Am Mittwoch gab die RC Deutschland GmbH Details zur erneuten deutschen Bewerbung um eine Ryder-Cup-Austragung bekannt. Wie das DGV-Organ golf.de berichtet, wurde dem deutschen Sport-Arm der Creative Artists Agency, der CAA Sports GmbH, und ihrem Geschäftsführer Marco Kaussler die Leitung der deutschen Bewerbung übertragen. Kaussler hat bisher bereits die BMW International Open organisiert und enge Kontakte zum bayrischen Autobauer.
Wie es scheint, hat man aus der fehlgeschlagenen Bewerbung von 2018 gelernt. Denn damals war eines der Probleme, dass die deutsche Bewerbung vor allem von Audi unterstützt wurde, während beim Ryder Cup BMW im Boot sitzt. Mit der Berufung von Kaussler hat man also nicht nur einen kompetenten Mann geholt, sondern auch einen sehr wichtigen strategischen Partner auf seine Seite gezogen.
Und auch an anderer Stelle hat man die gemachten Fehler anscheinend gut analysiert. Beim Ryder Cup 2018 sollte Thomas Himmel einen neuen Platz in Neuburg an der Donau bauen. Himmel ist sicher ein guter Mann, gehört international aber nicht zur bekanntesten Riege der Designer. Und das eine Fahrtstunde vom nächsten internationalen Flughafen entfernte und mit knapp 30.000 Einwohnern etwas verschlafene Neuburg an der Donau wäre logistisch eine kleine Herausforderung geworden (obwohl dies in Gleneagles auch niemanden gestört hat, aber da gab es auch keine so harte Konkurrenz-Situation).
Diese Pläne werden für 2022 zu den Akten gelegt. Denn wie wir aus gut informierten Verbandskreisen erfahren haben, ist die erste Wahl für die deutsche Bewerbung – nicht gerade überraschend – Berlin. Eine kleine Sensation ist allerdings der anvisierte Club. Denn nicht etwa die großen Resorts am Seddiner See oder Scharmützelsee, sondern das sehr familiäre Golfcenter Gross Kienitz ist “First Choice”, wie uns Clubpräsident Markus Fränkle auf Nachfrage bestätigte: „Wir haben uns aktiv um die Austragung des Ryder Cups bemüht. Wir hatten immer schon die Planung, einen weiteren Golfplatz zu bauen.“ Gleich mehrere Gründe spielten in diese Wahl hinein – allen voran die Nähe zum neuen Berliner Großflughafen (so er denn irgendwann einmal fertiggestellt wird): Nur zehn Fahrminuten werden die Fans, Offiziellen und Spieler vom Flughafen “Willy Brandt” auf die Anlage brauchen. Zudem wird es in Berlin keinerlei Probleme geben, Unterkunftmöglichkeiten für die Viertelmillion Zuschauer zu finden.
Ein weiteres entscheidendes Kriterium waren die bereits bekannten Erweiterungspläne. Wie der Tagesspiegel vor 15 Monaten berichtete, will eine irische Investorengruppe einen neuen Inland-Linksplatz samt angeschlossenem Hotel errichten. Bei diesen Plänen bleibt es auch für die aktuelle Bewerbung, bestätigte Fränkle. Auch ein Architekt steht bereits fest: der renommierte Martin Hawtree, der zuletzt für Donald Trump den kontroversen, aber hoch gelobten Trump International Golf Links designte und aktuell als Open-Doktor der R&A den Meisterschaftsplätzen der Open Championship den Feinschliff verpasst. „Martin Hawtree ist der Hintergrund, warum man auf uns aufmerksam geworden ist”, freut sich Markus Fränkle. “Weil er ein sehr renommierter Architekt ist, und dies sein erster Platz in Deutschland sein wird.“ Dies wäre ein weiterer Pluspunkt für die deutsche Bewerbung, die sich gegen Konkurrenz aus Spanien, Italien, Portugal, Österreich, Dänemark und vor allen Dingen aus der finanzstarken Türkei durchsetzen muss.
Bis zum 7. Oktober muss Gross Kienitz eine Garantie für die millionenschwere Finanzierung übernehmen. Doch dies ist nur noch Formsache, wie der Clubpräsident bestätigt: „Wir fahren nächste Woche nach Schottland zum Ryder Cup und führen dort weitere Gespräche. Die Ryder Cup Limited hatte bereits an zwei einzelnen Terminen zwei Vertreter auf unserer Anlage und wir werden in der nächsten Woche offiziell bekannt geben, dass wir diesen neuen Platz für den Ryder Cup zur Verfügung stellen wollen.“ Ab 2017, spätestens Anfang 2018 könnte der Platz erstmals für den Spielbetrieb freigegeben werden, so Fränkle: “Wir sind im Planungsverfahren und gehen davon aus, dass wir im nächsten Jahr eine Baugenehmigung bekommen. Wir rechnen mit einer Bauzeit von 12 Monaten und einer weiteren 12-monatigen Ruhephase.
Die Austragung des Ryder Cups, die der Präsident von Gross Kienitz als “Once in a Lifetime”-Chance bezeichnet, wäre dann aber vermutlich nicht das einzige große Golf-Event, das nach Berlin kommt. Ab 2019, dem Datum der zwingenden Vorstellung einer Ryder-Cup-tauglichen Anlage, würde der Club aller Voraussicht nach ein weiteres European-Tour-Event auf deutschem Boden ausrichten, zu dem sich die RC Deutschland GmbH bei einer erfolgreichen Bewerbung verpflichten muss.