Kurze Putts sind für Golfprofis absolute Routine. Man könnte sie aus dem Schlaf rütteln und einen 1-Meter-Putt machen lassen um ihr Leben und sie würden nicht versagen. Im vergangenen Jahr traf selbst der schlechteste von ihnen, David Duval, noch 98% aller Putts innerhalb 90cm. Danach wird es allerdings schon kritischer. Innerhalb von 120cm hatte nur Y.E. Yang eine Trefferquote von über 98%, innerhalb von 150cm war der Beste Bill Haas mit 92%. Von daher sind Bernhard Langers verfehlter Putt beim Ryder Cup 1991 oder Denny Shutes verfehlter 120cm-Putt 58 Jahre zuvor zwar überraschend gewesen, aber sie waren kein todsicheres Ding. Im Gegensatz zu diesen zehn Putts: sie alle kamen innerhalb der bombensicheren Grenze von 90cm und bei neun von ihnen ging es um einen Titel, der ihnen Unsterblichkeit verliehen hätte. So wie es gestern bei I.K. Kim war. Aus 30cm schob sie den Putt zum Sieg bei der Kraft Nabisco Championship, dem ersten Damen-Major des Jahres, vorbei. Auch wenn es ein schwacher Trost für die junge Koreanierin ist: es gibt Spieler, die noch kürzere Putts vergeigt haben.
90cm: Brian Barnes, 1968 French Open
Der einzige Putt auf dieser Liste bei dem er weder um einen Major-Titel ging, noch um irgendeinen Sieg. Dennoch kann man an diesem Putt nicht vorbeigehen, denn dem neunfachen European-Tour-Sieger gelang etwas einzigartiges in der Golfgeschichte: Er schaffte es, einen 12-Putt (!!!) aus 90cm hinzulegen. Nachdem ihm sein erster Putt ausgelippt ist, wollte er den Rückpunkt mal eben so reinschubsen und verfehlte ihn ebenfalls, woraufhin der Engländer explodierte und den Ball neun weitere Male von links nach rechts am Loch vorbeischob bevor er endlich traf.
90cm: Doug Sanders, 1970 Open Championship
Bereits drei Mal war Doug Sanders knapp an einem Major-Sieg vorbeigeschrammt als er 1970 in St. Andrews mit einem Schlag Vorsprung auf die 18 ging. Alles was er noch tun musste, war einen 90cm-Putt zum Par zu lochen. Leider hatte er den Ball über dem Loch gelassen und dazu auch noch einen Break im Putt. Sanders’ Nervosität zeigte sich darin, dass er sich runterbeugte um etwas, was er für Sand hielt, aus der Puttlinie zu entfernen. “Ich nahm mir nicht die Zeit, danach vom Ball zu gehen und mich neu zu sammeln”, kommentierte er später was dann geschah: Er verschob den Putt und verlor am nächsten Tag ein 18-Loch-Playoff gegen Jack Nicklaus.
90cm: Hubert Green, 1978 Masters
Anders als Sanders hatte Hubert Green nicht den Druck sein erstes Major gewinnen zu können: er hatte im Vorjahr bereits die U.S. Open für sich entschieden. Doch ein Masters-Sieg ist nun mal immer was Besonderes, nicht umsonst taucht dieses Turnier noch einige Male auf dieser Liste auf. Mit elf unter Par hatte Gary Player bereits die Marke gesetzt, die es zu brechen galt, als Green mit 10 unter auf die 18 kam. Ein Birdie musste her und der Amerikaner hielt dem Druck stand: Ein starker Drive und ein noch besseres Eisen brachte ihn bis 90cm an das Loch. Gerade als Green putten wollte, hörte er laut die Stimme eines Radioreporters, der jeden seiner Schritte kommentierte. Er setzte neu an – und schob rechts am Loch vorbei.
75cm: Leo Diegel, 1933 Open Championship
Leo Diegel erlebte bei der Open 1933 die ultimative Schmach für einen Golfer: Nur 75cm trennten ihn von einem Playoff mit Denny Shute und Craig Wood. Doch dem Amerikaner gelang das Unmögliche: er verfehlte den Ball komplett. Und der große Golfjournalist Bernard Darwin hatte nichts Besseres zu tun, als das Erlebnis für alle Ewigkeit festzuhalten. Er verfehlte den Putt “auf größtmögliche Art”, beschrieb er Diegels Luftputt.
75cm: Scott Hoch, 1989 Masters
Kaum ein Spieler hat so sehr von Einbrüchen seiner Gegner profitiert wie Nick Faldo. Sieben Jahre bevor Greg Norman gegen ihn das Masters wegwarf, brach Scott Hoch unter der Last eines möglichen ersten Major-Siegs zusammen. Es war zwar kein leichter Par-Putt, da Hoch den Ball über dem Loch gelassen hatte. Aber jeder, inkl. Faldo, hatte schon mit dem Turnier abgeschlossen. Doch Hoch verschob und ein Loch später holte der Engländer sein erstes Grünes Jackett.
http://www.youtube.com/watch?v=RAoUwZ5CLeU#t=7m55s
75cm: Sam Snead, 1947 U.S. Open
Sam Snead ist bekannt für seine Putt-Schwäche – und das wusste wohl auch sein Gegner Lew Worsham. Ob unabischtlich oder absichtlich, ging das was sich auf dem 18. Grün des St. Louis Country Club abspielte, als eines der gewieftestes Psychospielchen in die Golfgeschichte ein. Beide lagen nach 17 Playoff-Löchern schlaggleich und hatten einen 75cm Birdie-Putt vor sich. Snead wollte gerade loslegen als Worsham ihn unterbrach und nachmessen ließ, wer näher am Loch liegt. Der Offizielle entschied, dass Snead weiter weg lag, der so aus dem Rhythmus geriet, dass er den Putt vorbeischob.
60cm: Ben Hogan, 1946 Masters
Mit neun Major-Siegen ist Ben Hogan einer der Größten seiner Zunft. Doch vor seinem ersten Triumph ging auch ihm die Düse. Beim Masters 1946 hatte Herman Keiser ihm mit einem 3-Putt auf dem letzten Grün die Tür weit geöffnet. Mit einem Birdie auf dem letzten Loch hätte Hogan sich das Grüne Jackett gesichert, mit einem Par zumindest das Playoff. Hogan spielte auf Sieg und rollte seinen Birdie-Putt über das Loch – mickrige 60 Zentimeter. Trotzdem schaffte er es irgendwie, den Rückputt komplett am Loch vorbeizuschieben und Keiser gewann sein einziges Major.
60cm: Retief Goosen 2001 U.S. Open
Es lohnt sich immer ein Major zu gewinnen. Nicht nur wegen des Geldes, dem Ruhm oder der Ehre. Nein, auch weil es über alle vorherigen Fehler hinwegtäuscht. Insofern war der Playoff-Sieg bei der U.S. Open 2001 für Retief Goosen ein doppelter Segen. Denn am Tag zuvor hatte er mit einem verschobenen 60cm-Par-Putt überhaupt erst das Playoff ermöglicht.
3cm: Hale Irwin, 1983 Open Championship
Hale Irwins Fehlschlag passierte weder auf dem 18. Grün, noch am Schlusstag. Und dennoch erinnern sich alle daran, dass er damit die Open weggeworfen hatte – zu krass war sein Fehlschlag. Nachdem sein Putt auf dem 14. Grün in der dritten Runde an der Lochkante hängengeblieben war, versuchte Irwin ganz nonchalant ihn mit der Rückseite seines Putters ins Loch zu schubsen – so wie es jede Woche auf den Profitouren dutzende Male geschieht. Irwin allerdings blieb mit seinem Putter im Grün hängen, prallte ab und schlug über den Ball. Am Ende fehlte ihm ein Schlag auf den Sieger Tom Watson.
3cm: Andrew Kirkaldy, 1889 Open Championship
Fast 100 Jahre vor Hale Irwin geschah dem Schotten Andrew Kirkaldy das gleiche Missgeschick. Anders als Irwin, der zumindest drei Mal die U.S. Open gewann, blieb Kirkaldy komplett ohne Major-Sieg in seiner Karriere was das Ganze noch bitterer macht. Wie seinem Nachfolger unterlief das Missgeschick auch Kirkaldy am 14. Loch, in diesem Fall auf dem Musselburgh Golf Course. Details wie es genau geschah sind vage. Klar ist, dass er ohne diesen Fehlschlag dem Playoff gegen Willie Park jr. entgangen wäre, das er am Ende verlor.