Faszinierender Baum an Grün 11 von Kingston Heath
Faszinierender Baum an Grün 11 von Kingston Heath
Definitiv einer der besten Plätze der Welt
Pluspunkte
Ein Platz für Denke
Sensationelle Bunker
Perfekter Boden für Golf
Bahn 3 ist All-World
Negativpunkte
Man spielt nicht immer die 18 besten
9

Der Sandbelt von Melbourne ist eine der großartigsten Gegenden für den Bau von Golfplätzen. Mehrere Dutzend Plätze finden sich hier, darunter Kurse von Weltformat wie Royal Melbourne, Yarra Yarra – und eben Kingston Heath. Ende November wird auf dem 90 Jahre alten Design von Dan Soutar der World Cup of Golf ausgetragen. Und die TV-Übertragung wird hoffentlich in der Lage sein, die strategische Brillanz dieses Meisterwerks zu transportieren.

Im Melbourner Vorort Cheltenham designte Soutar, ein Golfpro aus Sydney, 1925 den längsten Golfplatz Australiens – ein 6200 Meter langes Par 82. Doch seine Berühmtheit verdankt der Platz einem Amerikaner. Auf seiner Tour durch Australien konsultierte Dr. Alister MacKenzie auch in Kingston Heath. Das Architekten-Genie hinter Plätzen wie Augusta National und Cypress Point zeichnete sich dabei vor allem für die Platzierung der Bunker verantwortlich – und für die Erschaffung eines der besten Par 3s der Welt.

Die Bahn 15 hatte Soutar als kurzes Par 4 mit einem blinden Abschlag konzipiert. MacKenzie verwandelte es in ein bergauf zu spielendes Par 3 mit einem der spektakulärsten Bunkerkomplexe der Golfwelt. Als verantwortungsvoller Golfplatztester testete ich diesen natürlich sofort aus, indem ich mein Eisen links ließ – und trotzdem beinahe noch mit Par vom Loch gegangen wäre. Dass ich mir auch drei Jahre später nicht nur dieses Loch, sondern fast jeden Schlag meiner Runde vors geistige Auge rufen kann, sagt viel über die Qualität von Kingston Heath. Dass man zwischenzeitig den Look der Bunker verkommen ließ, ist schockierend. Aber seit einer Restauration in den 70ern ist alles wieder so, wie es sich MacKenzie gedacht hatte.

Das Markenzeichen der Plätze im Melbourner Sandbelt sind ihre Bunker. Mit ihren steilen Kanten, die sich direkt in die Fairways und Grüns schneiden, haben die Australier ihren ganz eigenen, unverwechselbaren Stil entwickelt. Der sandige Untergrund hat aber noch einen Vorteil: die Drainage. Da Regenwasser sofort ablaufen kann, spielen sich die Plätze das ganze Jahr über hart und schnell. Wie hart? Sagen wir es mal so: Ich habe noch nie zuvor einen Club erlebt, wo man mit dem Trolley über das Grün fahren konnte.

Diese Verhältnisse haben natürlich auch Einfluss auf die Spielstrategie. Die Fahnen zu attackieren ist töricht, da die Bälle auf den Grüns hoch abspringen. Und die Collection Areas der Bunker sind erheblich größer als ihre eigentlichen Dimensionen, weil die Bälle so stark ausrollen und von den Konturen ins Sandhindernis gelenkt werden. Das Besondere an Kingston Heath ist dabei, wie subtil die Ondulierungen sind.

Wenn man am ersten Abschlag steht, ist erst einmal alles bretteben. Die Kunst ist es, den Drive auf dem kerzengeraden, 417 Meter langen Par 4 zwischen den Fairwaybunkern durchzumanövrieren. Die Länge klingt erst einmal nach einem anspruchsvollen Test, aber dank des harten Untergrunds kann man das Grün dennoch mit dem zweiten Schlag erreichen, wenn man die Grünbunker auf der rechten Seite umgeht. Nach diesem Loch trennen sich bereits die Wege. Rechts vom Grün geht es zur 2, links zur 19. Sie wird eingebunden, wenn – und das ist häufig – eines der anderen Löcher wegen Platzarbeiten aus der Rotation genommen ist. Dass dieses Par 3 auf den meisten anderen Plätzen das Signature Hole wäre, sagt viel über die Qualität von Kingston Heath aus.

Die reguläre zweite Bahn, ein 350 Meter langes Dogleg nach links, ist ein prototypisches Loch von Kingston Heath. Denn die Bunker befinden sich hier nur auf einer Seite, in diesem Fall links. Dieses Konzept findet auf den meisten Löchern Anwendung. MacKenzie verteidigt die favorisierte Spiellinie, gibt aber allen die Chance, die Bunker aus dem Spiel zunehmen. Allerdings muss man hier bsw. dafür einen längeren Schlag ins Grün in Kauf nehmen.

Loch 3 ist schließlich eines der weltbesten kurzen Par 4s. Mit nur 269 Metern ist es ein Test für die Gehirnzellen. Profis versuchen den Drive in die Grünbunker zu jagen, um das Birdie per Up and Down zu schaffen. Doch auch das ist dank des Grüns nicht selbstverständlich. Diagonal von links vorne nach rechts hinten verlaufend, ist die ideale Annäherung von der linken Seite des Fairways. Doch hier lauert ein vorgelagerter Bunker. Und wer rechts bleibt, muss über die Bunker auf das kurze, knüppelharte Grün pitchen – ebenfalls keine dankbare Aufgabe.

Die 5 ist das erste und einzige Par 3 der Front 9 – und mit 173 Metern auch das Längste von Kingston Heath. Dies macht deutlich, dass der Platz sich längt nicht mehr über seine Länge definiert. Denn eine Erweiterung war aufgrund der Stadtlage kaum möglich. Überhaupt wurde Kingston Heath auf gerade einmal 50 Hektar Land errichtet. Heutige Championship-Kurse brauchen oft das Dreifache. Mit 6373 Metern wird Kingston Heath auf die Profis daher wie ein Pitch-and-Putt-Platz wirken. So überwindet man mit der 6 (392 Meter), 7 (462 Meter) und 8 (398 Meter) einmal die gesamte Länge und Breite der Anlage – vom nordöstlichen Punkt zum südwestlichen. Mit der 6 kommt man dabei zum ersten und einzigen Mal zum Clubhaus zurück. Die so oft gewünschten 9-Hole-Loops findet man hier nicht.

Dies liegt daran, dass Dan Soutar sich beim Bau des Platzes ins Zentrum des anvisierten Geländes stellte und beschloss, den Platz um dieses Loch herum zu gestalten. Die kurze Bahn 10 wird allerdings – genau wie bei meinem Besuch – bei großen Turnieren selten gespielt und muss ihren Platz an die 19 abtreten. Schade eigentlich, denn die Waste Area zwischen Tee und Grün sorgt für eines der visuell ansprechendsten Löcher. Es ist der Auftakt für die vielleicht reizvollste Strecke des Platzes.

Zwischen dem Grün der 11 (379 Meter, Par 4) und dem Tee der exquisiten 12 (508 Meter, Par 5), die sich spielstrategisch durch ihre zentralen Fairwaybunker auszeichnen, setzt ein einzelner Eukalyptusbaum einen optischen Akzent. Die 14, ein 516 Meter langes Par 5, überragt mit einem verzweigten Fairwaybunker-Komplex auf der rechten Seite des Fairways, der zugleich auch einen Teil der Grünbunker von Bahn 15 ausmacht. Und die 16 (390 Meter, Par 4), ein scharfes Dogleg nach rechts, mündet schließlich in ein fazinierendes Doppelgrün mit der 8. Nach zwei harten Par 4s (422 und 391 Meter) zum Abschluss ist man schließlich wieder zurück am eleganten Clubhaus.

Von dort sieht Kingston Heath relativ unspektakulär aus. Es gibt keinen Meeresblick, keine Dünen, keine optischen Reize. Nein, der Reiz von Kingston Heath liegt im Detail. Eine Runde ist nicht genug, um die vielen kleinen Feinheiten zu entdecken. Auch aus diesem Grund werde ich mit Freude die Übertragung vom World Cup of Golf anschauen. Pebble Beach, Whistling Straits und Co. sind vielleicht als einmaliges Erlebnis reizvoller. Doch wenn man einen Platz wählen müsste, um ihn für den Rest seines Lebens zu spielen, gehört Kingston Heath weit nach oben.

Gespielt am: 7.11.2013

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