Week in Review: PGA Championship Edition

Von Habsberg nach Whistling Straits in vier Jahren
Am 21.Juni 2006 spielte Martin Kaymer bei einem seiner ersten Profiturniere eine 59 auf dem Golfclub am Habsberg. Nur wenige Leute nahmen Notiz davon und wohl niemand hätte damals trotz dieser unglaublichen Leistung auch nur einen Pfifferling darauf gesetzt, dass dieser Junge vier Jahre später die Sam-Wanamaker-Trophäe in die Luft stemmt. Doch Martin Kaymer hat eine der unglaublichsten Sportlerkarrieren überhaupt hingelegt. Jetzt ist der 25-Jährige der jüngste Major-Sieger seit Tiger Woods, Nummer 5 der Weltrangliste, erster Kontinentaleuropäer, der die PGA Championship gewann, Mitglied des Ryder-Cup-Teams, Führender im Race to Dubai und in diesem Jahr der einzige Golfer weltweit mit drei Top-Ten-Platzierungen in Major-Turnier. Und das Beste daran: Das ist erst der Anfang.

Das Sky-Debakel
Während Martin Kaymer auf dem Weg zu seinem ersten Major war, sahen deutsche Golf-Fans lange Zeit Reise-Reportagen aus der Dom-Rep und Tschechien und ein Seniorenturnier. Ein Unwetter auf amerikanischer Seite habe angeblich dafür gesorgt, dass es keine internationalen Bilder gab. Für höhere Gewalt kann Sky nichts. Dennoch muss man sich fragen, warum in England, Spanien und Frankreich Bilder zu sehen waren, aber in Deutschland nicht. Vor allem weil es Beispiele gibt, wie man so etwas retten kann. Man erinnere sich nur an die Fußball-EM 2008, als beim Spiel Deutschland gegen Türkei das Bild ausfiel und das ZDF das Signal der Schweizer Kollegen kurzerhand hackte. Höhepunkt der Posse war jedoch der Versuch von Carlo Knauss den Radioreporter zu geben. Über einem Standbild von Whistling Straits kommentierte Knauss anhand eines Internet-Streams und Live-Blogs bzw. Leaderboards. Dummerweise erwischte Knauss nur den Stream mit dem letzten Flight was Sätze ergab wie “Nick Watney im Bunker. Das ist gut für Martin Kaymer.” Dabei war Watney längst sechs Schläge zurück. Die Hilflosigkeit bei Sky war förmlich zu hören und spüren. Höhepunkt des Ganzen: Um 1.30 Uhr wechselte man das Signal von Sky Sport HD 1 auf Sky Sport HD 2 – und schloss damit zahlreiche Premiere-Altkunden (und Kabelkunden) aus, für die der neue Kanal noch nicht freigeschaltet war. Willkommen in der Pay-TV-Wüste Deutschland.

In den Sand gesetzt
Es ist eine Schande, dass Martin Kaymers Sieg zumindest in der amerikanischen Presse davon überschattet wird, dass Dustin Johnson zu blöd (oder ignorant) war, ein Blatt Papier zu lesen. Als Führender auf die Schlussbahn gekommen, bekam Johnson wie schon bei der U.S. Open das große Flattern, verzog seinen Drive in die Zuschauer und lag in einem von Fußspuren durchzogenen Sandfleck. Ohne nachzudenken setzte Johnson seinen Schläger auf – und erhielt dafür konsequenterweise zwei Strafschläge. Nun kann man darüber diskutieren ob diese Regel sinnvoll ist, ob man den Bunker aufgrund der Zuschauer nicht als Waste Area hätte definieren sollen, und ob der Regeloffizielle, der jeden Flight begleitet, Johnson hätte warnen sollen. Doch Fakt ist, dass dieser Zettel im Spind jedes Golfers hing und ganz klar aussagt, dass jedes Sandhindernis als Bunker gilt – egal wie es aussieht. Dass Johnson nicht mal drüber nachgedacht hat ob er in einem Bunker lag, ist ganz allein seine Schuld. Nicht die der PGA und nicht die der Golfregeln. Einzig, dass man ihn nicht vor seinem letzten Putt darüber informiert hat, muss man kritisieren. Man stelle sich vor, er hätte zum Par gelocht, gejubelt und am Ende doch verloren. Der Skandal wäre noch größer gewesen. Andererseits: Wenn die gleiche Strafe einen Hinterbänkler auf Loch 5 getroffen hätte, niemand hätte sich darüber aufgeregt. Nur weil die Weltöffentlichkeit alles mit angesehen hat und es vielleicht als ungerecht sieht, kann man nicht die Regeln ändern. Und bei allem Gezetere: Wer ernsthaft glaubt, Johnson hätte das Ding gewinnen können: Sein Zusammenbruch bei der U.S. Open und hier an Loch 18 spricht dagegen.

Das amerikanische Ryder Cup Team
Mit der PGA Championship stehen die acht Amerikaner fest, die sich für den Ryder Cup qualifiziert haben. Es sind: Phil Mickelson, Hunter Mahan, Bubba Watson, Jim Furyk, Steve Stricker, Dustin Johnson, Jeff Overton und Matt Kuchar. Ein echtes Bomber-Team, das mit einem Durchschnittsalter von 33,5 Jahren sympathisch jung ist. Doch welche vier Spieler werden von Kapitän Corey Pavin dazu genommen? Zur Auswahl stehen wohl Anthony Kim, Lucas Glover, Zach Johnson, Tiger Woods, Bo VanPelt, Stewart Cink, Ben Crane, Ricky Barnes, Nick Watney, Sean O’Hair, J.B. Holmes und Rickie Fowler. Keine leichte Aufgabe für Pavin: Gesetzt dürfte Zach Johnson sein, Kim wird dazu gehören wenn er in den nächsten Wochen spürbare Erholung von seiner Verletzung zeigt und auch Woods braucht sicher noch mal ein gutes Ergebnis bevor Pavin ihn mitnimmt. Gute Chancen dürfte sich dazu Nick Watney ausrechnen, der schon bewiesen hat, dass er in Europa zurechtkommt. Und auch J.B. Holmes und Fowler sind eine Option wenn Pavin komplett auf Longhitter setzen will.

Das europäische Ryder Cup Team
Nicht nur wegen seinem letzten Platz wird sich Colin Montgomerie nach der PGA Championship die Haare gerauft haben. Auch das Abschneiden einiger Europäer bereitet ihm Kopfzerbrechen. So verpassten Luke Donald, Padraig Harrington, Justin Rose und Ross Fisher den Cut und die Chance sich bereits vorzeitig fest zu qualifizieren. Das haben bisher nur Lee Westwood, Rory McIlroy, Martin Kaymer, Graeme McDowell und Ian Poulter sowie mit Einschränkung Francesco Molinari geschafft. Somit stehen Schwergewichte wie Paul Casey, Justin Rose und Padraig Harrington auf der Kippe – und sie werden nichts unternehmen um ihre Ausgangslage zu verbessern, da sie lieber im FedEx-Cup spielen als die letzten beiden europäischen Turniere zu nutzen. Eine Situation, die Monti zum Teil jedoch selber zu verschulden hat. Schließlich hätte er ja wie die Amerikaner die Deadline bereits nach der PGA Championship setzen können. Denn wenn es jetzt ganz dumm läuft, wird sich Ross McGowan oder ein anderer Zufallsgewinner doch noch fest qualifizieren und einen der Etablierten herauswerfen, was die Captain’s Picks sicher nicht einfacher macht, da neben den vermutlich nicht Fest-Qualifizierten Casey und Harrington nur noch eine Freikarte bleiben würde.

Der Versager des Turniers
Bei jedem Major gibt es einen Spieler, der mit dem Druck nicht zurecht kommt. Bei der PGA Championship war es Nick Watney. Drei Runden nahezu unantastbar ging er mit drei Schlägen Vorsprung in die Schlussrunde. Es folgten die schlimmsten 5 1/2 Stunden seiner Profikarriere. Mit einem Doppelbogey an Loch 1 war der Vorsprung schon fast dahin. Danach ging es nur noch weiter bergab. Es folgten fünf weitere Bogeys, ein Doppelbogey und ein Triplebogey. 11 über Par lag er zwichenzeitig, die Birdies an Loch 16 und 17 waren nur noch eine Schönheitskorrektur. Sein Trost: Spielpartner Dustin Johnson hatte bei der U.S. Open ein identisches Erlebnis und bewies, dass man darüber hinweg kommen kann.

Fun-Golfer Bubba
Selbst unter den deutschen Golffans gab es sicherlich viele, die selbst bei einer Niederlage von Martin Kaymer im Playoff nicht allzu traurig gewesen wären. Zu lässig, cool und sympathisch war sein Gegenspieler Bubba Watson. Der Haudrauf-Golfer mit dem pinken Driverschaft und nach eigenen Angaben Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom ließ sich selbst in der spannendsten Phase nicht aus der Ruhe bringen, lachte und rief in die Kamera “I’m having lots of fun”. Und nachdem er im Playoff verlor, ging er auf Twitter und schrieb euphorisch Ryder Cup!!!!!!!!!!!!!!! und beantwortete etwa 200 Glückwünsche. Das Schöne daran: Man nimmt dem Kerl wirklich ab, dass er glücklich über den Ryder Cup Platz und kein bisschen unglücklich über den zweiten Platz war.

Martin Kaymer, PGA-Tour-Mitglied
Mit seinem Sieg bei der PGA Championship erspielte sich Martin Kaymer auch eine fünfjährige Spielberechtigung auf der PGA Tour. Nach dem Turnier gab er dann auch gleich bekannt, sie wahrnehmen zu wollen. Der Zeitpunkt scheint ideal: Er ist die nächsten Jahre abgesichert und könnte sich selbst ein Jahr mit Anpassungsproblemen leisten – auch wenn man schwer glauben kann, dass er dies haben wird. Die Änderungen in seinem Spielkalender werden marginal sein. Der Desert Swing im Nahen Osten, die BMW Turniere der European Tour und vermutlich auch die Open de France und die Scottish Open werden weiter auf seinem Spielplan sein. Seine US-Turnier werden sich vermutlich auf die Zeit zwischen Februar und Mai und Juli bis September konzentrieren. Unglücklicherweise kann er in diesem Jahr noch nicht am FedEx-Cup-Finale teilnehmen. Selbst wenn er jetzt noch die Mitgliedschaft der PGA Tour annähme, würde sein FedEx-Konto auf Null gesetzt.

Ein Bettler an der Spitze
Anfang des Jahres machte Steve Elkington auf sich aufmerksam, als PGA-Tour-Commissioner Tim Finchem einen Bettelbrief für ihn schrieb. Elkington hatte seine Tourkarte verpasste und Finchem riet Turnierveranstaltern dem Australier eine Sondereinladung zukommen zu lassen – eine Ungeheuerlichkeit, die auf viel Empörung stieß. Im nächsten Jahr hat der 47-Jährige diese Almosen nicht mehr nötig. Nur in die PGA Championship gekommen, weil er ein ehemaliger Sieger ist, spielte sich Elkington in die Top 10 und mit dem damit verbundenen Preisgeld auf Platz 72 der Geldrangliste. Für nächstes Jahr ist die Tourkarte damit sicher.

Schmierenkomödie um die Ryder Cup Captains
Viel Unruhe herrschte bei den Chefs der beiden Ryder-Cup-Teams. Erst machten Gerüchte die Runde, dass Colin Montgomerie eine Unterlassungsklage gegen eine Ex-Geliebte angestrengt hat, die belastende S/M-Fotos über ihn verbreiten wollte. Dann legte sich Corey Pavin mit Jim Gray, einem Reporter des Golf Channels an, der behauptet hatte, Pavin hätte ihm gegenüber Tiger Woods eine Wild Card garantiert. In der Pressekonferenz kam es dann zum Duell der beiden. Erst nannte Pavin Gray einen Lügner, dann baute sich Gray vor Pavin auf und drohte, ihn zu Fall zu bringen. Und als Bonus mischte heute dann auch noch Europas Vize-Kapitän Thomas Björn mit, der ein Kind mit einer Stewardess-Affäre gezeugt haben soll. Jungs, spielt doch lieber Golf.

Jeff Overton im Tempo-Rausch
Vor einigen Tagen machte Overton auf sich aufmerksam, als er ein Grün ausschimpfte, das ihm den Sieg kostete, jetzt machte er positive Schlagzeilen. Als sein Spielpartner Ian Poulter wegen einer Krankheit zurückzog, nahm sich Overton vor einem Rekord zu brechen: die schnellste Runde der PGA Tour aller Zeiten. Während die anderen über den Platz schlichen, absolvierte Overton die 18 Loch in sage und schreibe 2 Stunden und 8 Minuten – und brach damit den 19 Jahre alten Rekord von Phil Blackmar um zwei Minuten. Overton bediente dabei die Fahne teils selber, zwang seinen Zähler zu Zwischensprints und brachte seinen armen Caddie fast zum Kollaps. Das Schockierende daran: Wenn Overton 45 Loch gespielt hätte, wäre er immer noch schneller gewesen als der Rest des Feldes auf 18 Loch. Selten wurde eindrucksvoller belegt, dass der Profigolf ein Geschwindigkeitsproblem hat.

Magnetischer Jim Furyk
Nur ganz knapp entging Jim Furyk in der Schlussrunde einer Disqualifikation. Auf dem Grün von Bahn drei entdeckte er, dass sich der Magnet seiner Schlägerhaube an seinen Putterschaft geheftet hatte. Eine Veränderung des Schlägers, die eine Disqualifikation nach sich gezogen hätte, sobald Furyk einen Schlag damit ausführt. Der Amerikaner rief einen Offiziellen herbei und schilderte die Lage. Der musste erst die Situation beraten und ließ Furyk fast neun Loch im Dunkeln, was den Weltranglisten-Fünften völlig aus dem Konzept brachte und ihn am Ende eine Chance auf den Sieg kostete.

Galgenfrist für Tiger Woods
Lee Westwood verletzt, Steve Stricker nur im Mittelfeld, Phil Mickelson nur mit einer guten Runde. Resultat: eine weitere Woche für Tiger Woods an der Spitze der Weltrangliste. Auch wenn Woods aktuell sicher nicht mehr der beste Golfer der Welt ist, sind die Verfolger momentan auch nicht gerade würdige Anwärter auf die Spitzenposition. Spätestens beim FedEx-Cup sollte die Wachablösung kommen, aber eine unangefochtene Nummer 1 wird es nicht geben. Man könnte sogar argumentieren, dass die derzeit eigentlich besten Golfer der Welt hinter dem Möchtegern-Quartett liegen: Rory McIlroy und Martin Kaymer.

Die Demontage von Sergio Garcia
Bester Spieler, der nie ein Major gewann. Mit diesem Label musste sich Sergio Garcia jahrelang rumschlagen. Jetzt ist er es los. Doch nicht etwa weil er ein Major gewann, sondern weil sein Spiel so unterirdisch geworden ist, dass andere Nicht-Major-Gewinner besser geworden sind. Bei der PGA Championship verpasste er nach einer 78er-Auftaktrunde erneut sang- und klanglos den Cut. Frustriert kündigte Garcia erst einmal eine zweimonatige Auszeit vom Golfsport an. Der Ryder Cup ist damit endgültig passé und irgendwie fürchtet man, dass Garcia den Weg eines David Duval gehen wird.

Alter Schwede!
79, 75, 71, 75, 80, 75: Das sind die letzten sechs Runden des Schweden Henrik Stenson. Jahrelang eine der Vorzeigefiguren des europäischen Golfsport steckt Stenson in der größten Krise seiner Karriere. Sein Hoch bei der Open Championship war offensichtlich nur ein Fehler in der Matrix und die Ryder Cup Teilnahme ist längst nicht mehr möglich. Die Frage, die sich jetzt stellt, ist wann Stenson das macht, was jeder erfolglose Golfer tut: dem Caddie die Schuld geben. Fanny Sunesson wird zumindest mit einem lachenden und weinenden Auge gesehen haben wie ihr Mental-Schützling Martin Kaymer sein erstes Major einfuhr während sie zwei Tage arbeitsfrei hatte. Ob sie sich wünscht, sie hätte Stenson gekündigt, als der Job an Martins Tasche in dieser Saison frei war?

Die Golfstunden bei Rob Labritz werden teurer
Das Besondere an der PGA Championship ist die Teilnahme von Teaching Pros. In diesem Jahr gelang es dem New Yorker Rob Labritz den Cut zu überstehen. Der Director of Golf im Glen Arbor Golf Club in Bedford Hills ließ mit +7 sogar noch Ross McGowan und Jeff Overton hinter sich – und unzählige Weltstars, die den Cut verpassten. Wer sich für Unterricht bei Labritz interessiert: der Mann unterhält eine eigene Webseite mit Lehrvideo und mehr.

Gamezeen is a Zeen theme demo site. Zeen is a next generation WordPress theme. It’s powerful, beautifully designed and comes with everything you need to engage your visitors and increase conversions.

Kategorien