Gestern Nachmittag haben wir mit einem Kollegen West Hill gespielt. Sein Headpro hatte den Platz empfohlen. Wir hatten gefragt, welches die schönsten Plätze (Betonung auf schön) westlich von London sind. St. George’s Hill und Sunningdale kannten wir schon. Also wurde die Nummer drei gespielt. West Hill ist der jüngste der drei W’s: Woking, Worplesdon und West Hill.
Der Club wurde 1909 auf Betreiben von Mrs. Marguerite Lubbock gegründet. Damals waren Damen bei den Clubs in der Umgebung nicht als Mitglieder zugelassen. Also gründete die Dame (mit Unterstützung ihres Ehemanns Geoffrey) kurzerhand einen eigenen Club, in dem auch Damen Mitglieder sein durften. Der erste Pro, Cuthbert Butchart, entwarf 1910 auch den Platz. Wenn man bedenkt, dass er davor noch nie einen Golfplatz baute, hat er hervorragende Arbeit geleistet. Von den drei W-Clubs ist dies der anspruchsvollste. Zugleich bietet er auch was fürs Auge. Im August wird man förmlich erschlagen von der blühenden Heide, die den ganzen Platz einnimmt.
Es war relativ leer und der Pro erlaubte uns, von Weiß zu spielen (in Großbritannien haben Besucher von Gelb zu spielen. Weiß ist nur für Mitglieder). Mit dem Wetter hatten wir auch großes Glück. Es hatte vorher zwei Tage geregnet und auf dem Weg zum Club fuhren wir durch sehr starke Schauer. Während unserer knapp 4 Stunden blieb es aber trocken und manchmal kam auch die Sonne raus.
Der Kurs ist mit knapp 6400 Yards recht kurz. Dafür ist er aber auch nur ein Par 69 (für Damen Par 74). Der SSS von 71 sagt hier eine Menge über die Schwierigkeit des Platzes aus. Er hat auch nur zwei Par 5 Löcher. Die Herausforderung liegt in den langen Par 4 Löchern. Diese sind entweder recht eng, oder mit netten Hindernissen wie Bächen, Bunkern oder Heidefeldern ausgelegt. Es ist für mich schwierig, zu sagen, welche Löcher am besten sind. Ich fand fast alle toll. Auf jeden Fall stachen die Par 3 Löcher hervor. Das 212 Yards lange Loch 15 wurde mal von Sir Henry Cotton als bester One-Shotter in Großbritannien bezeichnet. Ob ich soweit gehen würde, weiss ich nicht, aber es war ein klasse Par 3 und ich war froh über mein Bogey. Zudem waren wir etwas abgelenkt, weil beim Abschlag ein Reh neben dem Grün stand.
Das Spiel an sich wurde im Laufe der Runde zweitrangig, weil wir einfach nur den Platz genossen. Man kam um die Ecke zum nächsten Tee und dachte wieder “Oh, ist das schön hier!”. Die Zeit verging also wie im Fluge und nach 3 Stunden 50 war die Runde beendet. Anschließend noch einen Drink im (sehr traditionellen) Clubhaus (Queen Elizabeth an der Wand) und ab nach Hause zum ausruhen.
Fazit: Ein toller Platz, der auch in meine Favoritenliste kommt. Ich kann jedem empfehlen, hier mal eine Runde zu spielen, wenn man die Gelegenheit hat. Es lohnt sich wirklich. Nun muss ich nur noch Worplesdon spielen. Manche sagen, der soll noch schöner sein. Was ich eigentlich für kaum möglich halte.