Als Golfer sind wir ja oft unterwegs auf der Runde und spielen ein Loch nach dem anderen. Die Konzentration gilt meist dem Spiel und seltener dem „Spielfeld“. Vor allem, wenn man auf einem Kurs unterwegs ist, den man noch nicht kennt und dann vielleicht sogar noch ein Turnier spielt. Manchmal hat man ein Birdiebook, manchmal schaut man einfach, wo man seinen Ball jetzt hin spielen könnte. Mal empfindet man den Platz als schwierig, mal nicht. Dabei hat sich eigentlich immer jemand Gedanken um den Aufbau der Löcher gemacht, die wir spielen. Der Golfarchitekt. Und wie in allen anderen Lebensbereichen holt sich auch der Platzdesigner oft seine Ideen von schon existierenden Golfplätzen.
Manche dieser Golfplätze sind als Klassiker bekannt und einige Löcher, oder besser gesagt, deren Charakter, sind Vorbild für viele andere Golflöcher weltweit. Solche Löcher, die anderen als Beispiel dienen, sind in der Fachsprache als „Template Holes“ bekannt. Viele davon wurden im Laufe der Jahrzehnte mehrfach „kopiert“. Heute und in den kommenden Ausgaben wollen wir in loser Reihenfolge die bekanntesten davon zusammen mit etwas Golfhistorie vorstellen. Beginnen wollen wir mit dem wohl bekanntesten. Dem
Redan Hole
Golf in North Berwick begann offiziell 1832. Wie auch an anderen Plätzen fanden sich ein paar Herren der Upper Class zusammen und beschlossen auf dem Gelände zwischen der Stadt und dem Strand einen Golfkurs zu bauen und einen Golfclub zu gründen. Da nicht mehr Platz zur Verfügung stand, spielte man die ersten Jahre auf einem 6-Loch Kurs. Der Platz war großteils von der Natur geformt und ähnlich wie auch in St. Andrews auf der anderen Seite des Firth of Fife mußte man sich hauptsächlich um die Pflege der Grüns kümmern. Was wir heute als Platzpflege kennen, gab es damals noch nicht. Und richtig designed hat den Kurs auch keiner. Man spielte ihn halt so wie er war.
Wie damals üblich bestand ein großer Teil der Clubmitglieder aus Offizieren der britischen Armee. Diese kamen im 19. Jahrhundert ja auch viel herum. Ein Clubmitglied kehrte nach dem Krimkrieg heim nach North Berwick und konnte endlich wieder Golf spielen. Anscheinend hatte er Probleme mit dem Loch 6. Womöglich sagte er nach einem weiteren Misserfolg auf der Bahn: „This is a fucking Redan!“. Als Redan (aus dem Französischen) wurden Festungen bezeichnet, an denen sich die Briten damals vor Sewastopol die Zähne ausbissen. Dieses Loch war für ihn wohl auch schwer einzunehmen. Durch die frustrierenden Erfahrungen des Offiziers hatte das Loch seinen Namen weg.
Das heutige Loch 15 ist 190 yard lang und hat ein schmales Grün, welches eine starke Neigung von rechts nach links hat. Dazu wird es noch vorne von zwei recht tiefen Bunkern (stand ich nach meinem zu kurzen Teeshot damals drin…) und rechts von drei kleinen, tiefen Bunkern geschützt. Wenn man das Grün trifft, läuft man durch die starke Neigung Gefahr, dass sein Ball wieder vom Grün runterrollt. Das kann man leider vom Tee aus nicht sehen, da das Grün nicht einsehbar ist…
Der Name Redan in Zusammenhang mit Golf hatte für mehrere Jahrzehnte nur in North Berwick Bedeutung. Anfang des 20. Jahrhunderts änderte sich dieses aber. Die ersten echten Golfarchitekten betraten die Bühne und diese machten auch Studienreisen nach Schottland. Einer der bekanntesten von Ihnen war Charles Blair MacDonald. Der „Godfather“ der amerikanischen Golfplatzarchitektur. Er studierte um 1870 in St. Andrews und kam dadurch zum Golf. Später baute er den ersten 18 Loch Platz in den USA (Chicago Golf Club), war erster US Amateur Gewinner und Mitgründer der USGA. Sein Ziel war es, den perfekten Golfplatz zu bauen. 1910 öffnete der von ihm gestaltete National Golf Links of America (NGLA). Dieser Platz ist voller Template Holes. Unter anderem ein „Redan“. Mit diesem Beispiel machte dann das Redan Hole Karriere. Man schätzt, das es heute weltweit knapp 600 davon gibt. Schauen Sie demnächst ruhig mal, wenn Sie ein Par 3 spielen, welches wie oben beschrieben gestaltet ist, ob es sich vielleicht um ein Redan handelt. Und schreiben Sie uns ruhig, welche Redan Sie bisher schon gespielt haben. Wir sind gespannt, wie viele Redan unsere Leser schon gespielt haben.