Donald wird zum Dagobert
Mit seiner erneut überzeugenden Vorstellung bei der Dubai World Championship hat Luke Donald nach der Geldrangliste der PGA Tour auch die der European Tour gewonnen – als erster Spieler in der Geschichte des Golfsports. Überhaupt war es bisher erst zwei Spielern gelungen, beide Geldranglisten zu irgendeinem Zeitpunkt zu gewinnen: Gary Player und Greg Norman. Bei aller berechtigten Begeisterung (immerhin beendete Donald 20 seiner weltweiten 26 Starts in den Top 10) sollte man diesen Erfolg aber nicht zu hoch hängen. Nicht, weil Tiger Woods schon diverse Male beide Geldranglisten gewonnen hätte, wenn er die European-Tour-Mitgliedschaft beantragt hätte, sondern weil die heutigen Voraussetzungen nicht mit früheren Zeiten vergleichbar sind.
Mit den World Golf Championships gibt es drei Turniere, die gleichzeitig für beide Ranglisten zählen. Hinzu kommt, dass lange Zeit nur die Open Championship als einziges Major zur Geldrangliste der European Tour zählte. Somit ist es heute nicht nur einfacher die Mitgliedschaft auf beiden Turnieren zu haben, sondern auch die Geldrangliste zu gewinnen. 37% von Luke Donalds European-Tour-Einnahmen, bzw. 45% seiner PGA-Tour-Einnahmen gingen auf das Konto von Majors und WGCs. Hätte Greg Norman 1986 solche Voraussetzungen gehabt als er die US-Geldrangliste gewann, wäre er wohl auch in Europa siegreich gewesen: er gewann die Open Championship, seine beiden anderen Starts auf der European Tour und sahnte auch bei den nicht in die Wertung eingegangenen US-Majors dick ab. Das soll keinesfalls Donalds Leistung schmälern – immerhin hätte er auch bei Herausrechnung der WGCs und US-Majors das Race to Dubai gewonnen. Man sollte nur davon absehen, aus allem gleich immer historische Dimensionen machen zu wollen.
Alvaro von Arabien
Alvaro Quiros hat offensichtlich ein Faible für die Wüste. Die Dubai World Championship war bereits das dritte Turnier, das der Spanier im Nahen Osten gewann – keine schlechte Quote bei bisher nur sechs Karrieresiegen. In einem Interview führte Quiros seinen Erfolg darauf zurück, dass das Wüstengolf seinem Spiel entgegen kommt. Hier, wo es es den meisten Spielern schwerer fällt die Bälle auf den Grüns zu halten, kann er durch seinen hohen Ballflug punkten. Wer allerdings das Turnier am Bildschirm verfolgt hat, bekam eher den Eindruck, dass er in der Wüste in erster Linie ein irrationales Selbstbewusstsein mit dem Putter hat. Wie dem auch sei: Tatsache ist, dass Quiros einen außergewöhnlich hohen Anteil seines Karrierepreisgeldes in Dubai, Katar und Co. eingefahren hat. Obwohl Turniere im Nahen Osten maximal 20% seines Spielplans ausmachen, hat er 40% seiner Einnahmen bei diesen Events eingespielt. Tendenz: steigend. 2008 waren es gerade mal 2%, 2009 und 2010 kassierte er 34% bei diesen Turnieren und in diesem Jahr kamen von seinen 2,26 Millionen Euro Verdienst satte 1,46 Millionen (oder 65%) aus Dubai und Co.
Der Denguer
Bermuda, Shanghai, Korea, Hong Kong, Dubai. In den letzten Monaten hat Rory McIlroy krätig sein Miles & More Konto aufgestockt und kann sich jetzt endlich eine Kaffemaschine leisten. Leider hat er sich durch die ganzen Strapazen aber auch einen unliebsamen Mitreisenden eingefangen: das Dengue-Virus. Glücklicherweise handelt es sich bei ihm nur um eine leichte Form des Denguefiebers, das in schweren Fällen zu starken Blutungen führen könnte. Bei McIlroy führte die niedrige Zahl an weißen Blutkörperchen bisher “nur” zu Erschöpfungserscheinungen und einer Gefahr der Dehydrierung. Konsequenterweise sagte McIlroy aber nach der Dubai World Championship seine Teilnahme an der Thailand Golf Championship ab und begibt sich stattdessen in die Winterpause.
Die Schüco-Deutschlandtour geht weiter
Bielefeld, der Teutoburger Wald und Hubbelrath sind mit Fenstern versorgt, jetzt ist Hamburg dran. In ihrem vierten Jahr bekommt die Schüco Open 2012 ihren vierten Austragungsort. Das European-Tour-erfahrene Gut Kaden wird am 28. und 29. Juli damit zum ersten Mal seit dem Ende der Deutsche Bank Championship im Jahr 2007 wieder Profis in Empfang nehmen. Offizielle Begründung ist die größere Zuschauerkapazität der Anlage, aber sicherlich will man auch Kaden wieder ins Gespräch geben, da sich die Anlage zusammen mit der Deutsche Golf Sport GmbH – eine Tochter des neuerdings von Schüco gesponserten DGV – für die Austragung des Solheim Cups 2015 bewirbt.
Mike Weir stellt einen Asylantrag
Es war ein Seuchenjahr für Mike Weir, der noch immer mit den Nachwirkungen seiner Ellenbogenverletzung zu kämpfen und seine volle Spielberechtigung auf der PGA Tour verloren hat. Doch jetzt hat der Kanadier einen Rettungsanker entdeckt: die European Tour. Aufgrund seines Sieges beim Masters erhielt er automatisch eine zehnjährige Exemption (nicht 12, wie er fälschlicherweise in seinem Blog schreibt) und ist damit bis 2013 auf der European Tour spielberechtigt. Dies will Weir 2012 in Anspruch nehmen und vermehrt in Europa antreten wenn er über seinen Status und Sponsoreneinladungen in den USA keinen Start erhält. Damit kann die European Tour endlich eine musikalische Alternative zu den “Golf Boys” ins Rennen schicken: Mike & the Mechanic.
Änderungen im Race to Dubai
Es war nicht immer ganz klar, ob das Race to Dubai auch über das Jahr 2011 hinaus stattfinden würde, aber jetzt kann European-Tour-Chef George O’Grady Vollzug vermelden. Für die nächsten drei Jahre holte er einen internationalen Hafenbetreiber aus Dubai ins Boot und konnte sogar das Preisgeld für das ab 2012 unter dem Namen DP World Tour Championship stattfindende Finale um 500.000 US-Dollar auf genau 8 Millionen anziehen. Der Modus für das Finale sowie der Austragungsort bleiben davon allerdings unberührt. Einzig wie der Bonuspool für die Top 15 des Jahres verteilt wird, ist noch nicht geklärt.
Darüber hinaus gab die European Tour in der vergangenen Woche ihre Rückkehr nach Australien bekannt. Vom 18. bis 21. Oktober wird die neue Perth International Championship zusammen mit der PGA of Australia co-sanktioniert. Zuletzt machte die European Tour 2009 beim Australien Masters in Down Under Station.
Golf als Wahlkampffutter
Das ist vermutlich der Grund, warum deutsche Politiker nicht gerne Golf spielen: es könnte der jeweiligen Opposition Wahlkampf-Futter geben. Der republikanische Präsidentschaftskandidatenanwärter Mitt Romney hat eine Webseite gestartet, auf der er mit dem Foto eines golfenden Obamas um Wahlkampfspenden wirbt. Symbolische 18 Dollar soll man ihm spenden, damit Obama nicht “Fore (hoho!) more years” im Weißen Haus verbringt. Amüsanterweise kamen natürlich gleich daraufhin Urlaubsstatistiken der US-Präsidenten zu Tage. Resultat: Obama hat bis dato 124 Tage beim Golf oder in Camp David verbracht, sein Amtsvorgänger George W. Bush hingegen 435 Tage auf seiner Ranch oder in Camp David. Vermutlich wird Romney aber ohnehin nicht der Gegner von Obama seit er mit einer arroganten Wette seine Gunst bei den Wählern verspielt hat.
Die 10 heißesten Golfer auf dem Planeten
Trotz des European-Tour-Finales gab es nur wenige Änderungen in dieser Woche. Charl Schwartzel verdient nach einer weiteren Top-Leistung einen kleinen Sprung nach oben und Louis Ooshuizen hat sich klammheimlich mit seiner fünften Top Ten in Folge wieder unter die derzeit heißesten Spieler gespielt.
- Luke Donald (-)
- Rory McIlroy (-)
- Webb Simpson (-)
- Sergio Garcia (-)
- Charl Schwartzel (+1)
- Lee Westwood (-1)
- Adam Scott (-)
- Martin Kaymer (-)
- Louis Oosthuizen (new)
- Fredrik Jacobson (-1)