Wenn man von Deutschland aus in den Norden Schottlands möchte, bietet sich der Flughafen in Aberdeen als Ziel an. Gut zu erreichen (leider nicht ohne umsteigen) und verkehrsgünstig gelegen. Wer früh ankommt, hat dann die Möglichkeit, sofort einen Platz zu spielen. Als Einstieg haben wir uns dieses Jahr für Stonehaven entschieden. Günstiges Greenfee (GBP 35) und der Clifftopkurs bietet sehr oft einen schönen Blick auf die Nordsee.
2014 wollten wir schon einmal Stonehaven auf dem Weg nach St. Andrews spielen. Leider sahen wir, als wir dort ankamen, nichts. Nur Nebel. Selbst das Clubhaus sah man erst, wenn man kurz davor stand. Dieses Jahr war es dann besser. Am Tage vor unserer Ankunft sollte der Platz wieder mal wegen Nebel unspielbar gewesen sein. Als wir ankamen, riss aber der Himmel auf und die Wolken verzogen sich langsam. Man hatte einen tollen Blick auf knapp ein Drittel des Platzes. Sah sehr einladend. Es war der erwartet nette Clifftopkurs.
Wir waren etwas zu früh da und gingen erstmal in das Clubhaus. Es ist ein typisch britisches Clubhaus mit einer Theke in der Mitte. Der Mann an der Bar betreute auch noch den Proshop und nahm einem das Greenfee ab. Da wir noch Zeit hatten, bestellten wir uns eine ortsübliche Sausage Roll und einen Kaffee. Mit uns waren (ca. 11.00 Uhr vormittags) nur 4 ältere Herren, die mit Blick über den Platz Kaffee tranken und sich unterhielten. Nachdem ich für Monate nicht in UK war, fühlte ich mich mit einem Male wieder angekommen… Ganz anders als in einem Clubhaus in Deutschland, aber doch schon so vertraut. Auf dem Platz war nicht allzu viel los und ich schaute mich erstmal ein wenig im Clubhaus um. Was in Erinnerung blieb, war die Weltkarte im Flur, auf der die Besucher aus aller Welt eine Nadel auf ihren Wohnort setzen konnten. So konnte man immer sehen, woher die Besucher des Clubs in dem jeweiligen Jahr kamen. Nette Idee. Fast ganz Europa, die USA und sogar Australien und Neuseeland waren schon zu Besuch. Und jetzt wir.
Natürlich haben wir irgendwann auch den Platz gespielt. Wie schon erwähnt, ist Stonehaven ein typischer Clifftopkurs. Weites Land und die Löcher sind oft optisch nicht wirklich voneinander getrennt. Das beginnt schon beim Abschlag, bei dem man über das Fairway der 18 spielen muss. Zudem ist das “Fairway” wahnsinnig breit. Wer hier seinen Ball ins Aus haut (gibt es auch rechts), der muss schon einen extrem schlechten Schlag hinbekommen haben. Schlag zwei geht dann Richtung Klippen und Meer zum Grün. Dann folgt ein teilweise blindes, langes Par 3. Etwas rechts vom zu erreichenden Grün ist hier der Abschlag der 3, der aber zum Glück von einem Zaun geschützt ist. So geht es bis Loch 8 weiter die Klippen entlang. Rauf, runter, mal blinde Schläge, mal über die Bucht. Kurz, aber fair. Interessant und ungewöhnlich ist auch das Routing. Loch 6-8 sind 3 aufeinander folgende Par 3 Löcher. Hatte ich bisher auch selten.
Von Loch 9 bis Loch 12 verändert sich der Platz etwas. Man geht unter der Bahn entlang und hat mit einem Male 4 parklandähnliche Par 4 zu spielen. Die empfand ich als nicht so interessant. Aber OK. Ab Loch 13 wird es dann wieder lustig. Man muss zweimal über ein sehr tiefes Tal spielen, welches nicht allzu lang ist, aber beeindruckend aussieht. Loch 15, ein mittellanges Par 3 zurück über die “Schlucht” heißt dann auch bezeichnenderweise “Gully Cup”. Am Abschlag der 15 stehen übrigens die Reste des Schornsteines des alten Clubhauses aus dem Ende des 19. Jahrhunderts, falls sich jemand fragt, was die Steine neben dem Tee zu sagen haben. Ach ja. Der Weg durch das Tal ist recht anstrengend. Nichts für Fußkranke. Und man muss zweimal da durch.
Die letzten 3 Loch baten dann unter anderem das einzige Par 5 (sehr kurz) auf dem Platz und eines der ungewöhnlichsten Grüns, die ich bisher anspielen durfte (Loch 17). Klein und zu 2 Seiten sehr steil abfallend. Wenn man den Platz kennt, geht das sicher. Beim ersten Mal ist es aber schon eine Herausforderung, den Ball auf dem Grün zum liegen zu bekommen. Zum Abschluss gab es dann ein Par 3 in Richtung eines sehr alten Friedhofes, der zum Glück für keinen für uns zum Ballgrab wurde.
Der Platz ist aufgrund des ungewöhnliches Designs mit Sicherheit nichts für Liebhaber von modern designten Golfplätzen. Wer aber Lust auf eine Runde mit viel Spass und ganz neuen Erfahrungen hat, der hat mit Stonehaven genau die richtige Wahl getroffen.
Fazit: Spaß pur.
Reisegolfer-Rating: 4