Haben wir uns alle nicht schon einmal gefragt, warum wir jede Woche unseren Wald- und Wiesenclub umpflügen müssen, während die Profis Plätze mit so klangvollen Namen wie Blue Monster, Pebble Beach, Loch Lomond, Celtic Manor oder St. Andrews nicht nur umsonst spielen dürfen sondern noch Geld dafür bekommen? Mangelndes Talent? Fehlender Ehrgeiz? Zu wenig Zeit? Papperlapapp, ich weigere mich solche konventionellen Ausreden anzuerkennen. Es muss doch eine Möglichkeit geben, in Zahlen auszudrücken, wo die Probleme liegen. Zu diesem Zweck habe ich einmal die Top 50 der Weltrangliste unter die Lupe genommen und nach statistischen Kriterien analysiert.
Dabei fiel die Wahl natürlich nicht auf durchschnittliche Länge der Drives, getroffene Grüns und Anzahl der Putts. Zum Einen kann man diese Informationen überall im Netz einsehen, zum Anderen würde ich bei diesen Zahlen mit meinen 230-Meter-Abschlägen, 32 Putts pro Runde und 25% getroffener Grüns ganz alt aussehen. Nein, der wahre Grund warum ich mein Geld nicht auf den Profitouren dieser Welt verdienen kann, ist ein anderer: Ich bin zehn Zentimeter zu groß und acht Kilogramm zu schwer.
Denn der durchschnittliche erfolgreiche Professional ist 183cm groß und wiegt 80,5 Kilogramm – und widerlegt somit mit einem gesunden Body Mass Index von 24,1 ein für alle Mal das uralte Vorurteil, dass Golf von unsportlichen, übergewichtigen, alten Männern durchgeführt wird. Überhaupt bringen – den offiziellen Zahlen zur Folge – gerade Mal zwei Spieler unter den Top 50 der Welt eine dreistellige Zahl auf die Waage: Kenny Perry und Ernie Els. Wobei niemand, der den eleganten Ernie Els bei seinem Sieg am letzten Wochenende gesehen hat, auf die Idee kommen würde, ihn korpulent oder unsportlich zu nennen. Auf der anderen Seite des Spektrums finden sich der von Els besiegte Charl Schwartzel mit 64 Kilo und Thongchai Jaidee mit 63 Kilo wieder.
Aber meine ultimative Ausrede für die nächste schlechte Golfrunde habe ich in der Längen-Kategorie gefunden. Ich bin mit 193cm einfach zu groß, um ein guter Golfer zu sein. Zwar wird immer gesagt, dass aufgrund der Hebelwirkung große Spieler einen Längenvorteil haben, doch die Koordination der Extremitäten wird offensichtlich immer schwieriger: gerade mal drei Spieler (Stewart Cink, Dustin Johnson und Matt Kuchar) haben es mit dieser Körpergröße unter die Top 50 der Welt geschafft, dagegen stehen 16 Spieler unter 180cm, der kleinste von ihnen ist erneut der Thailänder Jaidee mit 170cm.
Dafür bin ich mit meinen späten 33ern immerhin noch halbwegs im besten Golferalter. Das liegt statistisch gesehen bei 32,7 Jahren für die Top 50. Wenn man auf die Top 10 blickt steigt es sogar auf 36 Jahre an, was den siebten Weltranglistenplatz von Martin Kaymer noch beachtlicher macht. Zwar sind erfolgreiche Spieler über 40 noch immer die Ausnahme, dennoch haben immerhin neun der Top 50 eine 4 vorne stehen. Der älteste von ihnen ist Kenny Perry mit 49, gefolgt von Vijay Singh mit 47. Absolutes Küken in der Weltspitze ist Japans Teenie-Idol Ryo Ishikawa mit seinen 18 Jahren, gefolgt vom 20-jährigen Rory McIlroy. Ansonsten sind nur noch Yuta Ikeda und Anthony Kim jünger als unser 25-jähriger Shooting-Star Kaymer.
Die Interessanteste Zahl ist vielleicht jedoch das Alter in dem sie mit dem Golfspiel begonnen haben – und spätestens hier zerschlagen sich endgültig all meine Illusionen. 28 war wohl doch ein wenig zu spät, um dem Golfsport zu frönen. Zwar ist diese Angabe auch nach intensiver Recherche nicht von allen Spielern verfügbar, aber der mit Abstand älteste Golfeinsteiger war PGA-Championship-Sieger Y.E. Yang mit 19 Jahren. Überraschend spät kamen auch Miguel Angel Jimenez (15) sowie Lee Westwood und Nick Watney (13) zum Golf. Das durchschnittliche Einstiegsalter aller 32 Spieler zu denen sich diese Information finden ließ: 7 Jahre und 8 Monate. Und nicht wenige von ihnen hatten schon mit zwei Jahren oder früher den Golfschläger in der Hand, bsw. Tiger Woods, Phil Mickelson und Rory McIlroy.
Beim Wechsel ins Profilager besteht hingegen weitestgehend Einigkeit unter den Spitzenspielern. Zwischen 19 und 22 (im Schnitt 21 Jahre und 2 Monate) scheint als das ideale Alter angesehen zu werden, auch wenn es natürlich auch hier wieder einige Ausreißer gibt. Bereits weit vor der Volljährigkeit (die in Japan bei 20 liegt) wurde Ishikawa mit 16 Profi, und auch Sean O’Hair wechselte – getrieben von einem überehrgeizigen Vater – bereits mit 17 ins Profilager. Lediglich Thongchai Jaidee, der in fast jeder Hinsicht ein ungewöhnlicher Top-Spieler ist, wartete bis nach seinem 29. Geburtstag.
Wenn man nun diese Kriterien zu Grund legt, wer ist dann der Max Mustermann der Golfspieler? Theoretisch kommen dafür zwei Spieler in Frage: Da wäre zum Einen Tiger Woods. Doch ich denke, dass sich alle einig sind, dass an Woods absolut nichts gewöhnliches und durchschnittliches ist. Bliebe also noch Paul Casey, der mit 33 Jahren, 178cm Körpergröße und 82kg Gewicht momentan den Prototyp des Profigolfers abgibt. Und das nicht nur bei diesen eher spielerischen Basisdaten, sondern sogar bei den Erfolgen. Denn der durchschnittliche Top-50-Golfer hat weniger als einen Major-Erfolg auf seinem Konto (es gibt insgesamt nur 14 Major-Sieger darunter) und – wenn man PGA Tour und European Tour zusammen heranzieht – 10,5 Turniersiege insgesamt: Paul Casey steht bei 11.
Wer Interesse an den genauen Zahlen zu dieser kleinen Spielerei hat: Hier ist das Excel-File als Download, aktualisiert mit den in den Kommentaren vorgeschlagenen Infos über Muttersprache (68% englisch) und College-Besuch (42% besuchten eines). Vielen Dank an Nick für die Idee und die Arbeit – und die Realisierung, dass und allen zwei weitere Voraussetzungen fehlen.