Mit dem Ende der PGA Championship stehen zwei Drittel des amerikanischen Ryder Cup Teams, denn die Qualifikationszeit um in das Team von Medinah zu kommen ist abgelaufen. Tiger Woods, Bubba Watson, Jason Dufner, Keegan Bradley, Webb Simpson, Zach Johnson, Matt Kuchar und Phil Mickelson heißen die acht Spieler, die bereits ihre Koffer für Ende September packen dürfen. Damit laufen die Amerikaner mit drei Rookies auf – ungewöhnlich wenig für die USA, die die letzten drei Ryder Cups im Schnitt fünf Rookies dabei hatten. Für Kapitän Davis Love III beginnt die Arbeit jedoch erst jetzt, denn er muss noch vier Spieler auswählen, die seine Auswahl komplettieren sollen. Erst am 4. September wird er seine Wahl bekannt geben um gegebenenfalls auf einen heißen Lauf eines Spielers reagieren zu können. Bis dahin hat er immerhin noch die ersten beiden Playoff-Turniere um den Fed-Ex-Cup zur Ergebnisfindung.
Doch warum so lange warten? Davis Love III muss sich vielleicht noch zweieinhalb Wochen gedulden, aber an dieser Stelle kann man ja schon mal fleißig herumspekulieren. Obwohl: Wenn man ganz ehrlich ist, gibt es eigentlich wenig Raum für Spekulation, denn die Captain’s Picks stellen sich fast alleine auf. Große Überraschungen dürfte es eigentlich keine geben. Hier also die Prognose welche Namen Davis Love III auf seiner Pressekonferenz aus dem Hut zaubern wird.
Steve Stricker
Wenn sich Stricker nicht verletzt, ist er zu 100% in Medinah dabei – das hat Davis Love III schon mehr als einmal angedeutet. Nicht nur, weil Stricker bei der PGA Championship lediglich ein Schlag gefehlt hat um Phil Mickelson aus den Direkt-Qualifikationsrängen zu werfen. Mit Stricker hat er jemanden, der schon zwei Ryder Cups und vier Presidents Cups mitgemacht hat. Und vor allem hat er einen logischen Vierer-Partner für Tiger Woods an dessen Kombinierung mit anderen Spielern schon so mancher Amtsvorgänger von Love gescheitert ist.
Jim Furyk
Auch Jim Furyk hat von Davis Love III seinen Platz schon so gut wie garantiert bekommen. Schließlich ist kaum einer erfahrener als der 42-Jährige. Seit 1997 war er an allen sieben Ryder Cups dabei, seit 1998 an allen Presidents Cups. Zwar wirkt seine Ryder-Cup-Bilanz mit 8 Siegen und 15 Niederlagen nicht gerade Vertrauen erweckend, aber in den Einzeln ist Furyks Bilanz mit 4:2 deutlich positiv. Und die von ihm Geschlagenen waren dabei wahrlich keine Eierschaukler, zu ihnen zählten beispielsweise Sir Nick Faldo und Sergio Garcia. Aus diesem Grund spricht alles dafür, dass Furyk auch 2012 dabei sein wird.
Hunter Mahan
Schon irre: Da gewinnt der Mann dieses Jahr zwei Turniere und schafft es trotzdem nicht auf die Direktplätze -obwohl er das deutlich bessere Jahr hatte als der knapp vor ihm platzierte Mickelson. Dass Mahan das Justin-Rose-Schicksal blüht und er sogar beim Captain’s Pick ignoriert wird, sollte eigentlich nicht passieren. Die Europäer erinnern sich vielleicht noch mit Häme an Mahans Chip auf Loch 17 im letzten Ryder Cup, für die Amerikaner ist dies jedoch längst vergessen. Schließlich zählte zu den beiden Turniersiegen Mahans auch eines, das für die Überlegungen von Davis Love III sehr wichtig sein wird: das Accenture Match Play. Allein aus diesem Grund führt an Mahan kein Weg vorbei.
Rickie Fowler
Fowler hat ein Problem: Er ist der 12. der US-Rangliste und die drei vor ihm gelegenen werden mit ziemlicher Sicherheit Captain’s Picks. Würde Davis Love III jetzt auch noch Fowler nehmen, hätte er auch gleich auf sein Wahlrecht verzichten können. Auch die aktuelle Form von Fowler ist nicht gerade so, dass sich seine Wahl aufdrängen würde. Sollte er seine Form nicht steigern und dennoch ins Team kommen, könnte man dies als Beleg sehen, dass der Ryder Cup zum Marketing-Event degeneriert ist. Denn von der Publikumswirksamkeit gehört Fowler sicher zu den Hauptattraktionen. Sportlich muss er jedoch mit einem anderen Kandidaten kämpfen.
Dustin Johnson
Auch wenn Brandt Snedeker und Bo Van Pelt noch vor ihm liegen: Dustin Johnson wird einen Bonus bei Davis Love III erhalten aufgrund seiner langen Verletzungspause. Hinzu kommt, dass er beim letzten Ryder Cup bleibenden Eindruck hinterließ als er Martin Kaymer 6&4 vermöbelte (die Älteren werden sich erinnern: damals hat dies noch richtig was bedeutet). Auch ist Medinah eigentlich prädestiniert für Bomber wie Johnson, und da Love III ohnehin schon Bubba, Tiger, Mickelson und Keegan Bradley im Team hat, könnte er als Taktik darauf setzen, das Setup für Longhitter zu optimieren. Und da würde Johnson sicher in die Planung passen.
Wen also wird Davis Love III als vierten Mann nehmen? Stand heute würde ich auf Dustin Johnson tippen. Vermutlich jedoch wird dieser letzte Platz neben Mahan, Stricker und Furyk in den Gedankenspielen des US-Kapitäns bis kur vor Ultimo vakant bleiben. Es ist anzunehmen, dass er die ersten beiden Turniere um den FedEx-Cup tatsächlich zu einer Art Vorspielen deklariert. Wer von den beiden den besten Eindruck hinterlässt, wird gewählt. Und sollten vielleicht Brandt Snedeker oder Bo Van Pelt eines der Turniere gewinnen oder konstant bei beiden in der Spitzengruppe sein, könnten sogar sie noch eine Mini-Chance auf Medinah erhalten.