Luck of the (Northern) Irish
Die U.S. Open ist den Amerikanern vorbehalten. Zwar gewannen von 1895-1910 nur Schotten und Engländer, aber als der Sport danach in Übersee populär wurde, ging der Titel meist an die US of A. Mit Rory McIlroy gewann erst zum 16. Mal seit 1911 ein Ausländer die Trophäe (allerdings sechs davon in den letzten acht Jahren). Dass zwei Spieler aus dem gleichen Land nacheinander gewinnen, gab es zuletzt 1921 als James Barnes den Titel von Ted Ray übernahm. Nimmt man alle Majors zusammen haben es Rory McIlroy und Graeme McDowell als erstes nicht-amerikanisches Golf-Duo seit dem Zweiten Weltkrieg geschafft, einen Titel in die Hände eines Landsmanns zu geben.
Rorys Rekord-Runden
Der 22-Jährige Rory McIlroy hat soviele Rekorde gebrochen, dass man sie gar nicht alle länger ausführen kann. Daher hier im Schnelldurchlauf:
- Mit 268 Schlägen der beste U.S. Open Score (zuvor: 272 von Jack Nicklaus, Lee Janzen, Tiger Woods und Jim Furyk)
- Mit -16 bestes Ergebnis unter Par (zuvor: -12 von Tiger Woods)
- Mit -17 das niedrigste Ergebnis, das zu irgendeiner Zeit auf dem Leaderboard war (zuvor: -12 von Tiger Woods)
- Sechster Start-Ziel-Sieger der U.S. Open (zuvor: Tiger Woods (2x), Tony Jacklin (1970), Ben Hogan (1953), James Barnes (1921) and Walter Hagen (1914))
- erster U.S. Open Sieger mit 4 Runden in den 60ern, der nicht Lee mit Vornamen heißt (zuvor: Lee Trevino und Lee Janzen)
- jüngster U.S. Open Sieger seit Bobby Jones 1923
- Niedrigstes Ergebnis nach 36 und 54 Loch
- Am meisten unter Par nach 36 und 54 Loch
- 1. Curtis Strange, 1989
- T-6: Tiger Woods, 2009
- T-11: Retief Goosen, 2005
- T-11: Hale Irwin, 1991
- T-12: Tiger Woods, 2001
- T-14: Graeme McDowell, 2011
- T-20: Tiger Woods, 2003
- T-21: Curtis Strange, 1990
- MC: Pebble Beach 1992 (149 Schläge)
- MC: Oakmont 2007 (151)
- T-94: Oakland Hills 1996 (296)
- T-55: Hazeltine 1991 (300)
- T-55: Olympia Fields 2003 (289)
- T-54: Congressional 2011 (291)
- Rory McIlroy -16, 2011
- Tiger Woods -12, 2000
- Jason Day -8, 2011
- Jim Furyk -8, 2003
- Lee Janzen -8, 1993
- Hale Irwin -8, 1990
- Mike Donald -8, 1990
- Jack Nicklaus -8, 1980
- Ben Hogan -8, 1948
- Billy Ray Brown -7, 1990
- Nick Faldo -7, 1990
- David Graham -7, 1981
- Tony Jacklin -7, 1970
- Lee Westwood -6, 2011
- Y.E. Yang -6, 2011
- Robert Garrigus -6, 2011
- Kevin Chappell -6, 2011
- Payne Stewart -6, 1993
- Payne Stewart -6, 1991
- Wayne Simpson -6, 1991
- Curtis Strange -6, 1988
- Nick Faldo -6, 1988
- Tom Watson -6, 1981
- Isao Aoki -6, 1980
- Jimmy Demaret -6, 1948
- Rory McIlroy (+8)
- Lee Westwood (-)
- Luke Donald (-2)
- Jason Day (-)
- Steve Stricker (-2)
- Charl Schwartzel (+3)
- Matt Kuchar (-1)
- Y.E. Yang (new)
- Brandt Snedeker (new)
- Nick Watney (-5)
Der Sieger der Herzen
Am vergangenen Wochenende gewann Robert Rock noch die Italian Open. Danach begann das große Zittern. Weil sein Visum nicht durchging, drohte ihm ein Verlust seines Startplatzes. Rock hatte bereits seinen Kumpel Richie Ramsay informiert, er solle sich auf einen Start vorbereiten (wir erinnern uns: Ramsay hatte das Playoff um den letzten Startplatz verpasst, weil er bereits zu einer Hochzeit abgereist war), doch der Schotte ging wieder leer auf. Für 24.000 Dollar bekam Rock ein Last-Minute-Visa, nahm einen Flug von Turin nach Newark und ließ sich für 1.000 Dollar in einem Flughafen-Shuttle die 350 Kilometer bis zum Congressional Country Club fahren. Ohne den Platz je gesehen zu haben (immerhin hatte aber sein Caddie vor Ort schon alles ausgemessen), ging er an den Start und versuchte seine beträchtliche Auslage für das Turnier wieder einzuspielen. Erfolgreich: Mit Runden von 70-71-76-68 belegte er Platz 23 und spielte 76.455 Dollar ein. Da konnte er es auch verschmerzen, dass er dank seiner unglaublichen Geschichte auch vor das Mikrofon von Irek Myskow gezerrt wurde.
Die Rückkehr der Champions
Es war nicht nur aufgrund des Sieges von Rory McIlroy eine bemerkenswerte U.S. Open für Nordirland. McIlroy Kumpel Graeme McDowell gelang eine der besten Runden eines Titelverteidigers seit über 20 Jahren. Seitdem Curtis Strange 1989 erfolgreich seinen Titel verteidigte, gab es nur vier U.S. Open Champions, die im Jahr nach ihrem Triumph besser abschnitten als Graeme McDowell:
Lefty linke Tour
Wohl kein anderer Spieler hatte sich vor der U.S. Open so viele Gedanken über die Spielstrategie gemacht wie Phil Mickelson. In Zusammenarbeit mit Callaway hatte er sich ein Eisen 2 nach seinen eigenen Maßgaben so formen und biegen lassen, dass es der perfekte Driver-Ersatz wird. Zumindest dachte dies Phil the Thrill, zu dessen Major-Technikexzessen auch schon zwei Driver und andere Spielereien zählten. Das Ergebnis war, dass sich Mickelson in der ersten Runde nach jedem Abschlag mit seinem Wundereisen wunderte warum es meilenweit nach links schoss. Am Ende hatte er sein sechstschlechtestes U.S.-Open-Ergebnis in den letzten 20 Jahren zu verbuchen, als er 1992 bei seinem ersten Profiauftritt in Pebble Beach nach Runden von 68 und 81 den Cut verpasste.
Die niedrigsten U.S. Open Ergebnisse aller Zeiten
Dank Regen und weicher Grüns wurden die U.S. Open zu einem Scoring-Festival. Der Beweis: Seit 1930 gab es lediglich 25 Runden mit -6 oder besser. Sechs davon wurden in diesem Jahr gespielt.
Ja, das ist (Aus-)Flipper, (Aus-)Flipper
If you make Lemonade, life handles you Lemons
Es war unschuldig genug gemeint: Einige Kinder errichten gegenüber dem Eingang des Congressional Country Clubs einen Getränkestand und verkauften Limonade und Wasser für 2 Dollar – natürlich deutlich günstiger als das, was die USGA für ihre Getränke haben wollte. Das Ganze fand auf einem Privatgrundstück statt und erfüllte sogar noch einen guten Zweck: Die Kinder wollten 50% der Einnahmen für eine Krebsorganisation spenden. Doch die Gemeinde verstand keinen Spaß. Weil die Kinder keinen Gewerbeschein hatten, bekamen sie eine Strafe von 500 Dollar aufgedrückt. Doch die Aktion wurde zum Bumerang. Weil die Mutter der Kinder die in die berühmte Hotelier-Familie eingeheiratete Carrie Marriott war, konnte sie die Presse auf den Fall aufmerksam machen. Bevor sich das Ganze zu einem PR-Desaster entwickelte, wurde die Strafe zurückgezogen und die Kinder durften am Freitag an anderer Stelle ihren Stand wieder aufbauen. Das Ganze quittierten sie (oder ihre Mutter) mit einem humorigen Schild: “Große Neueröffnung. 8 Meter weiter”
Die 10 heißesten Golfer auf dem Planeten
Ein simpler Sieg wäre für Rory McIlroy zu wenig gewesen um die Spitzenposition zu erklimmen. Doch die Art und Weise wie er die U.S. Open gewann, lässt keine andere Wahl. Dahinter ist alles sehr eng: Luke Donalds schwaches Abschneiden sollte man nicht zu hoch hängen, da er einfach zu kurz für den Platz ist. Lee Westwood war Dritter und Jason Day schon wieder Zweiter bei einem Major. Zwischen ihnen kann man quasi eine Münze werfen. Ansonsten machten die erneut bei einem Major überzeugenden Charl Schwartzel und Y.E. Yang sowie der zuletzt starke Brandt Snedeker einen Sprung nach oben.