Disclaimer: Eine Variante dieses Textes erschien im vergangenen Jahr in der Zeitschrift Golf Punk
Der Golfsport hat ein Dopingproblem. Oder besser gesagt: Der Golfsport hat ein Anti-Dopingproblem. Das zumindest findet Greg Norman. „Es ist eine Schande“, echauffierte sich der Australier Ende April über die Antidoping-Maßnahmen im Golfsport. Norman weiß wovon er spricht. Wenn der notorische Major-Wegwerfer ein Mittel gefunden hätte, um seine Nerven zu beruhigen, hätte er statt zwei Major-Titel heute vermutlich ein Dutzend auf seinem Konto.
Doch unter den Aktiven gibt es viele, die mit Normans Meinung nicht konform gehen. Im Gegenteil: Im Geheimen teilen vermutlich viele die Einstellung, die Brandt Snedeker vor kurzem gegenüber dem amerikanischen Golf Magazine äußerte.
“Ich würde die Dopingtests sofort einstellen. Sie sind eine Verschwendung von Zeit und Geld. Ich weiß nicht, ob Steroide wirklich helfen, einen Golfball zu schlagen”Brandt Snedeker, 3. Oktober 2013
Es ist ein Argument, dem Dopingbekämpfer immer wieder begegnen wenn sie es nicht gerade mit Ausdauersportarten oder Kraftsportarten zu tun haben. Tatsächlich gleicht Snedekers Aussagen verblüffend derer, die viele Baseballspieler noch vor wenigen Jahren Reportern diktierten wenn man sie auf ein vermeintliches Dopingproblem ansprach. Barry Bonds äußerte sich so, bevor er aufgrund einer Falschaussage vor der Grand Jury im BALCO-Skandal wegen Behinderung der Justiz verurteilt wurde. Und auch ein ehemaliger Outfielder der New York Yankees schlug in die Kerbe, die Spieler wie Brand Snedeker heute für Golf beanspruchen.
“Steroide helfen Dir nicht, einen Baseball zu schlagen”
Jason Giambi, 14. Juli 2002
Fünf Jahre später enschuldigte sich Jason Giambi öffentlich für die Einnahme von Steroiden.
“Es war falsch, was ich gemacht habe.”Jason Giambi,17. Mai 2007
Nun soll dies keinesfalls heißen, dass sich Spieler, die sich gegen Dopingtests im Golfsport aussprechen, verdächtig machen (tatsächlich gehört der vom Tee kurze Snedeker zu denen, die am unverdächtigsten sind). Es zeigt jedoch, wie blauäugig solche Aussagen sind. Wenn es im Golfsport nur auf die Technik ankommen würde, warum haben sich die Profigolfer in den letzten Jahren von diesem Typus nach zu diesem entwickelt? Wenn Kraft keine Rolle spielt, sollten die Profis nicht den ganzen Tag Bälle prügeln statt Gewichte zu stemmen? Und wenn die Golfer ehrlich zu sich sind und keine Angst vor einem Imageschaden haben, sind sie sich dessen auch bewusst. Nicht umsonst haben in der jährlichen, anonymen Spielerumfrage 38% der Befragten gesagt, sie würden leistungssteigernde Mittel nehmen, wenn sie legal werden. Einer der anonymen Befragten wurde sogar noch deutlicher.
“Es ist mir egal, was Ihnen die anderen erzählen: buchstäblich jeder hier draußen würde es versuchen.”anonymer Tourgolfer
Einer, der es versucht hat, ist Vijay Singh. In einem Statement aus dem Magazin Sports Illustrated outete sich der Golfer aus Fiji, dessen IQ anscheinend unter seinem Schlagdurchschnitt liegt, als Anhänger von obskuren Trainingsmethoden. Der 50-Jährige klebt Pyramiden-Hologramme auf seinen Körper, benutzt einen Leuchtstrahl mit dem man angeblich von Krebs bis AIDS alles heilen kann, und sprüht sich mehrmals täglich ein Spray aus Hirschgeweih unter die Zunge. Nun könnte man einfach herzhaft über so viel Naivität lachen, doch dummerweise hatte die PGA Tour in einem Rundschreiben explizit alle Spieler gewarnt, dass „Deer Antler Spray“ den Wirkstoff IGF-1 enthält, der als Wachstumsfaktor auf der Liste der verbotenen Substanzen steht.
Ein komplizierter Fall, der auch ein Jahr nach Bekanntwerden noch immer nicht geklärt ist. Aus medizinischer Sicht ist der Fall klar. „Wenn ein Athlet so etwas zugibt, ist das gleichzusetzen mit einem Dopingverstoß“, bestätigte Professor Dr. Wilhelm Schänzer, Dopingexperte der Deutschen Sporthochschule Köln in einem Interview (siehe unten). „Wie das juristisch aufgearbeitet wird, ist dann oft eine andere Angelegenheit.“ Eine fast schon prophetische Aussage, denn mittlerweile hat die Angelegenheit schon fast bizarre Züge angenommen. Zuerst revidierte die Welt-Dopingagentur ihren Standpunkt bezüglich des Deer Antler Sprays dahingehen, dass der Gebrauch nicht illegal ist – sollte die Benutzung aber zu einer positiven Dopingprobe führen, macht sich der Athlet strafbar. Als Resultat hob die PGA Tour die Sanktionen auf. Und statt sich zu freuen, dass er für ein eigentlich strafbares Vergehen straffrei ausgeht, verklagte Vijay Singh die PGA Tour wegen Rufschädigung.
Das größte Dilemma aus dieser Geschichte ist jedoch ein ganz anderer. Hätte Singh die Klappe gehalten, hätte er noch jahrelang Hirschgeweihe ablecken können ohne entdeckt zu werden. Denn angenommen, die Benutzung des Deer Antler Sprays würde einen positiven Dopingbefund ergeben: die PGA Tour hätte ihn nicht nachweisen können. Schlieplich ist IGF-1 ist nur mit Bluttests nachweisbar – und die werden im Golfsport nicht durchgeführt. Für Greg Norman ein unhaltbarer Zustand. „Wenn man ernsthaft gegen Doping vorgehen will, braucht man Bluttests. Als Chef einer Sportart ist man verantwortlich dafür, dass es sauber zugeht. Das sollte über allem anderen stehen.“
Normans Panik scheint ein wenig übertrieben. Denn wohl niemand wird behaupten, dass es im Golf wie bei der Tour de France zugeht, wo die Sportler ihre Körper stärker aufpumpen als ihre Reifen. Allerdings haben sich die Golfverbände im Kampf gegen Doping tatsächlich nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Vielmehr verhielten sich alle Beteiligten wie die sprichwörtlichen drei Affen: Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen. Noch 2006 weigerte sich PGA-Tour-Chef Tim Finchem auch nur über Dopingtests nachzudenken. Dabei zogen bereits 2001 bei der Open de France auffällig viele Spieler den Start zurück, als Gerüchte über bevorstehende Tests die Runde machten. Nur weil sich Golf als Olympische Sportart ins Gespräch brachte und als Voraussetzung den Antidopingcode der WADA unterzeichnen musste, vollzogen Finchem und seine Kollegen einen Sinneswandel. Am 1. Juli 2008 hieß es so schließlich für die ersten Profis, darunter Paul Lawrie, „einmal vollmachen bitte“.
Doch womit lässt sich im Golfsport überhaupt die Leistung steigern? Professor Schänzer sieht vor allem Beruhigungsmittel als Gefahr: „Es gibt im Golfsport Momente wo man aufgrund der hohen Konzentration die Leistung beeinflussen kann. Wenn man nervös wird, gibt es viele Substanzen, die beruhigend wirken.“ Gary Player brachte vor einigen Jahren jedoch noch ganz andere Mittel ins Spiel: „Egal ob Wachstumshormone, Kreatin oder Steroide: Ich weiß mit absoluter Sicherheit, dass einige Spieler sie benutzen“. Eine Aussage, die einschlug wie eine Bombe: Schließlich hat das Wort einer Legende Gewicht.
Doch wie passt Doping ins Bild einer Sportart, in der Ehre und Anstand als ultimatives Gebot gelten und Spieler Strafen gegen sich selber verhängen? Nun ja, Uli Hoeneß hat auch gerne seine Steuerehre betont und Bill Clinton „hatte nie eine sexuelle Beziehung mit dieser Frau“. Und Anreize für Profigolfer zu illegalen Methoden zu greifen gibt es genügend. 300 Millionen um genau zu sein. So viele Dollarscheine werden alleine auf der PGA Tour in jedem Jahr verteilt. Aus diesem Grund „ist eine hohe Effektivität der Kontrollen wichtig, damit man eine hohe Abschreckung erreicht“, weiß Professor Schänzer. Ob dies im Golfsport funktioniert liegt im Auge des Betrachters.
Laut dem aktuellsten Jahresbericht der Nationalen Doping Agentur gab es 2012 insgesamt 23 Trainingskontrollen im deutschen Golfsport. 2011 hatte der Deutsche Golf Verband laut Auskunft seines Anti-Doping-Beauftragten Alexander Klose 36 Spieler im Nationalkader, 2013 waren es 41. Im Schnitt musste also nur etwa jeder zweite Golfer mit einer Trainingskontrolle rechnen. Aber immerhin hat man 2012 zum ersten Mal den Deutschen Minigolf Verband bei der Anzahl der Trainingskontrollen überholt. Das wirklich Schockierende ist allerdings, dass die zweite Garde der deutschen Golfer (Martin Kaymer, Marcel Siem, Sandra Gal und Caroline Masson unterliegen dem Antidoping-Programm der internationalen Touren) im internationalen Vergleich geradezu exzessiv kontrolliert wird.
Im Februar befragte die New York Times Tiger Woods, Rory McIlroy, Phil Mickelson und 51 Spieler der PGA Tour wie oft sie im Laufe ihrer Karriere schon außerhalb von Wettkämpfen kontrolliert wurden. Sie alle antworteten wie Luke Donald, Lee Westwood uns Sergio Garcia es auf die Frage nach ihren Majorsiegen tun müssen: Null. Einzig die frisch vom College kommenden Spieler hatten Erfahrungen mit Trainingskontrollen – als Amateure. Jetzt wo sie Profis sind, müssen sie Dopingkontrolleuren nicht einmal ihren Aufenthaltsort abseits der Turniere mitteilen. Die “Trainingskontrollen” werden immer von Montag bis Mittwoch vor dem Turnierstart durchgeführt, leichter kann man es potenziellen Dopingsündern nicht machen. Wen wundert es da, dass es bisher nur einen positiven Dopingbefund gab: Doug Barron.
Doug wer? Die völlige Bedeutungslosigkeit des erwischten Spielers sorgte schnell für Verschwörungstheorien, dass es sich um ein Bauernopfer handelt, damit sich die PGA Tour die Wirksamkeit ihrer Kontrollen auf die Fahne schreiben kann. Und die Umstände waren tatsächlich mysteriös. Denn Barron war die Verkörperung des elenden Spruchs „Spielen Sie Golf oder haben Sie noch Sex“. Aufgrund eines extrem niedrigen, natürlichen Testosteronwertes hatte Barron bei der PGA Tour eine medizinische Ausnahmegenehmigung für die Einnahme von synthetischem Testosteron beantragt, wie sie auch Major-Sieger Shaun Micheel bekommen hat. Die Tour weigerte sich, und ausgerechnet als der Spieler der dritten Liga bei der St. Jude Classic einen einmaligen Abstecher auf die PGA Tour machte, wurde er einem Dopingtest unterzogen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Mittlerweile hat Barron seine Ausnahmegenehmigung bekommen, und kein weiterer positiver Dopingtest wurde bekannt – zumindest nach offizieller Definition. Denn die PGA Tour stuft sogenannte Freizeitdrogen nicht als Doping ein. Wer mit Marijuana oder Kokain erwischt wird, wird nicht zwangsläufig gesperrt. Vor allen Dingen aber wird das Vergehen nicht öffentlich gemacht. Was als Schutz von möglicherweise süchtigen Spielern gedacht war, entwickelt sich aber als Bumerang. So sah sich Dustin Johnson während einer Verletzungspause mit Gerüchten konfrontiert, er wäre in Wirklichkeit auf Entzug und würde eine Dopingsperre absitzen. Dinge, die nicht entstehen könnten, wenn die PGA Tour mehr Transparenz im Umgang mit Doping an den Tag legen würde. Denn wenn ein Sport in fünf Jahren Doping nur einen positiven Test produziert – noch dazu einen fragwürdigen – gibt es nur zwei Möglichkeiten, wie Professor Schänzer schlussfolgert: „Entweder ist die Problematik minimal oder die Kontrollen sind nicht ausreichend. Diese Aussage treffen zu können überlasse ich anderen Leuten.“ Greg Norman hat sie für sich bereits getroffen und wenn man hört, dass Justin Rose sagt er sei noch niemals auf der European Tour getestet worden, fällt es schwer sachliche Argumente gegen die Auffassung des Australiers zu finden.
Interview mit Prof. Dr. Wilhelm Schänzer
Deutsche Sporthochschule Köln, Institut für Biochemie. Geführt am 25. April 2013
Viele Spieler behaupten bis heute, Doping sei im Golfsport kein Problem weil es nicht sinnvoll ist. Wie sehen Sie das?
Die Behauptung wird ja oft auch in anderen Spielsportarten angeführt: Wo die Technik ausschlaggebend ist, ist Doping im Hintergrund. Ich sehe das natürlich etwas kritischer. Die International Golf Federation hat ein entsprechendes Dopingreglement, und auch den Code der WADA unterzeichnet. Natürlich es gibt auch im Golfsport Momente, wo man aufgrund der hohen Konzentration und der Dauer mit entsprechenden Substanzen die Leistung beeinflussen kann. Wenn man beispielsweise nervös wird, gibt es viele Substanzen, die beruhigend wirken. Ich denke es ist sinnvoll, dass man auch im Golfsport Kontrollen vornimmt und dann zeigen kann, ob ein Problem vorliegt oder nicht.
Sie sehen die Gefahr also am ehesten bei Betablockern?
Ob man sich mit Stimulanzien zum Schluss hin auch noch ein bisschen in Form bringen kann, ist immer eine Diskussion. Natürlich gehen solche Turniere auch immer über einen längeren Zeitraum und man muss topfit sein. Die Versuchung, sich mit Pharmaka zu stimulieren wenn man nicht in guter Form ist, kann man nicht ausschließen.
Wie ist es mit Steroiden und dem schnelleren Ausheilen von Verletzungen?
Die Gefahr besteht natürlich, dass in der Therapie mit Dopingmitteln gearbeitet wird um möglichst schnell an die Leistung anzuknüpfen. Das sollte man schon durch Kontrollen überprüfen. Das Problem ist ja überall gleich: Wenn man meint, man muss nicht kontrollieren, öffnet man die Möglichkeit, dass die Sportler mit solchen Sachen arbeiten. Die Prävalenz sich mit Steroiden Vorteile zu verschaffen ist sicher nicht so stark ausgeprägt wie in Kraftsportarten. Aber Athleten können in eine Phase gelangen, wo sie möglicherweise nach einer Krankheit, Verletzung oder Trainingüberlastung Leistungseinbußen haben. Und die Gefahr besteht grundsätzlich, dass man in solchen Phasen auch mit Dopingsubstanzen wie Steroiden nachhilft.
Der deutsche Golf-Verband hat nach eigenen Angaben 41 Spieler im Kader, die für Trainingskontrollen herangezogen werden können. Im Jahr 2012 gab es ingesamt 23 Trainings- und 20 Wettkampfkontrollen. Ist das ausreichend?
Das ist immer eine gute Frage. Im Grunde ist eine hohe Effektivität der Kontrollen wichtig, damit man eine hohe Abschreckung erreicht. Und da muss man überlegen was eine sinnvolle Anzahl an Kontrollen ist. Das muss der Verband in Abstimmung mit der nationalen Anti-Dopingagentur diskutieren und planen. Es ist immer leichz für mich zu sagen je mehr Kontrollen desto besser. Aber der Aufwand muss auch immer mit den Kosten in ein Verhältnis gestellt werden.
Die PGA Tour unterscheidet zwischen Freizeitdrogen und Doping. Wenn jemand mit Marihuana erwischt wird, wird dieses weder bekanntgegeben noch zwangsläufig bestraft. Wie geht das mit den Doping-Richtlinien überein?
Marihuana fällt unter die spezifischen Substanzen, da kann der Verband eine entsprechende reduzierte Sanktion aussprechen. Cannabis wurde ursprünglich als Angsthemmer bei Sportarten auf die Liste gesetzt in denen die Athleten sich und möglicherweise auch andere gefährden können. 1998 ist ein Snowboarder aufgrund einer juristischen Lücke bei den Olympischen Spielen freigesprochen worden, weil es nicht in allen Sportarten verboten war. Deshalb hat das IOC damals entschieden es für alle Sportarten zu verbieten.
Also hat es ncht unbedingt leistungsfördernde Wirkung?
Im Grunde ist Cannabis ein soziales Problem. Ob man sich im Golfsport mit Cannabis Leistungsvorteile verschaffen kann, ist schwer einzuschätzen. In der Hinsicht ist ein solches Vorgehen seitens des Verbandes schon nachvollziehbar. Inwieweit das mit dem Reglement in Einklang zu bringen ist, ist immer eine juristische Fragestellung. Aber generell hat man schon die Möglichkeit so vorzugehen.
Der Spieler Robert Garrigus sorgte allerdings für Aufsehen als er erzählte es sei gang und gebe gewesen, dass Spieler sogar während der Runde auf dem Sixiklo Marijuana rauchten, weil es die Nerven beruhigt.
In diesem Fall wäre es dopingrelevant. Vom Reglement her müsste bei einem positiven Befund von Cannabis auf jeden Fall die Wettkampfleistung annuliert werden. Ob man dann eine Sanktion gibt, ist eine andere Sache, das kann der Verband selber entscheiden.
Vijay Singh hat in einem Interview gestanden, ein Mittel zu nehmen, dessen Wirkung umstritten ist, das aber explizit in einem Rundschreiben als verboten ausgewiesen wurde. Ist dies gleichzusetzen mit einem positiven Dopingfall?
Juristisch gesehen schwierig. Das muss der Verband klären. Wachstumsfaktoren sind ja über die ganze Zeit verboten. Wenn ein Athlet zugibt, Substanzen genommen zu haben, ist das letzten Endes ein Beweis, das hier gegen das Dopingreglement verstoßen wurde. So interpretiere ich im Moment das Reglement. Wie das juristisch aufgearbeitet wird, ist dann oft eine andere Angelegenheit.
Offiziell gibt es im Golfsport bisher nur einen Dopingfall: Doug Barron, ein Spieler, der unter Testosteronmangel leidet, von der PGA Tour keine Ausnahmegenehmigung erhielt und dann positiv getestet wurde. Wie schätzen Sie diese Bilanz nach fünf Jahren ein?
Es gibt da zwei Möglichkeiten. Entweder ist die Problematik minimal, oder die Kontrollen sind nicht ausreichend. Diese Aussage treffen zu können überlasse ich anderen Leuten.
Die New York Times hat 54 Spieler gefragt wie oft sie abseits von Wettkämpfen kontrolliert wurden. Alle sagten noch nie.
Die Frage ist immer inwieweit Substanzen, die außerhalb von Wettkämpfen genommen werden, für den Golfsport ein Problem darstellen. Wenn wir Hinweise haben, dass solche Substanzen eingesetzt werden, dann sollte der Verband auch Trainingskontrollen etablieren. Auf nationaler Ebene wird dies getan, und dann sollte man sich auch international dazu entschließen, damit man hinsichtlich des Anti-Dopingkampfs von außen nicht kritisiert werden kann. Der Internationale Golf Verband hat sich ja dahin geäußert, dass sie den WADA-Code unterstützen. Und dazu gehört aus meiner Sicht auch, dass man Kontrollen außerhalb des Wettkampfs durchführt.
Die PGA Tour redet sich damit heraus, dass sie führe ein-zwei Tage vor Turnierbeginn Kontrollen durchführt. Kann man das als Trainingskontrollen durchgehen lassen?
Es ist nicht ganz einfach die Kontrollen zu platzieren, denn das ist auch viel mit Logistik verbunden. Aber gnerell sollten die Athleten nicht wissen, wann diese Kontrollen sind. Dass sie wissen, sie werden außerhalb dieser Zeiten nicht kontrolliert, sollte man eigentlich verhindern. Denn in der Regel können diese Mittel zeitlich abgesetzt werden.
Wenn Golf 2016 olympisch wird, müsste man die Kontrollen dann verschärfen? Oder sind die bisherigen Maßnahmen ausreichend?
Die Anforderungen des IOC sind ja nach wie vor noch nicht ganz klar. Wir auf nationaler Ebene haben gesagt, es kann nur jemand zu Olympia, der auch vorher im Kontrollsystem war. Ob jetzt drei Mal ausreichend ist, kann ich schwer sagen. Beim Fußball in Deutschland werden an die 1000 Wettkampfkontrollen gemacht. Wenn man das auf die Anzahl der Spieler hochrechnet, hat man vielleicht einen guten Vergleichswert.