Italien ist sehr beliebt bei deutschen Urlaubern. Für die, die auch gerne Golfen, ist gefühlsmässig der Gardasee die beliebteste Region. Es ist ja auch wirklich nett dort. Persönlich finde ich den Comer See und seine Umgebung schöner. Und dort, etwas südlich von Como, ist auch einer der besten Golfplätze Italiens. Der Golf Club Villa d’Este.
Der Platz in Villa d’Este wurde 1926 von Peter Gannon designed und gebaut. Peter Gannon ist allein schon wegen seiner ungewöhnlichen Geschichte eine Besonderheit unter den Golfplatzdesignern. Der Engländer wurde 1874 geboren und 1901 zum Priester geweiht. Seine Leidenschaft war aber immer das Golfspiel. Er wurde Amateurmeister von Österreich, Frankreich und Italien. Während seiner aktiven Zeit designte er noch den Platz in Karlsbad. Nebenbei war er immer noch Priester. Das beendete er aber um 1910 und zog mit seiner Familie in die Schweiz und hatte als Hauptberuf Golfplatzdesign.
Er designte viele Plätze in der Schweiz und Norditalien aber auch in Deutschland war er aktiv. Der heutige Platz in Baden Baden wurde von ihm erstellt. Aber zurück zum Club und Platz in Villa d’Este. Wenn man auf die nackten Zahlen schaut, ist der Platz für einige Golfer auf den ersten Blick vielleicht nicht ganz so spannend. Knapp 5500 Meter von Gelb ist für die meisten Singlehandicapper nicht so lang. Wenn man aber sieht, dass es ein Par 69 Kurs ist, ist die Geschichte schon etwas anders zu erzählen.
Die Runde beginnt mit einem etwas längeren Par 5 (534m), welches sich aber, da es ein wenig abwärts geht, kürzer spielt. Die folgenden Löcher auf den ersten Neun sind fast alle, von der Länge her moderat. Die Herausforderungen sind weniger bei der Länge als bei den engeren Fairways und den nicht zu großen, aber wunderbar gestalteten Grüns. Hier muss man den Ball auf den oft ondulierten und gut von Bunkern geschützten Grüns ins Loch befördern.
Wer nun denkt auf den Par 3 Löchern zu performen, muss sich auch hier mit anspruchsvollen Löchern auseinandersetzen. Das ist zum einen die Länge (nur Loch 5 ist mit 124 Metern kurz), zum anderen aber auch das Design der Grüns mit gut platzierten Bunkern. Eigentlich sind fast alle kürzeren Löcher gut und herausfordernd. Da es auf dem Platz nur drei Par 5 Löcher gibt, ist der Fokus eher auf den Par 4 Löchern. Und die sind alle optisch schön und herausfordernd.
Loch 9 war übrigens ein Höhepunkt für meine Frau. Weniger wegen des Designs als wegen der vielen Esskastanienbäume, die Ende September ihre Früchte fallen ließen. Die Reisegolferin war hier nicht die einzige, die Kastanien für eine spätere Speise sammelte. Auch Einheimische haben hier den Fokus auf die Ernährung gesetzt.
Die zweiten 9 waren für meinen Geschmack sogar noch etwas besser als die schon feinen ersten 9. Hier hatte man an einigen Löchern sogar etwas strategischer zu spielen. Zudem waren die Par 3 Löcher noch etwas besser als auf der ersten Hälfte. Vor allem Loch 16 bleibt hier im Kopf. 150 Meter durch eine Schneise auf ein, von Bunkern geschütztes, Plateaugrün. Ein feines Loch. Das kurze Par 4 zum Abschluss bleibt vor allem wegen der Bepflanzung hinter dem Abschlag und dem Grün unterhalb der Clubhausterrasse in Erinnerung. Optisch ein echtes Highlight.
Kann sein, dass sich mein Bericht positiv anhört. Ist er sicher auch. Villa d’Este ist für mich der bisher beste der 13 in Italien gespielten Plätze. Hier passt einfach vieles. Das Design und auch die bezaubernde Mischung aus Kiefern, Kastanien und Birken sind einfach schön. Und nach der Runde sollte man auf keinen Fall direkt zurück zur Unterkunft fahren. Das Restaurant mit der Terrasse und dem Blick auf die 18 hat sehr gute Speisen zu bieten. Wer also am Comer See ist, muss hier unbedingt spielen!
Gespielt am 20.09.2021