Schwanzvergleich der Golfmagazine

In den Clubhäusern der Nation ist es ein weit verbreiteter Wettstreit: Wer kann dem Ball am Weitesten hauen? Wenn es nach den Erzählungen geht, müsste jeder Club geschätzte 50 Spieler haben, die den Ball im Schnitt 300 Meter Carry prügeln. Jetzt fangen auch noch die Golfmagazine an, zu messen, wer den Längsten hat. Denn die aktuelle Ausgabe der Golf Time (Sie wissen schon, die Zeitschrift, die immer in ihrem Club ausliegt weil sie laut IVW 4/2008 mehr als 2/3 ihrer Hefte durch sonstige Verkäufe absetzt) ist in Teilen eine Hetzkampagne gegen den Konkurrenten Golf Magazin (das zwar nur halb so viele Hefte absetzt, dafür aber deutlich mehr, die auch bezahlt werden).

In seiner Kolumne auf der letzten Seite behauptet “Golf Time”-Chefredakteur Oskar Brunnthaler, dass ein Leserbrief ans Golf Magazin bei Ihnen gelandet wäre, in dem sich jemand über deren Drivertests beschwert. Weil die Golf Time bekanntlich unfehlbar ist, hat sie diesen Brief nicht einfach an den richtigen Adressaten weitergeleitet, sondern nimmt dies als Anlass, die Tests von Golf Digest (die US-Schwesternzeitschrift vom Golf Magazin) niederzumachen, weil das Bewertungsschema (Gold und Silber) unkritisch sei – und gleichzeitig die Vorzüge des hauseigenen Roboter-Tests hervorzuheben, der passenderweise im nächsten Heft erscheinen wird. Damit nicht genug: Eine ganze Leserbriefseite wird mit Zuschriften gefüllt, wie objektiv diese Robotertests doch seien. Zwar soll es Zeitschriften geben, die ihre Leserbriefe von Praktikanten schreiben lassen, aber das wollen wir der Golf Time nicht unterstellen. Fragwürdig jedoch, dass man sich im März 2009 entschließt, Leserbriefe zu veröffentlichen, die bis zu einem Jahr alt sind. Man muss kein Mensa-Mitglied sein, um dahinter eine Agenda zu entdecken.

Aber es ist ja auch schön für den Leser zu wissen, dass Golf Time ein so viel kritischeres Magazin ist, als seine deutschen Konkurrenten. Deshalb taucht ja auch auf der Liste der Top 120 im deutschen Golfsport unter den 20 Promis ein Mitarbeiter (#3 Stefan Blöcher) und der Verleger des Vertriebs (#6 Dr. Hubert Burda) von Golf Time auf. Aber das nur nebenbei bemerkt.

Viel interessanter ist da doch die Frage, ob die Robotertests tatsächlich nachvollziehbarer sind, als Feldversuche mit menschlichen Testern. Und diese Behauptung wage ich eindeutig zu bezweifeln. Haupt-Argument der Robo-Fraktion ist, dass menschliche Tester subjektiv seien, der Computer aber objektive Werte ermitteln kann. Das mag im Grundgedanken logisch sein, in der Praxis ist es aus zwei Gründen unhaltbar. Erstens einmal habe ich noch nie einen Golfer kennen gelernt, der wie ein Roboter immer den gleichen Schwung reproduzieren kann. Ergo lässt sich das Ergebnis eines Roboter-Tests auch nicht auf den fehlbaren Golfer übertragen. Zum Zweiten gelten diese Ergebnisse nur für ein bestimmtes Setup eines Drivers. Wenn man einen anderen Schaft in den Driver setzt, könnten die Ergebnisse komplett anders ausfallen – ganz zu schweigen von den neuen Driver-Systemen, bei denen sich Lie-, Loft- und die Öffnung des Schlägerblattes verändern können. Ein tatsächlich objektiver Test wäre also nur gegeben, wenn man in jedem Driver den gleichen Schaft verbaut. So könnte man immerhin die Schlägerköpfe vergleichen.

Doch letztendlich ist die von Oskar Brunnthaler angestoßene Diskussion ohnehin lächerlich, und nur ein verzweifelter Versuch, die Existenz der unter notorischer Auflagenschwäche leidenden Zeitschriften zu rechtfertigen. Wer das ideale Material für sich finden will, braucht in Golfmagazinen ohnehin nicht zu schauen – egal ob sie mit Robotern, Menschen, Außerirdischen oder Klonen testen. Am besten, man opfert ein paar Stunden Zeit, geht zum professionellen Fitting und probiert dort verschiedene Kombinationen aus Schaft und Schlägerkopf. Ihr Score wird es Ihnen danken – und Ihr Portemonnaie auch. Denn ein Fitting kostet ungefährt soviel wie das Jahresabo eines Golfmagazins – und das herausgeworfene Geld für den falschen Driver, den man sich dank Golf Time, Golf Magazin & Co. gekauft hat, fällt auch noch weg.

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