Als Teil der Tour in Ayrshire wollte ich natürlich auch am Geburtsort der British Open eine Runde spielen. Auf dem Old Course in Prestwick. Und da man dort nicht immer hinkommt, habe ich sofort die angebotene “Experience” gebucht (wird immer Dienstags und Freitags angeboten). Diese beinhaltete ausser der Runde am Vormittag ein Lunch im Dining Room. Ich hatte also den klassischen britischen Golftag gebucht.
Aber von Anfang an. Da wir knapp 400 Meter vom Clubhaus entfernt wohnten, fuhren wir als sportliche Golfer natürlich mit dem Auto zum Club… Dort angekommen, meldeten wir uns zuerst an und zogen uns danach unsere Schuhe an (natürlich nicht auf dem Parkplatz, sowas machen nur Kulturbanausen…). Selbstverständlich gab es auch hier nicht die Range in der Nähe des Clubhauses. Sowas braucht hier anscheinend keiner. Daher fiel auch diesmal das Einschwingen aus und es bleiben nur ein paar Putts und das aufwärmen a la Jiminez.<
Vor dem ersten Schlag wurde vom Club das obligatorische Erinnerungsfoto unter der Uhr des Clubhauses gemacht und nach kurzer Einweisung (“don’t use your driver for the first shot”) begann die Runde auf einem der berühmtesten Anfangslöcher weltweit. “Railway”! Links und vor uns Rough und rechts bis zum Grün die Schienen der Strecke Ayr-Glasgow, die natürlich Aus waren. Die Landezone war fair, aber doch irgendwie klein. Mit zwei sauberen Eisenschlägen ist man aber doch auf dem Grün. Nach einem kurzen Par 3 ging es dann zu einem weiteren Klassiker. Loch 3. Cardinal. Ein Par 5, bei dem man beim ersten Mal extreme Probleme hat zu wissen, wo man hinzielen soll. Zudem begann dort auch ein Schauer. Die Schwierigkeit waren die riesigen Bunker, die man mit dem zweiten Schlag überqueren musste. Zudem sah man sein Ziel überhaupt nicht. Da hätte uns ein Caddy sicher geholfen… Tolles Loch auf jeden Fall. Beim nächsten Mal wird es leichter…
Über das Himalaya (Loch 5, Par 3 blind über ein Riesendüne) und viele weitere wunderbare Linkslöcher ging es dann mit Loch 14 wieder Richtung Clubhaus. Aber es war noch nicht zu Ende. Es kam ja noch ein weiterer Klassiker. “The Alps”. Loch 17. Mittellanges Par 4, bei dem man mit dem zweiten Schlag über eine sehr hohe Düne das Grün anspielen musste. Damit war es aber noch nicht genug. Hinter der Düne und vor dem Grün war noch ein Bunker mit dem Namen “Sahara”. Man kann sich die Größe dieses Sandkastens grob vorstellen. Nach dem netten Abschluß mit der kurzen “Clock” (Par 4 284 Yard) ging es dann unter die Dusche.
Selbstverständlich kommt hier keiner auf die Idee, nach einer Runde mit Golfklamotten essen zu gehen. Nein. Hier hat man Stil. Sakko und Krawatte ist Pflicht beim Mittagessen. Für die Damen ist ein dezentes Kleid ausreichend. Vor dem Essen nimmt man aber noch seinen Aperitiv zu sich. In Prestwick ist ein Kümmel das beliebteste Getränk (auch interessant. Oder?). Das Essen im Dining Room war dann wirklich klasse. Man hatte die Wahl zwischen 3 Vorspeisen und 3 Hauptspeisen gefolgt von leckeren Dessert und grandiosen britischer Käseauswahl. Alles von sehr guter Qualität und strafte alle Lästerei über die miese britische Küche Lügen. Wir waren richtig glücklich und gönnten uns nach dem Lunch noch einen Kümmel zum Kaffee. Ach ja. Das ganze Clubhaus ist für einen wie mich eher ein Museum, als ein Treffpunkt für Mitglieder eines Golfclubs… Es war also eine rundum gelungene “Experience”. Gerne wieder!
Fazit: Tolles Erlebnis. Klasse Golfplatz. Wenn dort, dann auch die Experience buchen. Ist den Mehrpreis wert.