Wenn die Briten zu Hochzeiten ihres Empires im 19. Jahrhundert irgendwo auf der Welt Truppen stationiert hatten und die Offiziere eine Freizeitbeschäftigung suchten, dann baute man, wenn Platz war, einen Golfplatz. Das dachte man sich wohl auch in Malta und 1888 gründete man den Golfclub und legte einen einfachen 9-Loch Platz unterhalb der Festung in Valetta an. Heutzutage würde man so etwas eher als Crossgolf bezeichnen, aber die Mitglieder waren wohl zufrieden und konnten hier spielen.
1904 zog man dann an den heutigen Standort südlich von Valetta und spielte dort auf einem 14 Loch Platz. Das Gelände teilte man sich mit Cricket- und Tennisspielern und der 1950 auf 18 Loch erweiterte Platz kreuzte an mehreren Löchern eine Pferderennbahn. In den 80er trennte man den Kurs dann von der Rennbahn und um 1990 startete man dann ein Re-Design des Platzes mit Hilfe des ehemaligen Tourspielers David Llewellyn, der in der Siebzigern für 3 Jahre Pro in Royal Malta war.
Für uns war Royal Malta wieder einer der Plätze, die wir ohne eigene Golfausrüstung gespielt haben. Wir leihen uns öfter Schläger aus, wenn das Reiseziel die Mitnahme der Schläger nicht lohnt und ich einen Platz spielen möchte, der in der Nähe des Urlaubsortes ist. In diesem Fall war auch die Anreise wieder mal recht einfach. Rucksack mit Schuhen, Wechselkleidung und dem kleinen Säckchen mit Bällen und Tees eingepackt und los ging es mit dem Linienbus über Valetta. Vom Busbahnhof in Marsa ging es dann zu Fuß entlang der Rennbahn zum Golfclub, der sich immer noch das Gelände mit dem Tennisspielern teilt. Man kommt sich schon etwas seltsam vor, wenn man zu Fuß dort ankommt. Ist hier sicher nicht der Standard.
Der Empfang im Club war nett, die Leihschläger waren fast neu und wir begannen mit unserer Runde. Der einzige Golfplatz hier auf Malta ist mehrheitlich flach, recht kurz und hat nur wenige Erhebungen. Es ist ein typischer Parklandplatz für die Mittelmeerregion. Die Fairways sind manchmal etwas enger, aber bieten eigentlich genug Raum. Die Grüns sind vernünftig gestaltet, aber boten für mich zu wenig Abwechslung. Es gibt auch ein paar Löcher, die einem im Kopf bleiben. Das ist vor allem “Maid’s Bedroom”. Ein knapp 130 Meter langes Par 3, bei dem das Grün blind über ein Aquädukt angespielt werden muss. In diesem Jahr war es Loch 4. Wer bis letztes Jahr hier war, kennt es noch als Loch 6. Man hat hier einiges geändert. Die frühere 1 ist heute die 17, die alte 3 ist heute Loch 1 u.s.w.
Ein anderes aussergewöhliches Loch ist die heutige 16 (früher 18). “Hooker’s Delight” ist nichts für Extremslicer, wie es der Name schon sagt. Das Loch hat für Herren ein extremes Dogleg nach links über einen sehr breiten Betonkanal. Hinter dem Kanal und vor dem Fairway ist noch ein Wäldchen. Wenn man aber das Fairway erreicht hat, ist es nicht mehr weit bis zum Grün. So ein Loch muss man erstmal bauen.
Obwohl die British Army den Platz 1971 an den Club übergeben hat, wirkt das Clubhaus doch sehr britisch. An den Wänden hängen viele Gemälde von Kriegsschiffen der Royal Navy, die hier mal in Malta waren. Auch Prince Andrew, der golfverrückte Sohn der Queen hinterließ hier bei einem Besuch ein Bild mit Widmung. Das Clubhaus ist übrigens das erste Clubhaus, was ich kenne, was fast vollständig von Schutznetzen umgeben ist. Es müssen wohl zu viele Golfbälle das Gebäude getroffen haben. Wir haben zwar noch ein Getränk auf der von Netzen geschützten Terrasse zu uns genommen, aber gegessen haben wir dann doch lieber in Valetta.
Fazit: Nur was für Golfverrückte und Sammler, die ein paar Tage auf Malta verbringen
Gespielt am 16.04.18