Wie Martin Kaymer PGA-Tour und European Tour kombinieren könnte

Als Kommentator für Sky hat Adrian Grosser natürlich intime Kenntnisse des Golfsports. Entsprechend verwirrt war ich, als er in seiner Kolumne in der Welt darüber redete, dass es aufgrund des ab 2011 zusätzlich fälligen Zwangstarts auf der European Tour nahezu unmöglich für die Profis sei, eine Zweitmitgliedschaft auf der PGA Tour einzugehen. Besonders ein Satz war interessant: “Die US-Tour verlangt für ihre Mitgliedschaft die Teilnahme an mindestens 15 Turnieren, hinzu kommen noch das Play-off im Fedex Cup.”

Da die Fedex-Serie aufgrund des Geldes, aber auch aufgrund der Weltranglistenpunkte die Hauptmotivation für die Teilnahme an der PGA Tour ist, würde das bedeuten, dass man somit 18-19 Turniere einplanen muss, um seine Spielberechtigung nicht zu verlieren. Eine enorme Zahl. So enorm, dass sie irgendwie falsch klang. Da sich im Internet kein Beleg für oder gegen diese These Grossers finden ließ, bin ich direkt an die Quelle gegangen und habe bei der PGA Tour angefragt. Die Antwort von PR-Direkor Chris Smith: “Sie [die FedEx-Playoffs] sind in den 15 Turnieren eingeschlossen”.

Ein großer Unterschied, der auch die Folgethese von Grosser ad absurdum führt: “Somit käme beispielsweise Kaymer auf rund 30 Turniere im Jahr – das ist einfach zu viel, um dauerhaft Golf auf Weltklasseniveau zu spielen.” Challenge accepted! Ist es theoretisch möglich für Martin Kaymer – der sich nach eigenen Angaben nun doch noch nicht entschieden hat, ob er auf der PGA Tour spielen will – die Spielpläne beider Touren miteinander zu verbinden ohne dabei seine Lieblings-Turniere und seine Gesundheit zu opfern? Die Maßgaben:

  • Maximal 27 Turniere (2010 kommt er auf 24 Turniere + Ryder Cup + Grand Slam of Golf und hatte eine Verletzungspause)
  • Einbindung von Majors, WGCs, BMW Open, FedEx-Playoffs, Dubai World Championship
  • Maximal einmal 5 Turniere und dreimal drei Turniere am Stück wie 2009/2010
  • Nicht mehr als 7 Kontinentwechsel
  • mindestens 4 x 14 Tage Regenerationszeit
  • als Basis dient der Turnierplan 2010 kombiniert mit dem bisher bekannten frühen Turnierplan der European Tour 2011

Datum Turnier ET PGA
20.1. Abu Dhabi Championship 1
27.1. Volvo Champions 2
3.2. Qatar Masters 3
2 Wochen Pause
23.2. Accenture Matchplay 4 1
4.3. Phoenix Open 4 2
11.3. CA Championship 5 3
1 Woche Pause
25.3. Arnold Palmer Invitational 5 4
1 Woche Pause
1.4. Masters 6 5
2 Wochen Pause
29.4. Quail Hollow Championship 6 6
6.5. The Players Championship 6 7
1 Woche Pause
20.5. BMW PGA Championship 7 7
1 Woche Pause
3.6. The Memorial 7 8
1 Woche Pause
17.6. U.S. Open 8 9
24.6. BMW International Open 9 9
1.7. Open de France 10 9
8.7. Scottish Open 11 9
15.7. Open Championship 12 10
2 Wochen Pause
5.8. Bridgestone Invitational 13 11
12.8. PGA Championship 14 12
1 Woche Pause
26.8. The Barclays 14 13
1 Woche Pause
9.9. BMW Championship 14 14
1 Woche Pause
23.9. The Tour Championship 14 15
1 Woche Pause
7.10. Alfred Dunhill Links Championship 15 15
2 Wochen Pause
28.10. Andalucia Valderrama Masters 16 15
4.11. HSBC Champions 17 15
11.11. Singapore Open 18 15
1 Woche Pause
25.11. Dubai World Championship 19 15

Man sieht also, dass es durchaus möglich ist, beide Touren zu kombinieren. Allerdings nur unter zwei Voraussetzungen: Man muss verletzungsfrei bleiben und unter den Top 50 der Weltrangliste liegen. Wer das nicht ist und keine garantierten Starts bei den WGC-Events und Majors hat, die für beide Touren zählen, sollte es hingegen besser nicht versuchen. Ein Dilemma vor dem beispielsweise Justin Rose in dieser Saison stand. Im Falle dieses – nicht nur aufgrund der noch nicht feststehenden Termine fiktiven – Turnierkalenders von Martin Kaymer wäre es hingegen relativ simpel. Auf der PGA Tour käme er selbst auf die benötigten 15 Starts wenn er eines der Playoff-Events aussetzt, und auf der European Tour läge er sechs Starts über der Mindestgrenze.

Andere Spieler könnten sich theoretisch sogar noch mehr Luft verschaffen, denn Kaymer hat das Problem, dass zwischen der U.S. Open und der Open Championship mit dem von seinem Sponsor getragenen Heimat-Turnier in München sowie den von ihm bereits gewonnenen Open de France und Scottish Open drei Turniere anstehen, die er kaum auslassen kann. Dies führt dazu, dass er fünf Wochen am Stück spielt. Vielleicht kann er in Zukunft bei der Scottish Open aussetzen wenn diese nicht mehr in Loch Lomond stattfindet. Ansonsten wäre es vielleicht sinnvoll zwischen Players Championship und U.S. Open den Kalender luftiger zu gestalten. Nach diesem Planspiel käme er beispielsweise nur auf 7 Turniere in 9 Wochen. In diesem Jahr spielte er 8.

Anders als Adrian Grosser glaubt wäre es also durchaus möglich für Kaymer ohne enorme Zusatzbelastung beide Touren zu spielen. Nichtsdestotrotz gehe ich davon aus, dass er sich am Ende gegen die Mitgliedschaft auf der PGA Tour entscheiden wird und damit auch richtig fährt. Denn das große Problem sind die zukünftigen Folgen einer solchen Entscheidung. Wenn man die Tourkarte zurückgibt wie Lee Westwood vor einigen Jahren und aktuell Rory McIlroy, darf man nur noch 5 Sponsoreneinladungen auf der PGA Tour annehmen und maximal 10 Starts machen. Wer nie Mitglied war, darf hingegen zwei Mal mehr antreten. Und auch wenn man es nicht hofft: Sollte Kaymer in 3-4 Jahren vielleicht aus den Top 50 der Welt fallen, könnte er die duale Mitgliedschaft kaum halten. Diese zwei Turniere weniger wären vermutlich für Kaymer ein viel größerer Verlust als die Playoffs um den FedEx-Cup. Denn Kaymer hat das Geld sicher nicht nötig und wer weiß wie lange diese von vielen Seiten kritisierte Form des Saisonfinales auf der PGA Tour überhaupt noch existieren wird. Es bleibt also festzuhalten, dass eine Mitgliedschaft von Kaymer auf der PGA Tour möglich aber nicht wirklich nötig ist. Es sei denn sein Sponsor macht Druck. Schließlich befindet sich das von BMW unterstützte Turnier ausgerechnet in den Playoffs – und eine Teilnahme des Markenbotschafters Kaymer wäre nur durch eine Mitgliedschaft auf der PGA Tour denkbar.

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