England ist das europäische Land mit den meisten Golfplätzen. Knapp 1850 waren es 2015 (Quelle: Statista.com). Die besten und bekanntesten werden immer wieder in Golfmagazinen und Blogs beschrieben und empfohlen. Entsprechend haben sie auch ihren Preis und das Greenfee ist oft dreistellig (in Pfund). Selten bei uns erwähnt wird aber leider der Platz, der in den letzten Jahren mehrfach zum “Best Value for Money” Kurs in Großbritannien und Irland gewählt wurde. Silloth on Solway. Grund genug, bei unserem letzten Golftrip einen Abstecher an das äußerste nordwestliche Ende von England zu machen und den Kurs zu testen.
Der Club wurde 1892 von einer Eisenbahngesellschaft gegründet. Wie sollte man sonst zum Platz kommen? Viele Jahre hatte der Club eine eigene Bahnstation. Das spiegelte sich auch darin wieder, dass der Club mehrheitlich aus Mitgliedern aus dem entfernten Carlisle bestand. Bis 1966 hieß der Club daher auch Carlisle & Silloth GC. Erst dann bekam er den heutigen Namen Silloth on Solway. Der Kurs wurde von dem eher unbekannten Davy Grant designed und viele bekannte frühe Architekten hinterließen darauf ihre Visitenkarte, unter anderem Alistair MacKenzie und Willie Park jun. Silloth on Solway erarbeitete sich über die Jahre eine Reputation als herausfordernder Platz mit engen Fairways und teils blinden “Handkerchief” Grüns, was auch viele Touristen anzog. Die Taschentuchgrüns und die Fairways durch die Dünen haben sicher auch dazu beigetragen, dass eine der erfolgreichsten Damen der englischen Golfgeschichte dort das wurde, was sie später war. Cecil Leitch wurde hier groß und gewann später vier Mal die British Ladies Amateur und viele andere wichtige Turniere.
Genug zur Geschichte. Nun zum Platz selber. Der Platz bietet das, was man von einem echten Linkskurs erwartet. Dünen, blinde Löcher und sogar Heide. Gleich am ersten Loch wird man beim zweiten Schlag mit einer blinden Annäherung konfrontiert. Wenn man das kennt, ist das toll. Leider haben wir einen unserer beiden Bälle nicht wieder gefunden. Das dichte Gras um die Grüns muss ihn gefressen haben… Loch 2 ist dann ein Paradebeispiel für Bump-and-Run-Golf. Das sehr wellige Fairway, welches man mit einem Schlag über eine Sandebene erreicht, kann hohe Schläge mit Lotteriesprüngen bestrafen. Liegt man danach gut auf dem Fairway, ist es zwar nicht mehr weit, aber trotzdem nicht leicht. Das kleine Grün ist an den Seiten von tiefem Rough und vorne von zwei fiesen Topfbunkern geschützt.
Silloth on Solway hat auch sonst eine ganze Reihe an großartigen Par 4s zu bieten. Das Signature Hole ist aber ganz klar Loch 13. Der Schweinerücken. Ein Par 5, bei dem der erste Schlag über ein großes Heidefeld auf ein sehr breites und nettes Fairway geht. Schlag zwei ist dann mehr oder weniger blind. Das anzuspielende Fairway ist hoch gelegen, aber breit genug. Dann kommt der Schweinerücken. Hogs Back, wie das Loch im Original heißt. Ich bin ehrlich. Die Bedeutung des Namens hätte ich nicht gewusst, hätten wir nicht einen Tag vorher in Luss am Loch Lomond einen alten Grabstein der Wikinger mit der Bezeichnung “Hogback” entdeckt. Google hilft und schon wunderte ich mich, warum man Grabsteinformen nach dem Rücken eines Schweines benennen kann… Aber ich schweife ab. Das erhöhte Grün und Vorgrün hatte wirklich genau die Form des Grabsteins. Das Grün war ebenfalls länglich und zu den Seiten sehr steil abfallend. Auch hier hilft Platzkenntnis…
Der Rest des Kurses ging meist zwischen Ginsterbüschen hindurch und war etwas flacher. Aber die Fairways blieben eng. Und die Grüns waren oft sehr gut durch clever platzierte Bunker geschützt. Das Abschlussloch, ein mittellanges Par 4, ist recht leicht, wenn man mit dem Abschlag die beiden Bunker auf der rechten Seite vermeiden kann. Wenn man dann das Grün erreicht hat, kann man sicher sein, Zuschauer zu haben. Man ist immer im Blickfeld des Clubhauses. Später beim Lunch nach der Runde wurde ich auch sofort auf meinen Putt angesprochen…
Silloth on Solway ist eine absolute Empfehlung von mir. Abwechslungsreich, ein klassischer Linkskurs und ein tolles Preis-Leistungsverhältnis.
Gespielt am: 27.09.16