Wohl jeder hat schon einmal bei der Urlaubsplanung einen Fehler gemacht. Die Runde auf dem Glashedy Course von Ballyliffin war meiner. Nachdem sich in der letzten Sekunde ein zusätzlicher freier Tag aufgetan hatte, beschloss ich aufgrund von zwei Empfehlungen kurzfristig noch von Dublin in den Norden Irlands zu fahren, anschließend wieder gen Süden nach Belfast zu kurven und dann an die Nordküste Nordirlands weiterzureisen. Und als ob das nicht schon genug Ochsentour gewesen wäre, blamierte ich mich auch noch bei der Wahl des Hotels.
Weil ich auf den letzten Drücker buchen musste, gab ich ruckzuck bei einem der Hotelportale Ballyliffin und einen Umkreis von 20 Kilometer ein, buchte ein ganz ordentliches Hotel zu einem sehr guten Preis und freute mich über mein Schnäppchen. Dummerweise realisierte ich nicht, dass sich die Entfernungsberechnung auf die Luftlinie bezieht – und weil Ballyliffin direkt neben einem Meeresarm liegt, hatte ich plötzlich noch einmal 100 Minuten Autofahrt vor mir. Was den verdutzten Portier zu der Frage veranlasste, warum ich nicht eine Startzeit im wunderschönen Rosapenna Golf Resort gebucht hätte, das direkt neben dem Hotel lag.
Im Nachhinein hätte ich dies lieber gemacht, denn der Glashedy Kurs erfüllte leider nicht die Erwartungen, die ich in ihn gesetzt hatte. Denn anders als die besten Linksplätze an der irischen Nordküste ist das Ballyliffin Resort eher moderner Prägung. Der Old Course wurde von Eddie Hackett 1973 fertiggestellt und trug 2008 die Irish Seniors Open aus (bei der nur ein Teilnehmer unter Par blieb). Der sportlich noch anspruchsvollere Glashedy Links entstand erst Mitte der 90er aus Angst, dass härtere Umweltschutzauflagen der EU einen späteren Bau in den Dünen erschweren würden. Beauftragt mit den Baumaßnahmen wurden Tom Craddock und Pat Ruddy, der sich zuvor mit dem European Club einen Namen gemacht hatte.
Das von den Back Tees 6600 Meter lange Par 72 wäre bereits in normalen Bedingungen ein echtes Monster, aber da es hier für gewöhnlich immer stark bläst, ist die gefühlte Länge noch einmal deutlich höher. Und tatsächlich: Obwohl ich die gesamte Irlandreise vom Wetter verwöhnt wurde, geriet ich ausgerechnet hier in einen mächtigen Sturm mit leichten Regenschauern. Wie stark? Nun, an einem 150 Meter langen Par 3 mit Rückenwind pfefferte ich ein Eisen 9 übers Grün, während ich auf einem gleich langen Par 3 in den Wind selbst mit einem langen Hybrid zu kurz blieb.
Doch im Nachhinein war der Wind ein Segen, denn ohne ihn wäre von dem Platz vermutlich noch weniger in Erinnerung geblieben. Eines meiner liebsten Kriterien um einen Platz einzuschätzen ist, wie viele Löcher man sich auch noch Wochen später in Erinnerung rufen kann. Von zwei meiner Lieblingsplätze, Barnbougle Dunes und Kingsbarnes, kann ich auch noch nach drei bzw. einem Jahr nahezu jedes Loch vor mein geistiges Auge holen und jeden Schlag, den ich damals gemacht habe, abspulen. Der Glashedy Links hingegen verschwimmt zu einer einzigen Masse. Lediglich die Bahn 7 bleibt in Erinnerung – allerdings aus den falschen Gründen. Das von einem extrem erhöhten Abschlag zu spielende Par 3 wirkt mit seinem Teich auf der rechten Seite wie ein absoluter Fremdkörper auf diesem Linksplatz.
Verglichen mit dem 20 Jahren älteren Old Course fällt vor allen Dingen auf, dass den Fairways die natürliche Ondulierung genommen wurde. Vielleicht in der Hoffnung in der Zukunft größere Turniere auszutragen, wurde mit den schweren Baumaschinen alles plattgewalzt, so dass es dem Platz ein wenig an Charakter fehlt. Die attraktivsten Löcher sind – abgesehen von der in die hohen Dünen hineinführenden Bahn 13 (Par 5, 571 Yards) – dabei diejenigen, die man mit Blick auf den Glashedy Rock spielt, einer unbewohnten Felsinsel im Atlantik. Vor allem das einzige Par 3 auf den Back 9, die 14, sticht dabei heraus. Von einem erhöhten Abschlag spielend wartet vor dem Grün ein eindrucksvoller Bunker. Allerdings sollte man Vorsicht walten lassen, wenn man ihn aus dem Spiel nimmt, denn hinter dem Grün lauert ein vom Tee nicht zu sehender Mini-Bunker aus dem es sich nur schwierig heraus spielen lässt.
Keine Frage: wer sein Handicap spielen will, sollte um den Glashedy Links einen Bogen machen. Selbst von den mittleren Tees gibt es fünf Par 4s mit mehr als 400 Yards Länge. Doch das ist nicht das Problem des Platzes. Es fehlt ihm einfach an Charakter. Das Schlimmste wenn man den Glashedy spielt, ist, dass man immer wieder einen Blick auf den Old Course erhaschen kann, der einfach viel attraktiver und interessanter aussieht. Wer hier herkommt, sollte daher die Priorität auf diesen legen.
Gespielt am: 18.4.2016