Costa Brava – die wilde Küste – nennt sich die Tourismusregion im Nordosten Spaniens. Wer es allerdings richtig wild haben will, fährt in den 300 Meter über dem Meeresspiegel gelegenen Club Golf d’Aro Mas Nou. Besonders abenteuerlich wird es, wenn der Fahrer einen Kleinbus mit der Anzeige 444.444 auf dem Kilometerzähler die steilen Straßen mit seiner Maximalgeschwindigkeit von 20 km/h nimmt und das einzige Geräusch, das das Ächzen des Gefährts übertönt, die aus dem Lautsprecher tönende Lieblings-CD des Chauffeurs ist: eine Panflöten-Version von “I will always love you”.
Doch einmal oben in Mas Nou angekommen, wird man mit einem einzigartigen Blick aufs Meer und über den Touristenort Platja d’Aro belohnt. Nur einen Nachteil hat die exponierte Lage: der Platz von Mas Nou ist sehr windanfällig, wodurch sich die 6218 Meter von weiß deutlich schwieriger spielen als es scheint. Das zeigt sich auch an den Ergebnissen des einzigen European-Tour-Turniers, das hier 1992 stattgefunden hat. Bei der Catalan Open blieben gerade einmal 20 Spieler unter Par, am Ende siegte José Rivero mit einem Ergebnis von 8 unter.
Mas Nou ist eine Kreation des spanischen Architekten Ramon Espinosa, mit dem die meisten deutschen Golfer durch seinen mallorquinischen Platz Son Quint vertraut sind. Aber auch Mas Nou hat sich längst zu einem beliebten Platz deutscher Urlauber entwickelt. Selten fährt man auf den Parkplatz, ohne ein Auto mit deutschem Kennzeichen zu entdecken, was am inmitten der Anlage liegenden Resort Hapimag liegt, das besonders bei allemannischen Urlaubern beliebt ist.
Sie bekommen in Mas Nou allerdings keinen leichten Einstieg geliefert. Die ersten beiden Löcher sind mit einer Länge von 373 Meter bzw. 371 Meter von weiß durchaus anspruchsvoll, zumal der erste Drive halbblind ist und der zweite über einen Teich nach oben gespielt wird. Ein wenig schade ist, dass sie davon abgesehen ziemlich identisch sind, da sie nach gut 200 Meter einen Knick nach rechts machen und links vor dem Grün mit einem Bunker verteidigt sind. Ein Par 3 später kommt jedoch bereits eines der Signature Holes des Platzes.
Die Bahn 4 ist erneut ein Dogleg nach rechts, dieses Mal jedoch ein 481 Meter langes Par 5. Das Loch erhält allerdings einen besonderen Reiz durch den Blick aufs Meer vom erhöhten Abschlag, von einem durch einen reizvollen Sandstein eingerahmten Bunker und von der Schlucht auf der linken Seite des Fairways. Diese trifft man dann auch auf den Bahnen 8 und 9 wieder, die im 90°-Winkel um den Abgrund führen und zu den reizvollsten Abschnitten des Platzes gehören. Die Fehlertoleranz ist gering, insbesondere bei der 507 Meter langen 8, wo rechts auch noch Häuser lauern.
Das nächste Highlight von Mas Nou findet sich dann an der 13, wo ein Par 5 von weiß satte 492 Meter in einem Dogleg nach rechts auf den höchsten Punkt des Platzes hinaufmäaandert. Dort bleibt man dann für ein Par 3, bevor es mit der 15 wieder steil nach unten geht. So steil, dass auf dem 377 Meter langen Par 4 sogar für reguläre Hitter der 250 Meter entfernt liegende Teich auf der linken Seite des Fairways ins Spiel kommt. Und auch auf den nächsten beiden Löcher sollte man sich gründlich überlegen, ob man den Driver zückt. Die 16 ist ein mittellanges Par 4 mit einem Doppel-Dogleg, in dessen Mitte wieder ein Abgrund lauert, und auf der 489 Meter langen 17 ist der ideale Drive 170-180 Meter über den rechten Fairwaybunker, bei dem jedoch ein Ballverlust lauert, wenn einem der Drive auch nur ein wenig zu weit rechts rausrutscht.
Aus diesem Grund gehört Mas Nou auch zu der Sorte Plätze, die vom Tee zum Grün am Interessantesten sind. Die Grünkomplexe selber sind dann wiederum eher Standard mit der üblichen Bunkerverteidigung und ondulierten, aber nicht gerade originellen Putting-Oberflächen. Dies führt dazu, dass der mittlerweile 25 Jahre alte Club vielleicht nicht für alle Handicap-Klassen geeignet ist. Wer hier keinen geraden Ball spielen kann, sollte einiges an Kanonenfutter mitbringen, denn man sollte auf gar keinen Fall in Richtung der Schlucht klettern, um den Ball zu spielen. Allerdings – und das muss man lobend erwähnen – fällt in diesem Fall keine Stroke-and-Distance-Strafe an, denn der Abgrund ist als seitliches Wasserhindernis markiert: eine äußerst sinnvolle Maßnahme auf Plätzen mit touristischer Zielgruppe.
Die darf allerdings recht tief in die Tasche greifen, wenn sie einfach so auf den Hof fährt. In der Hauptsaison kostet das Greenfee am Wochenende 99 Euro, bzw. in der Woche 84 Euro. In der Nebensaison von November bis Februar werden auch noch 84, bzw. 75 Euro aufgerufen. Wie auf so vielen Plätzen kann man allerdings auch in Mas Nou günstig spielen, wenn man sich früh aus dem Bett schält. Ein Early Bird Greenfee ist bereits ab 52 Euro zu haben. Für solch einen Preis und die traumhafte Aussicht kann man dann auch Panflöten-Musik aus dem Lautsprecher ertragen.
Gespielt am: 21.10.2015
Disclaimer: Dieser Bericht entstand im Rahmen einer Einladung. Greenfee, Anreise und Logie wurden gestellt.