Am heutigen Sonntag kündigte die European Tour ihren kompletten Turnierplan für das Jahr 2013 an. 45 Turniere werden nach bisherigem Stand ausgetragen, wobei man sich noch Luft nach oben lässt falls ein paar willige Sponsoren gefunden werden. Neu auf dem Programm stehen die Tshwane Open in Südafrika Ende März, das Russian Masters Ende Juli und die Turkish Open als vorletztes Turnier des Jahres.
Sie ist auch Teil des großen neuen Plans, den sich die European Tour ausgedacht hat, um attraktiver gegenüber dem FedEx-Cup zu werden: Die letzten vier Turniere sollen als sogenannte “Final Series” ein Equivalent zu den Playoffs in den USA bilden. Zwar wird dort nicht wie beim FedEx-Cup das Feld aussortiert, aber wer an allen drei Turnieren teilnimmt, bekommt auf die dort gewonnenen Punkte einen 20%-Bonus. Und nur wer an mindestens zwei der drei Turniere teilnimmt, darf auch an der DP World Tour Championship teilnehmen und ein Stück vom großen Bonuskuchen abbekommen.
Ein Schritt, der in der Theorie vielleicht gut klingt um ein aufregendes Finale mit hochklassigem Golf und erstklassigen Spielern zu gewährleisten. In der Praxis ist es jedoch ein Versuch, die Amerikaner auf die Tour zu locken und ein Schlag ins Gesicht für alle treuen Mitglieder der European Tour. Denn die drei Turniere sind das BMW Masters, die HSBC Champions und die Turkish Open: alle drei Turniere werden – auch tageslichtbedingt – Limited Field Events mit 78 Spielern sein.
Dies wäre an sich noch kein Problem, aber diese Turniere sind nicht nur für Mitglieder der European Tour reserviert. Gerade die HSBC Champions ist ein Problem, so kamen in diesem Jahr nicht einmal 40 Mitglieder der European Tour ins Feld. Tatsächlich nahmen von den zu dieser Zeit in den Top 60 platzierten Spielern gerade einmal 30 daran teil – rechnet man die Spieler dazu, die verletzungsbedingt oder freiwillig verzichteten, fehlten immer noch 24 aus den Top 60.
Zwar hat George O’Grady angekündigt, dass die Qualifikationskriterien für das Turnier so überarbeitet werden, dass das Race to Dubai als Kriterium berücksichtigt wird. Eine große Konsequenz hat dies jedoch nicht. Denn bisher sind die Sieger der wichtigsten European-Tour-Turniere für die HSBC Champions qualifiziert, und in aller Regel sind diese deckungsgleich. Hinzu kommt, dass die HSBC Champions ab 2013 ein auch von der PGA Tour komplett sanktioniertes Turnier wird und voll in den FedEx-Cup eingeht. Daher werden aller Voraussicht nach mehr Amerikaner ihre Startberechtigung bei dem Turnier wahrnehmen und die Nachrückerplätze, die 2012 noch vermehrt an European-Tour-Mitglieder gingen, werden weniger. Dies bedeutet, dass für alle Spieler jenseits der Top 40 der 20%-Bonus vermutlich nicht erreichbar sein wird, da sie überhaupt nicht die Chance haben an allen drei Turnieren teilzunehmen.
Doch die große Frage wird sein, ob es genügend Spieler geben wird, die an zumindest zwei der drei Turniere teilnehmen können. Um dies zu gewährleisten, werden im kommenden Jahr die Qualifikations-Kritereien für das BMW Masters geändert. Statt die Weltranglisten-Postion heranzuziehen, wird das Feld 2013 nach der Race-to-Dubai-Platzierung der Vorwoche zusammengestellt. Allerdings muss George O’Gradys Satz “Die Kritierien werden sehr ähnlich zu diesem Jahr sein”, ein wenig Angst machen. Denn unter den 78 Spielern waren auch zahlreiche aus China und anderen asiatischen Ländern, so dass das Kontingent für die Besten im Race to Dubai im Idealfall bei 60 Spielern liegt, im schlechtesten Fall aber auch auf 40 Spielern fallen könnte. Wäre Letzteres der Fall, könnte das Finale zum Race to Dubai nicht mit 60 Spielern stattfinden.
Darüber hinaus muss man sehen was mit Krankheitsfällen passiert. So wie Shane Lowry beim diesjährigen Finale über Nacht ins Krankenhaus musste, kann dies natürlich auch bei einem der drei Turniere davor passieren. Sollte dies einem Spieler unterlaufen, der nicht ins Feld der HSBC Champions kommt, hat er automatisch auch seine Teilnahme am Finale verwirkt.
Die Idee der European Tour ist dabei klar: Sie wollen es internationalen Spitzenspielern so leicht wie möglich machen, dem europäischen Zirkus beizutreten. Durch die Berücksichtigung des President’s Cups reduziert man die notwendigen Starts auf der European Tour für sie, und man kann davon ausgehen, dass Tiger Woods, Phil Mickelson, Adam Scott und Co. auch mit offenen Armen beim BMW Masters und der Turkish Open empfangen würden. Sollten diese sich jedoch nicht locken lassen, könnte das Finale des Race to Dubai 2013 mit weniger als 60 qualifizierten Spielern stattfinden oder – noch schlimmer – mit Spielern jenseits der Top 60, die nachrückten weil anderen der Start bei den Qualifikations-Turnieren verwehrt wurde.
Die Leidtragenden sind diejenigen, die seit Jahren die European Tour unterstützen: der Kern an guten europäischen Spielern, der in der Weltrangliste zwischen Platz 100 und 200 liegt und nicht in die Limited Field Events kommt. Für sie wird die Saison Ende Oktober beendet sein, denn danach wird die European Tour nur noch für die Top 60 im Race to Dubai weitergehen. Der uncharmante Nebeneffekt der Geschichte: diese Neuregelung führt wieder einmal dazu, dass die Weltelite ein abgeschlossener Kreis wird, in den es für Außenseiter immer schwieriger wird einzudringen. Denn in den letzten vier Turnieren werden neben viel Geld auch viele billige Weltranglistenpunkte verteilt. Für Spieler, die nicht dafür qualifiziert sind, wird es daher immer schwieriger dieses Gratis-Vorsprung wettzumachen.
Auf der anderen Seite des Spektrums wird es auch schwieriger seine Tourkarte zu verteidigen. Denn ab 2013 erhalten nicht mehr die Top 115 ihre Karte sondern nur noch die Top 110. Zudem werden die Affiliate Member nicht mehr herausgerechnet: auf das Jahr 2012 berechnet würde dies bedeuten, dass es neun Karten weniger gäbe. Mit dieser Maßnahme sollen Spieler, die sich über die Challenge Tour und die Q-School hochgearbeitet haben, mehr Startmöglichkeiten bekommen. Zudem sollen diese beiden Kategorien mehr vermischt werden als bisher um das Ungleichgewicht zu Gunsten der Challenge Tour auszuheben. Eine weitere Änderung wird sein, dass es im kommenden Jahr nur noch ein Re-Ranking geben wird – eine Maßnahme, die besser qualifizierten Spielern in Ekstase versetzen wird, da sie nun nicht mehr unter einem so extremen Druck stehen, von Anfang an gute Leistungen zu bringen.
Die Ironie an der Geschichte ist nur Folgende: wenn das große Ziel von George O’Grady aufgeht, die ausländischen Spieler anzulocken, werden diese natürlich die hochdotierten Turniere im Nahen Osten, in Asien oder im Umfeld der Open Championship wahrnehmen um ihre Mindestzahl an Turnieren zu erfüllen. Und somit könnten die zusätzlich frei gewordenen Startplätze nicht an die jungen Talente gehen, sondern an die großen Namen des Golfsports, während sich die Max Kieffers dieser Welt auch weiter mit der Sicilian Open oder der Joburg Open begnügen müssen.