Film-Rezension: Caddyshack (USA 1980)

Man kennt diesen Effekt zu genüge: Drei Freunde sitzen zusammen. Zwei von ihnen erzählen, was ihnen vor kurzem passiert ist und schütteln sich vor Lachen. Der dritte sitzt mit versteinerter Miene daneben. Einziger Kommentar der beiden anderen: “Du hättest dabei sein müssen.” So in etwa ergeht es jemanden, der sich heutzutage “Caddyshack” zum ersten Mal anschaut. Als der Film am 25. Juli 1980, vor ziemlich genau 30 Jahren, in den amerikanischen Kinos startete, wurde die Golfkomödie ein echter Überraschungserfolg. Im Fahrwasser von “Animal House”, dessen nonkonformistische Geisteshaltung und Hang zu blanken Busen der Film kopierte, spielte der Spaß knapp 40 Milionen Dollar an den US-Kinokassen ein. Das klingt erst einmal nicht nach besonders viel, reichte 1980 allerdings für eine Top-20-Platzierung in den Jahrescharts – und wurde seither nur von einem Film mit Golfthematik übertroffen: “Tin Cup”.

Vielleicht liegt es gerade an diesem Mangel an Alternativen, dass sich der Film ins Gedächtnis jedes (amerikanischen) Golfers eingebrannt hat, während unzähliger Golfrunden zitiert wird (“Be the ball”, “Right in the Lumberyard”) und sogar von Tiger Woods in einem Werbespot liebevoll zitiert wurde. Doch es hatte durchaus seinen Grund, dass das Echo der Filmkritik bei der Veröffentlichung wenig positiv war. Denn phasenweise hat man das Gefühl, dass hier niemand wirklich wusste, was er tat. Denn das, was schließlich die Leinwand erblickte, hatte nur noch wenig mit dem ursprünglichen Konzept zu tun.

Drehbuchautor Brian Doyle-Murray hatte die Geschichte semi-autobiographisch auf eigenen Caddie-Erinnerungen und denen seiner Brüder Bill und Ed aufgebaut. Der Versuch von Ed über die Chick Evans Caddie Scholarship an ein Stipendium fürs College zu kommen, inspirierte die Grundidee für den Film, die kombiniert mit der Liebesgeschichte zwischen Caddie Danny Noonan (Michael O’Keefe) und Kellnerin Maggie (Sarah Holcomb) im Fokus stehen sollte. Wie sehr sich das Endprodukt davon entfernt hat, sieht man alleine schon daran, dass die beiden Charakere in der Filmkritik von Roger Ebert nicht einmal mehr erwähnt werden. Zu dominierend waren die eigentlich nur für Nebenrollen eigeplanten Komiker Chevy Chase, Bill Murray und Rodney Dangerfield, die mit ihrem Hang zu Improvisationen schnell den ganzen Film an sich rissen. Dass dabei ausgerechnet Murray als Greenkeeper Carl Spackler den meisten in Erinnerung bleibt, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Schließlich war seine Rolle nur eine Fußnote im Skript. Gerade einmal sechs Tage verbrachte er am Set, fast keine seiner Dialogzeilen war vorher im Drehbuch niedergeschrieben. So entstand die gemeinsame Szene mit Chevy Chase (mit dem sich Murray kurz zuvor hinter den Kulissen von “Saturday Night Live” eine Beinahe-Prügelei geliefert hatte) bei einem gemeinsamen Mittagsessen mit Regisseur Harold Ramis.

Für Ramis, der später in “Ghostbusters” auftrat sowie “Und täglich grüßt das Murmeltier” inszenierte, war es die erste Regiearbeit. Er selber bezeichnete das Projekt später als ein Sechs-Millionen-Dollar-Stipendium für die Filmhochschule und gab an, sich heute den Film nur ungern noch einmal anzusehen, weil er ständig Fehler und Kompromisse entdeckt. Und die bleiben leider auch dem Zuschauer nicht verborgen. Denn eine tragende Geschichte kann man bei bestem Willen nicht erkennen. Viel mehr wirkt alles wie eine 90-minütige Sketchparade. Da gibt es den Kampf von Bill Murray gegen die Beutelratten, Danny Noonans verzweifelte, arschkriecherische Bemühungen um das College-Stipendium und natürlich den golferischen Schwanzvergleich zwischen Exzentriker Rodney Dangerfield und einem elitären Richter (Ted Knight). Resultat sind einige gut funktionierende Gags, aber leider auch zahlreiche Fehlschläge – die logische Konsequent, wenn man nur auf Improvisation setzt. Wie austauschbar die Szenen waren, zeigt sich auch daran, dass für die dänische Kinoauswertung 20 Minuten herausgeschnitten wurden, um den Eindruck zu erwecken, der Fokus des Films läge auf Bill Murray: Ironischerweise wurde der Film damit bei unseren nördlichen Nachbarn – anders als in Deutschland – ein Erfolg.

Vielleicht liegt der inkoherente Gesamteindruck aber auch nur an den Produktionsbedingungen. Wochenlang waren Cast und Crew auf dem Rolling Hills Golf Club (heute Grande Oaks Golf Club) eingepfercht und machten aus dem Dreh eine unglaubliche Sause. Der Alkohol floss in Strömen, die Betten wurden fast nie genutzt (zumindest nicht zu Schlafzwecken) und einer der bekanntesten Filmdialoge (“Danny, nimmst Du Drogen?” – “Jeden Tag”) fand angeblich praktische Anwendung. Es waren halt die späten Siebziger. Insofern ist es vielleicht nur konsequent, dass man auch als Zuschauer angeheitert sein sollte, um an dem Film Spaß zu haben.

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