Wer hier schon einmal war weiß, dass ich gerne Plätze auf den britischen Inseln spiele. Zwar sind Linkskurve meine Leidenschaft, aber es gibt auch im Inland tolle Plätze. Einen von diesen, der nicht nur viel Geschichte zu bieten hat, sondern auch in den Top 100 der Welt aufgelistet ist, konnte ich spontan im September letzten Jahres spielen. Ich war in Richmond, hatte einen Tag frei und konnte eine Runde auf dem Old Course in Walton Heath spielen.
Der 1903 gegründete Club hatte viele Politiker und auch 4 Premierminister als Mitglieder. Während des ersten Weltkriegs wurde oft gesagt, dass das englische Kriegskabinett seine Sitzungen im Clubhaus von Walton Heath abhielt. Teilweise waren der Premierminister Lloyd George (der auch neben dem Club wohnte) und 4 Minister Mitglieder des Clubs. Auch Winston Churchill war 55 Jahre lang hier Mitglied. Eine andere historische Besonderheit ist, dass Walton Heath der einzige Club in Grossbritannien ist, welcher einen amtierenden König als Club Captain hat. Edward der VIII. war 1936 für ein paar Monate Captain im Club.
Walton Heath wurde von dem Bierbrauer, Parlamentsabgeordneten und Geschäftsmann Cosmo Bonsor gegründet. Um auch einen Golfplatz zu haben, sprach er seinen Schwager an. Herbert Fowler. Fowler war Anwalt, erfolgreicher Cricketspieler und anständiger Golfer. Einen Golfplatz hatte er bis dahin nicht gebaut. Das stellte sich aber nicht als Makel heraus. Basierend auf Plätzen von Willie Park jun. (u.a. Sunningdale Old) erstellte er einen heutzutage als Weltklasseplatz angesehenen Heidelandplatz. Kurz vor Beginn des 1. Weltkrieges baute er 1913 auch noch den New Course.
Der Platz auf dem Old Course in Walton Heath beginnt ungewöhnlich mit einem langen Par 3. Dies ist einige Meter vom Clubhaus entfernt und nach dem Loch mit dem sehr großen Grün muss man die relativ viel befahrene Dorking Road überqueren. Hatte ich so auch noch nicht. Die Mitglieder werden sich aber über die Jahrzehnte daran gewöhnt haben. Nach der Straße beginnt das offene Heideland. Hier folgen dann 5 abwechslungsreiche Par 4. Da war alles dabei. Eines nur 250 Meter (Loch 3) lang und dann direkt dahinter das knapp 400 Meter lange schwerste Loch des Kurses.
Das letzte Drittel der ersten 9 bietet dann nach dem Par 3 an der 7 ein mittleres Par 5, mit dem man zu einer der meist befahrenen Autobahnen Europas kommt. Das ganze ist aber genau genommen nur an den Löchern 8 und 9 wirklich wahrzunehmen.
Die zweiten 9 beginnen mit einem angenehmen Par 4, bei dem die Bunker sehr gut platziert. Das folgende Par 3 ist ok, aber nicht mehr. Sehr angenehm sind die beiden aufeinanderfolgenden Par 5, die durch den New Course führen. Meine Runde habe ich an dem wunderbaren Herbsttag alleine gespielt. Dadurch hatte ich immer wieder genügend Zeit, mir den Platz in Ruhe anzusehen. Wenn man etwas weg ist von der M25 ist es ein wunderbar ruhiger Platz für Genießer.
Von den Abschlusslöchern gefällt mir das kurze Par 5 der 16 am besten. Mit nur 450 Yards war es sogar für mir sehr kurz und ich denke mal, die Profis bei den British Masters hier im Oktober werden das Loch als Par 4 spielen. Für mich war es vor allem zum Abschluss mit dem erhöhten und gut ondulierten Grün eine Herausforderung. Zudem war es noch hübsch anzusehen. An Loch 18 erwischte mich dann der während der Runde durch Wolken oft angekündigte Regen doch noch. Wenn auch nur für knapp 5 Minuten. Das machte das sehr gute Par 4 mit dem Crossbunker knapp 30 Meter vor dem langen, engen Grün nicht leichter. Der Platz ist im ganzen flach, ist aber alles andere als langweilig. Wenn es windig ist, kommt man sich teils auch vor, wie auf einem Linkskurs.
Nach der Runde war ich dann noch im kleinen James Braid Museum. James Braid war nicht nur 5-maliger Gewinner der Open, er erstellte in seiner Karriere auch knapp 200, teilweise großartige Golfplätze. Er war 45 Jahre lang Headpro in Walton und die letzten Jahre seines Lebens unterspielte er immer noch regelmäßig sein Alter. Was auch viel im Club gezeigt wird, sind Fotos vom Ryder Cup 1981, den Walton nur ausrichtete, weil die Arbeiten in Belfry noch nicht abgeschlossen waren. Bei Bernhard Langers Ryder Cup Debüt damals gab es für Europa eine herbe Niederlage. Der Club ist irgendwie also auch ein Museum, wenn man sich für Golfgeschichte interessiert. Das einzige Manko ist das doch sehr hohe Greenfee. Aber man gönnt sich ja sonst nichts…
Gespielt am 18.09.2017