ego brauchen. Auch die – natürlich mit hochwertigen Ballpyramiden ausgestattete – Driving Range erfüllt höchste Erwartungen. Die Umkleidekabine hingegen ist zwar hochwertig, aber weit entfernt von dem, was beispielsweise in Kingsbarns geboten wird. Aber so etwas ist für mich Nebensache. Ich bin zum Golfspielen hier.

Da ich leicht angeschlagen war, nahm ich ausnahmsweise ein Cart, das ich mir mit John aus Madrid teilte. Etwas, was auf diesem Platz eigentlich nicht nötig ist, da die Höhenunterschiede nicht allzu stark sind. Wie auf Tourplätzen üblich sind einzig die Wege zwischen Grün und Tee recht weit. Doch das war nicht der Grund, warum Valderrama für mich am Ende eine der enttäuschendsten Plätze seit langer Zeit war. Keine Frage, der einst Sotogrande New genannte Platz, der 1985 von Robert Trent Jones Sr. in Real de Valderrama verwandelte wurde, ist ein guter Platz. Aber er ist Welten davon erwähnt, Weltklasse und 400 Euro Greenfee wert zu sein.

Der Zustand von Fairways und Grüns war nicht wesentlich besser als auf den anderen Plätzen meines Andalusien-Trips: von makellos manikürter Perfektion war nicht zu reden. Vielleicht darf man im Februar nicht Top-Qualität erwarten, aber wenn ein Club volles Greenfee nimmt, setzt er selber die Ansprüche. Vor allen Dingen aber ist das Design der 18 Bahnen oft nicht mehr als Resort-Standard. Ja, das Bunkering ist, sowohl was Gestaltung als auch strategisches Design angeht, exquisit. Aber am Ende der – erfreulicherweise nur 3 Stunden dauernden – Runde konnten John und ich uns kaum an ein Loch erinnern, das sich ins Gedächtnis eingebrannt hat.

Und auch der angepriesene golfarische Anspruch hielt sich in Grenzen. Ohne meinen slicenden Leih-Driver hätte ich locker mein Handicap gespielt. Ohne dabei das Gefühl einer überragenden Runde gehabt zu haben. Insbesondere auf den ersten 9 ist es relativ simpel, ohne ein Desaster auf der Scorekarte davon zu kommen. Es kommt “nur” darauf an, den Ball im Spiel zu halten und die Länge so zu wählen, dass man für den nächsten Schlag einen guten Winkel hat. Da das Par 71 sogar von weiß unter 6000 Metern hat, ist das tatsächlich leichter als es sich anhört.

Die Front 9 sind aber auch vom Design her die Schwäche. Wenn ich eine Runde spiele, markiere ich die bemerkenswerten Bahnen auf der Scorekarte immer mit einem (sehr gut) bzw. zwei (exzellent) Ausrufezeichen. Letzteres habe ich lediglich auf Bahn 8 bemüht, ein von weiß 296 Meter kurzes Par 4 mit leichtem Dogleg nach links, einem höhergelegten Grün und einem langgezogenen Bunker davor. Hier kommt es vor allen Dingen auf die Längenkontrolle beim Schlag ins Grün an. Zu kurz und es gibt ein Spiegelei im Bunker, zu lang und man hat einen Flopshot aus dem Rough vor sich. Solche Finessen finden sich leider zu selten.

Bahn 2 – ebenfalls ein kurzes Par 4 – hat noch strategischen Reiz, weil man hier die Länge des Drives so kontrollieren muss, dass a) das Fairway nicht ausgeht, man aber b) lang genug ist, um nicht über El Arbol spielen zu müssen: den Baum, der dieser Bahn ihren Namen gibt. Auch das dritte kurze Par 4, die rechts an einem Hügel entlangführende Bahn 5, ist hübsch, wenn auch nicht herausfordernd. Die größte Schwäche des Platzes sind erstaunlicherweise die generischen Par 3s. Das einzig wirklich Bemerkenswerte ist Bahn 15. Üblicherweise sind Par 3s mit großem Höhenunterschied kurz und rundherum mit Bunkern umgeben. Hier ist es von weiß 183 Meter lang, links von einem roughbesetzten Hang und recht von einem tiefen, langgezogenen Bunker verteidigt.

Zusammen mit der 17 ist es das Signature Hole von Valderrama. Die vorletzte Bahn, das dritte und letzte Par 5 des Platzes, hat diesen Status allerdings nur wegen ihres Grüns. Frontal lauert ein Teich, dahinter zwei Bunker. Der Haken dabei: das Grün fällt fast unmerklich, aber kontinuierlich zum Wasser ab. Ein Umstand, der Tiger Woods dazu brachte, das Loch als “schlecht designed” abzutun, da seiner Meinung nach gute Schläge immer wieder im Wasser landen. Und nach meiner 10 kann ich ihn durchaus verstehen. Viel mehr Highlights gibt es aber auch auf den Back 9 nicht zu entdecken. Der Grünkomplex der 14 mit seinen hintereinander angelegten Bunkern ist noch reizvoll und vom Grün der 11 hat man einen fantastischen Blick. Aber alles in allem ist das zu wenig, um einen der Spitzenränge Kontinentaleuropas zu beanspruchen.

Verglichen mit dem, was die Niederlande, Frankreich und Nachbar Portugal zu bieten haben, fällt es schwer, das Greenfee für diese Runde und den Platz in den Rankings zu rechtfertigen. In meiner persönlichen Liste würde er vermutlich nicht einmal die Top 50 in Kontinentaleuropa knacken.

Gespielt am: 6.2.2020

Zusammenfassung
Gespielt am
Bewerteter Platz
Real Club Valderrama
Bewertung
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