Golfer lieben Listen. Jedes Golfmagazin hat seine eigene Bestenliste für Golfplätze, es gibt eine Hot List für neues Equipment, es gibt eine Liste der reichsten Golfer und es gibt natürlich Weltranglisten. Da wäre die OWGR für Herren, das Rolex Ranking für Damen, das WAGR für Amateure und schließlich für Senioren das… Moment! Kann es sein, dass es für Senioren noch keine eigene Rangliste gibt? Dem muss abgeholfen werden, nicht zuletzt weil mit Bernhard Langer der dominierende Spieler auf der Champions Tour auch noch aus Deutschland stammt. …völlig unter dem Radar fliegende und leider mit noch mehr Problemen als das OWGR behaftete Senior World Golf Ranking.
Die Berechnung unserer Seniorenweltrangliste orientiert sich dabei in Ansätzen an der offiziellen Weltrangliste – allerdings mit einigen feinen, aber entscheidenden Unterschieden, die ich in der Vergangenheit aus der Berechnung der Alternativen Golfrangliste gelernt habe.
Qualifikationskriterium
…ist erst einmal das 50. Lebensjahr. Um in diese Rangliste aufgenommen zu werden, muss ein Spieler aber auch den Willen demonstriert haben zu den Senioren gezählt zu werden. Ein Start auf der Champions- oder Senior-Tour ist daher Pflicht.
Der Berechnungszeitraum
…umfasst anders als bei der OWGR nur ein Jahr, nicht zwei Jahre. Dies hat nicht nur den Grund, dass ein Zweijahres-Rhythmus zu träge ist, viel mehr ist bei den Senioren durch die 50er-Altersgrenze und den (normalerweise) steten Leistungsabbau mit jedem weiteren Lebensjahr eine sehr große Fluktuation, die eine längere Berechnung nicht sinnvoll erscheinen lässt.
Die Stärke des Feldes
…berechnet sich nur anhand der Top 80 der Seniorenweltrangliste. Bei der OWGR gibt es Punkte für jeden aus den Top 200, der im Feld ist. Dies ist bei den Senioren jedoch völlig sinnlos, da – abgesehen von einigen Majors – die Felder insgesamt meist nur aus etwa 80 Spielern bestehen.
Ein weiterer Unterschied liegt darin, dass der durch die einzelnen Teilnehmer eingebrachte Stärkewert mit fallender Platzierung linear verringert. Während bei der OWGR die Nr. 1 so ein starkes Gewicht hat, dass alleine seine Teilnahme einem Turnier so viel Wertigkeit beschert als wenn die Plätze 81 bis 105 antreten, sinkt bei der Seniorenweltrangliste die Wertigkeit für jeden Weltranglistenplatz um zwei Punkte – von 160 Punkte für den Ersten bis zu 2 für den Achtzigsten. Daraus ergibt sich dann auch eine simplere Verteilung der Weltranglistenpunkte für den Sieger eines Turniers:
- 10 Punkte für Wertigkeit unter 600
- 15 Punkte für Wertigkeit bis 900
- 20 Punkte für Wertigkeit bis 1200
- 25 Punkte für Wertigkeit bis 1500
- 30 Punkte für Wertigkeit bis 1800
- 35 Punkte für Wertigkeit bis 2100
- 40 Punkte für Wertigkeit bis 2400
- 45 Punkte für Wertigkeit bis 2700
- 50 Punkte für Wertigkeit bis 3000
- 55 Punkte für Wertigkeit bis 3300
- 60 Punkte für Wertigkeit bis 3600
- 65 Punkte für Wertigkeit bis 3900
- 70 Punkte für Wertigkeit bis 4200
- 75 Punkte für Wertigkeit bis 4500
- 80 Punkte für Wertigkeit bis 4800
- 85 Punkte für Wertigkeit bis 5100
- 90 Punkte für Wertigkeit bis 5400
- 95 Punkte für Wertigkeit bis 5700
- 100 Punkte für Wertigkeit ab 6000
Mindestwerte und Divisoren
Anders als in der OWGR gibt es keine festen Werte für irgendwelche Turniere – abgesehen von den 10 Punkten, die meist nur für die schwach besetzten Turniere der European Senior Tour zu Trage kommen. Entscheidender ist aber, dass es keine Fixwerte für die Majors gibt. Dies liegt an der komplett anderen Natur der Majors bei den Senioren. Manche haben nur Felder von 80 Spielern, bei anderen treten 160 an.
Und während bei den “Junioren” jeder, der sich auf den Beinen halten kann, bei allen Majors antritt, können sich die älteren Herren nicht immer dazu aufraffen. Besonders zu Tage tritt dies bei der British Senior Open, die viele Top-Stars aus den USA wegen der Anreise (und einer Abneigung gegen Linksgolf) auslassen. Ein Pauschalwert von 100 für alle fünf (!) Majors scheint daher nicht sinnvoll, stattdessen werden die Punkte nach der effektiven Stärke verteilt.
Auch gibt es keine Maximaldivisoren. Wer bei 20 Turnieren oder mehr antritt, erhält seine erspielte Punktzahl auch durch 20 geteilt. Allerdings gibt es einen Minimaldivisor, der bei sechs Turnieren liegt. Wer weniger spielt, hat Pech gehabt – das ist nur fair, da man ja den sportlichen Wettstreit auch öfter suchen könnte.
Die 50%-Grenze
…habe ich in der AlGoRa etabliert und übernehme sie auch hier. Es macht einfach keinen Sinn, dass in einem Turnier mit 80 Spielern auch noch der 50. Punkte sammelt. Daher ist ab der Hälfte des Teilnehmerfeldes Schluss mit Punkten- und wer bei Majors den Cut verpasst erhält einen Minuspunkt um auch diese Gruppe noch einmal abzugrenzen.
Die zeitliche Abwertung
…erfolgt in der OWGR wochenweise. Dies ist aufgrund der geringen Anzahl der Turnierwochen bei den Senioren wenig sinnvoll. Daher erfolgt die Abwertung anhand der Turnierwochen, dies sind bei den Senioren nach aktuellem Stand 29. Die letzten zehn Turniere gehen mit voller Wertigkeit ein, davor geht es in 5%-Schritten nach unten.
Das Dilemma der Profitouren
Es ist eine Sache, die Ergebnisse auf der Senior Tour und der Champions Tour zu berechnen. Doch die “alten Herren” sorgen oft auch auf den regulären Touren für Furore. Eine Top-10-Platzierung beim Masters für Bernhard Langer oder einen European-Tour-Sieg von Miguel-Ángel Jiménez zu ignorieren fühlt sich falsch an. Daher gibt es ein Bonuspunkte-System für geschaffte Cuts, Top 25, Top 10s oder Siege auf der PGA Tour, European Tour und bei den Majors. Allerdings: Jeder Start auf einer dieser Touren erhöht auch den Divisor wodurch sich sehr gut die Spreu vom Weizen trennen lässt.
PS: Wer sich fragt, wie die Stärke für die ersten Turniere festgelegt wurde: Ich habe manuell die Ergebnisse aus den Majors 2013 herangezogen und daraus händisch eine Reihenfolge erstellt um die erste Liste zu generieren. Eine unumgängliche Ungenauigkeit, die sich mittlerweile schon so gut wie rausgerechnet hat.
Hier geht es zum aktuellen Ranking