Nachdem am vierten Tag erneut Gramacho gespielt wurde, ging es heute ein Grundstück weiter. Vale da Pinta liegt nur ein Eisen von Gramacho entfernt und war ebenfalls Austragungsort der Q-School zur European Seniors Tour (weswegen alle Angestellten auch immer noch in roten Regenjacken mit dem Logo der Seniors Tour herumlaufen). Da Vale da Pinta offensichtlich eine der populärsten Anlagen der Umgebung ist, wartete vor dem ersten Abschlag bereits eine böse Überraschung. Verteilt auf drei Teezeiten wollte man sage und schreibe 21 (!) Spieler über den Kurs schleusen. Entsprechend dicht gedrängt ging es auf den 18 Löchern zu, Wartepausen waren also vorprogrammiert.
Das fiel allerdings deutlich leichter als an den Tagen zuvor, denn statt strömendem Regen hielt das wechselhafte portugiesische Wetter mehr als 20° Celsius und strahlenden Sonnenschein bereit, da die dunklen Gewitterwolken dankenswerterweise einen großen Bogen um den Golfkurs machten. Der ähnelt vom Gestalterischen her sehr Gramacho. Großzügige Fairways, kurze Löcher und viele Höhenunterschiede machen den Platz optisch reizvoll aber dennoch fair für alle Spielklassen. Dass sich Vale da Pinta dennoch etwas schwerer spielt, liegt an den deutlich besser verteidigten Grüns, was nirgends deutlicher wird als an Bahn 12. Wer das Par 5 aggressiv mit dem zweiten Schlag erreichen will, muss zuvor eine wahre Kraterlandschaft an Bunkern überwinden. Und genau diese ließ mich endgültig verzweifeln.
Es gibt einfach so Tage, da fragt man sich, ob es mit dem Golf noch Sinn macht. Und heute war so einer. Auf der ganzen Runde hatte ich eigentlich nur zwei schlechte Schläge: Einen in den Bunker gepullten Drive an Bahn 4 sowie ein übles Socket ins Aus an Bahn 9 (wo ich dennoch das Bogey rettete) und trotzdem kam kein vernünftiger Score zu Stande. Von übelsten Schräglagen über Fairwayschläge, die direkt an der Roughkante liegen blieben bis hin zu Bad Bounces von Kartwegen und im Fairway verlorenen Bällen war auf den ersten 9 Loch alles vorhanden, um einen Golfer in den Nervenzusammenbruch zu treiben. Und als Bonus erwischte ich an der 12 nach zwei perfekten Schlägen den einzigen Bunker mit lockerem Sand, in den sich der Ball komplett einbohrte, nur um an der 13 dann nach einem wie geplant Mitte Fairway gefadeten Drive den Ball in einem Divot wiederzufinden.
Dennoch hat die Runde riesigen Spaß gemacht und das ist so ziemlich das größte Kompliment, das man einem Platz zollen kann. Der Pflegezustand war perfekt, die Löcher sind sowohl hinsichtlich der Ausrichtung der Bahnen als auch der Art der Hindernisse abwechslungsreich gestaltet und bieten immer wieder strategisch reizvolle Risk-Reward-Entscheidungen. Gewöhnungsbedürftig ist lediglich die Umrandung der Bahnen. Fast die kompletten 18 Loch sind mit Villen bebaut, was für mich aus mehreren Gründen keinen wirklichen Sinn macht. Für Spieler sind die Villen eher störend – besonders weil immer wieder hohe Fangzäune aufgebaut wurden um die Parzellen zu schützen. Und warum es die Eigentümer reizvoll finden, dass täglich hunderte Golfer an ihren Gärten und Wohnzimmern vorbeiziehen wird mir wohl auch immer ein Rätsel bleiben. Was bringt mir eine Villa am 8. Loch eines Golfplatzes wenn ich um zu spielen dann doch eine Startzeit buchen und mich an Tee 1 einfinden muss? Aber sei’s drum, so etwas muss jeder selber wissen. Zum Golf spielen ist Vale de Pinta auf jeden Fall einen Abstecher wert und das bisherige Highlight dieser Golfreise.