Das Accenture Match Play: Wege aus der Krise

Das Accenture Match Play ist für Golf-Fans traditionell ein Höhepunkt des Jahres. Schließlich gibt es im Einerlei der Zählspiel-Turniere nur selten die Möglichkeit, die Golfprofis Mano-a-Mano gegeneinander wetteifern zu sehen. Und wenn sich dann auch noch die 64 Besten ihrer Zunft duellieren, bekommt man ein golferisches Highlight, dass in seiner Attraktivität direkt hinter den Majors kommt – theoretisch zumindest.

Denn in diesem Jahr verzichten gleich drei Spitzenspieler auf ihren Start: Tiger Woods, Phil Mickelson und Adam Scott. Nun ist es nicht ungewöhnlich, dass es Absagen gibt: Einzig 2009 sind wirklich die Top 64 der Welt angetreten, und Verletzungen, wie bei Paul Casey 2012 oder Brandt Snedeker 2013, gibt es immer wieder. Bedenklich wird es jedoch, wenn sich vollkommen gesunde Spieler nicht mehr hinter dem Ofen vorlocken lassen.

Adam Scott tritt nicht an, weil er seine Winterpause sozusagen nach hinten verlegt, da er zum Ende des Jahres viele Turniere in Australien gespielt hat. Phil Mickelson macht lieber mit seiner Familie Urlaub. Und Tiger Woods hatte, als er seine Saison geplant hat, gedacht, er sei mit Lindsey Vonn in Sotschi. Als diese sich dann einen Kreuzbandriss zuzog beschloss er dennoch, seinen Turnierplan nicht wieder umzuwerfen.

Doch woran liegt es, dass sich die Stars nicht mehr zum Matchplay bewegen lassen? Wenn man es sich einfach machen will, schiebt man es auf den Spielmodus. Schließlich hat Tiger Woods seit 2008 nicht mehr die dritte Runde gesehen, und auch andere Stars mussten zuletzt immer öfter nach nicht einmal 18 Loch die Segel streichen. Die Unberechenbarkeit des Match-Play-Modus, die den Reiz für die Zuschauer ausmacht, ist für die Spieler nun mal nicht gerade attraktiv. Doch das Problem des Accenture Match Plays hat sechs, deutlich tieferliegende, Gründe.

1. Der Sponsor

Gut, für 63 der Beteiligten ist der Sponsor vollkommen unwichtig. Ob nun ein Versicherungsunternehmen oder der Produzent einer Hämorrhoidensalbe für das Preisgeld aufkommt, ist den Golfprofis eigentlich egal – außer Tiger Woods. Jeder weiß, dass der Weltranglisten-Erste so nachtragend ist, wie kaum ein anderer. Bis 2009 stand er bei Accenture unter Vertrag und nahm deshalb vertragsgemäß immer am Match Play teil. Dann kam Woods’ Frauen-Skandal und Accenture ließ als erster Sponsor Woods fallen wie eine heiße Kartoffel. Entsprechend überlegt sich der Tiger seither immer zwei Mal, ob er der Firma indirekt durch seinen Auftritt helfen will. Dieses Problem könnte sich allerdings bald selbst erledigen, denn der Sponsorenvertrag für das Match Play läuft nach dieser Ausgabe aus.

2. Der Austragungsort

Das Accenture Match Play könnte an keinem schlechteren Ort stattfinden. Da wären zum Einen die Wetterkapriolen. In der Wüste erwartet man eigentlich ständig Sonnenschein, doch der Dove Mountain Course liegt in 1000 Meter Höhe, und zu dieser Jahreszeit muss man immer mit Frost, Hagel oder gar Schnee rechnen. Und genau das passierte in den letzten Jahren. Nun kann man sich darüber beschweren, dass die Profis Weicheier sind. Aber Fakt ist, dass sie nicht gerne bei solchen Bedingungen spielen.

Ein zweiter Faktor ist die bundesstaatliche Einkommenssteuer. Arizona ist zwar nicht so schlimm wie Kalifornien, das noch einmal mehr als 10% auf die nationale Einkommensteuer drauf schlägt. Aber die 4,54% in Arizona bedeuten, dass am Ende 68.100 Euro weniger in die Tasche des Siegers wandern. Bei 1,5 Millionen Dollar sicher zu verschmerzen, aber es hat seinen Grund, dass sich gerade die Turniere in Florida einer großen Beliebtheit erfreuen: da fällt diese Zusatzbelastung weg.

Vor allen Dingen ist da aber noch das Jack-Nicklaus-Design selber. Der schwer begehbare Platz erfreut sich bei den Profis geringer Beliebtheit: bei einer Umfrage unter den Spielern landete er auf dem vorletzten Rang – und da der “Spitzenreiter” Liberty National nicht mehr bespielt wird, ist Dove Mountain aktuell der unbeliebteste Platz der PGA Tour. Das sehen auch die Zuschauer vor Ort so und bleiben dem Geschehen regelmäßig fern. Doch auch hier gibt es Hoffnung: Schließlich hat der Turniersponsor großen Einfluss auf den Eintragungsort. Fällt Accenture weg, könnte der neue Geldgeber das Event an einen attraktiveren Ort verlegen.

3. Der Termin

Machen wir uns nichts vor: Nicht nur für die meisten Fans, auch für die meisten Profis beginnt die Golfsaison eigentlich erst mit dem Masters im April. “Wir alle steuern nur auf diese eine Woche im April zu”, ließ beispielsweise Tiger Woods zuletzt verlauten. “Bis dahin geht es nur darum, nicht Letzter zu werden. Und wenn man dann doch gewinnt, umso besser.” Insofern ist ein Turnier im Februar, bei dem man eventuell für den Reisestress mit weniger als 18 Loch und miesem Wetter belohnt wird, nicht zwangsläufig sinnvoll. Im Hinblick auf die wirklich wichtigen Turniere des Jahres ist man mit Training vielleicht besser bedient.

Hinzu kommt, dass bereits 14 Tage später die nächsten neun Millionen Dollar bei der WGC-Cadillac Championship herausgeworfen werden. Und dafür muss man sogar nur 72 Löcher an vier Tagen spielen, statt mehr als 100 Löcher an fünf Tagen. Das Problem ist natürlich hausgemacht, schließlich ist der Rest des Jahres bereits fest vergeben für die Majors, die Player/BMW PGA Championship und ähnliches. Doch in spätestens zwei Jahren müssen sich die Touren ohnehin Gedanken über einen neuen Jahresplan machen. Schließlich warten im Herbst 2016 die Olympischen Spiele, wodurch die PGA Championship eine neue Heimat im Kalender braucht. Man könnte also das Match Play kurz vor oder hinter den Olympischen Spielen platzieren. Würde man es an diesem Datum dauerhaft lassen, würde das Turnier als Bonuseffekt auch noch als Matchplay-Training für Ryder- und Presidents Cup dienen.

4. Der Fed-Ex-Cup

Als die World Golf Championships 1999 entstanden, waren sie – rein finanziell – das Größte, was ein Golfer erreichen konnte. Zu einer Zeit als bei der Open Championship 3 Millionen Dollar, bei der U.S. Open und der PGA Championship 3,5 Millionen Dollar und beim Masters 4 Millionen Dollar ausgeschüttet wurden, lockten die drei WGCs mit sage und schreibe je 5 Millionen Dollar. Nur die Players Championship bot so viel Preisgeld, doch da kabbelte sich ein volles Feld. Bei den WGCs war die Teilnahme begrenzt, die Chance auf den großen Zahltag also umso größer.

14 Jahre später hat sich die Gewichtung geändert. Die Majors zahlen nur noch 10% weniger Preisgeld als die WGCs, aber vor allen Dingen gibt es den FedEx-Cup mit seinem immensen Bonus-Pool, der dem Sieger der Tour Championship in den letzten Jahren 11,4 Millionen Dollar beschert hat. Für die WGCs ein großes Problem, sind sie in ihrer Bedeutung für die Spieler mittlerweile auf Platz 9 gefallen hinter den prestigeträchtigen Majors und den Turnieren der FedEx-Cup-Playoffs. Das größte Problem ist jedoch, dass diese Turniere allesamt das hintere Ende des Terminplans bevölkern. Insbesondere in der Zeit von Juni bis September gibt es für die Profis keine Atempause: ein Großereignis jagt das andere. Und keines von ihnen kann man auslassen, ohne den großen Zahltag zu gefährden. Resultat des Ganzen: Um frisch zu sein, wenn es darauf ankommt, lassen es die Profis zu Beginn der Saison geruhsam angehen. Und da aufgrund des Ryder Cups in diesem Jahr die Playoff-Turniere in vier Wochen ohne Paise gespielt werden, legen die Stars der Branche im Februar lieber noch ein wenig die Füße hoch.

5. Die neue PGA Tour

Auch der neue ehrgeizige Plan von Tim Finchem schlägt in die gleiche Kerbe. Indem man die neue Saison gleich nach der Tour Championship beginnen lässt, werden die Erholungspausen noch geringer. Es gibt keine offizielle, wochenlange Winterpause mehr – und jeder Profi muss daher gründlich überlegen, wann er seine Individuelle einlegt. Adam Scott hat sich für jetzt entschieden, Phil Mickelson macht dies schon seit Jahren. Und auch Tiger Woods betont in letzter Zeit immer wieder, dass er nicht gerade jünger wird und sich gezielt seine Regenerationszeit suchen muss. Was bietet sich da besser an, als ein Turnier zu streichen, dass viel Stress bedeutet, dessen Ergebnis aber oft zufällig ist, da nur eine Runde über Wohl und Wehe entscheidet?

6. Die Isolation der WGCs

Die European Tour hat es soeben mit ihrer Final Series vorgemacht. Gut, die Organisation und Regularien waren so schlecht ausgearbeitet wie man es von George O’Grady gewohnt ist. Doch trotz aller Querelen – erneut übrigens wegen der Überlastung der Stars – hat sie dafür gesorgt, dass sich die letzten Turniere des Race to Dubai einer ansprechenden Prominenz erfreuten. Wenn also PGA Tour und European Tour mit einem Bonus-Pool gute Erfahrungen gemacht haben, warum wendet man ihn nicht auf die WGCs an? Statt 9 Millionen Dollar Preisgeld werden dann eben nur 7 Millionen ausgeschüttet, dafür gibt es am Ende einen Bonuspool von 8 Millionen Dollar – zahlbar nur an die Spieler, die an mindestens drei der WGC-Turniere teilgenommen haben. Warum nur drei, wenn es doch vier gibt? Alles kann man eben nicht reparieren. Und das Vierte, die HSBC Champions, ist ohnehin nicht mehr zu retten. Schließlich bekommt man einen amerikanischen Golfprofi höchstes dann nach Übersee, wenn alle zwei Meter ein Dollarschein auf der Erde liegt.

For the Record: Hier meine traditionell schlechten Tipps für das diesjährige Matchplay

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