Urban Legends auf dem Golfplatz

Es ist soweit: Mein erster Beitrag mit Golf-Tipps. Nun fragen Sie sich vielleicht zu Recht, was mich berechtigt, irgendwelche Ratschläge zum Golfspiel zu geben. Schließlich brauche ich im Schnitt über 80 Schläge für eine Runde und habe noch nie bei einem wichtigen Turnier den Cut geschafft. Aber hey, was sehe ich denn da: Das hat Jörg Vanden Berge auch nicht. Na dann kann ich ja doch loslegen. Zumal ich ohnehin nicht vorhabe, irgendwelche lächerlichen Schwungtipps zu geben, sondern mir ein paar Vorurteile vorknöpfen möchte, die besserwisserische erfahrene Golfer irgendwo aufgeschnappt haben und auf penetrante Art und Weise jedem Novizen mit auf den Weg geben.

Fitting ist nur was für Single-Handicapper
Meist geäußert von Mid-Handicappern, bei denen man für die Videoaufzeichnung des Schwungs keine Slow-Motion-Funktion braucht, die aber einen Stiff-Stahlschaft in ihren Eisen haben. Eine Einstellung, die einfach lächerlich ist. Denn wer 500-1000 Euro für Golf-Equipment ausgibt, solltae die paar Euro extr ausgeben (meist gibt es das Fitting sogar umsonst, wenn man die Schläger dort kauft) und sich beraten lassen was Loft, Lie, Schaftlänge und Schaftstärke angeht. Denn richtig auf den eigenen Schwung abgestimmtes Equipment spart gerade bei Anfängern deutlich Schläge.

Anfänger sollten keinen Driver spielen
Ein weit verbreitetes Vorurteil lautet, dass Anfänger nur Eisen spielen sollten, weil sie sich damit nicht den Score versauen. Diese Legende stammt sicherlich noch aus der Zeit, als der Schlägerkopf eines Drivers so groß war, wie heutzutage ein Holz 3. Mittlerweile haben moderne Driver allerdings einen Sweetspot der weit größer ist, als der eines Eisens, womit sie auch für Anfänger in vielen Fällen leichter zu spielen sind. Natürlich sollte man nicht gerade einen Driver mit 9° Loft nehmen, aber genau deshalb gibt es in den letzten Jahren ja Driver mit 13°, die ideal für den Anfang sind, weil man den Ball leichter in die Luft bekommt und durch den größeren Rückwärtsdrall den Effekt eines Slices und Hooks mindern kann.

Man spielt den Ball, wie er liegt
Nur weil Tiger Woods den Ball aus dem dicksten Rough und direkt vorm Baum liegend aufs Grün befördert, müssen Sie das nicht auch tun. Warum sonst sollten die Golfregeln das “unspielbar erklären” eines Balles erlauben? Denn die Regeln sind nicht nur Ihr Feind, sie können auch Ihr Freund sein. Wenn der Ball in einem Loch im Rough oder direkt unter dichtem Astwerk liegt: Strafschlag nehmen und innerhalb von zwei Schlägerlängen oder auf der Verbindungslinie Ball-Fahne nach hinten droppen und weiter spielen. Man muss nicht immer den Helden spielen. Das tun schon genug andere. Sie erkennen sie daran, dass sie nach der Runde im Clubhaus tönen, sie hätten heute 50 Punkte gespielt wenn sie nicht sieben Striche gehabt hätten.

40% aller Schläge finden auf dem Grün statt
Ja, wenn sie Golfprofi sind. Nehmen wir einmal an, Sie wären so ziemlich der mieseste Putter, der auf dem Golfplatz rumläuft. Sie brauchen pro Runde 45 Putts. Wenn das 40% Ihrer Schläge sind, spielen Sie eine 112 – was in der Regel einem Handicap von 40 entspricht. Allein diese kleine Beispielrechnung sollte zeigen, dass Spieler die gerade ihre Platzreife haben, besser damit bedient sind, wenn sie zu Beginn ihrer Karriere alle Konzentration aufs lange Spiel legen. Also lassen Sie sich von keinem Klugscheißer Experten ein schlechtes Gewissen einreden, wenn Sie ständig auf der Range Bälle kloppen. Denn in diesem Fall ist das, was mehr Spaß macht, auch der schnellste Weg zu einem besseren Handicap. Je mehr man sich verbessert, desto mehr Konzentration muss man natürlich auch auf sein Kurzspiel und das putten legen, doch was nützt es Ihnen zu Beginn, wenn sie jeden Putt auf dem Grün lochen können, aber 12 Schläge brauchen um dahin zu kommen?

Golfstunden sind überflüssig
Viele Golfer denken ein Golfpro ist so etwas wie ein Arzt: Man muss nur hingehen, wenn der Schwung krankt. Stattdessen sollte man ihn als eine Art Fitnessstudio betrachten, der vorbeugend wirkt. Natürlich gibt es auch beim Golf diese Ausnahmetalente, die ohne eine einzige Golfstunde und mit einer Technik, die in keinem Lehrbuch steht, herausragende Ergebnisse einfahren. Aber wir Normalsterblichen können so etwas leider nicht. Wenn wir uns einen Schwungfehler einhandeln, dann frisst er sich bestenfalls in unserem Schwungablauf fest. Schlechtestenfalls korrigieren wir ihn mit einem anderen Fehler. Also geht man zum Golfpro, hofft auf Wunderheilung – und wenn sich diese nicht nach einer Stunde einstellt, glaubt man wirklich, dass ein Pro überflüssig ist. Um diesem Teufelskreis vorzubeugen, sollte man wenigstens einmal im Monat beim Pro vorbeischauen, einen Komplettcheck seines Schwungs machen und die kleinen Fehlerchen, die sich bei jedem Spieler einschleichen, korrigieren lassen.

Birdie-Putts lässt man nie zu kurz
Wer besonders witzig sein will, variiert diesen Spruch zu “99,9% aller zu kurzen Putts gehen nichts ins Loch”. Alles Blödsinn. Ein zu langer Putt ist grundsätzlich erst einmal nicht besser als ein zu kurzer Putt. Es gibt Golfspieler, die versuchen ihre Putts mit Elan ins Loch zu donnern, und es gibt Golfspieler, die lieben es ihre Bälle mit der letzten Umdrehung ins Loch fallen zu lassen. Dies sind einfach zwei verschiedene Herangehensweisen von denen keine besser als die andere ist (quasi der Fade und der Draw auf dem Putting Green). Natürlich ist es ärgerlich wenn der Ball auf der Linie zu kurz bleibt, aber auch das ist nur ein zusätzlicher Schlag. Ich habe einfach schon zu oft Spieler gesehen, die sich von diesem Spruch so beeinflussen lassen, dass sie auch 1-Meter-Putts so schwungvoll gen Loch donnern, dass sie mit einer 180°-Drehung wieder zurückkommen. Die Leute, die einen dafür auslachen, dass man einen Birdie-Putt zu kurz lässt, sind oft die, die nach einem Birdie-Putt mit einem Bogey vom Loch gehen.

Wer mit dem Putter in den Bunker geht, verliert seine Würde
Kein ehrbarer Golfprofi würde einen Ball aus dem Sandhindernis putten, also denken viele Amateure, dass sich so etwas nicht gehört. Wenn ich jeden Ball aus dem Bunker maximal 1 Meter an die Fahne haue, würde ich das auch nicht tun. Aber wer von uns kann das schon? Die meisten Amateure sind doch schon froh, wenn sie den Ball irgendwie aufs Grün kriegen. Anders als auf den Profitouren gibt es auf den Wiesen in unseren Breitengraden viele Bunker ohne Bunkerkanten, die geradezu dazu einladen, den Putter zu nutzen. Mit ein wenig Übung für die Dosierung bekommt man den Ball locker aufs Grün und sogar in eine lochbare Entfernung zur Fahne. Sollen die anderen doch lachen wie sie wollen, während sie den ersten Schlag im Bunker lassen und den zweiten übers Grün toppen. Wenn es sich anbietet, stapfe ich weiter mit dem Putter in den Bunker und schaffe meine 33% Sand Saves. Ich verliere halt lieber meine Würde als Schläge im Bunker.

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