Rickie Fowler hat seit mehr als zwei Jahren kein Turnier mehr gewonnen. Und dennoch hat kaum ein Spieler im Jahr 2014 mehr überzeugt als der kalifornische D’Artagnan. Denn die 22 Wochen von der U.S. Open bis zu der HSBC Championship waren das konstanteste Weltklassegolf was man in den letzten Jahren von einem Spieler, der nicht Tiger Woods oder Rory McIlroy heißt, zu sehen bekam. Bei zehn Starts verpasste Fowler nur einmal die Top 10 und spielte in dieser Zeit mit 3,19 Millionen Dollar mehr ein als – um einen stark hinkenden Vergleich zu bemühen – Johnny Miller in seiner gesamten Karriere.
Denn diese zehn Turniere, bei denen Fowler u.a. zwei Silberränge und zwei Bronzeränge einfuhr, waren nicht irgendwelche: es waren drei Majors, zwei World Golf Championshps, vier FedEx-Cup-Playoff-Events und mit der Scottish Open das bestbesetzte reguläre European-Tour-Event des Jahres. Dass Rickie Fowler 2014 der Mann für die großen Momente war, zeigt auch der Gesamtscore bei allen vier Majors des Jahres. Mit 1108 Schlägen war der wegen seiner Sonntagskleidung gerne als Müllmann verspottete 25-Jährige nicht nur fünf Schläge besser als Doppel-Majorsieger McIlroy, ihm gelang sogar das drittniedrigste Ergebnis in der Geschichte der Majors hinter Tiger Woods (2000) und David Duval (2001). Nur bei einem Großereignis war Fowler in bester amerikanischer Tradition weit von der Hochform entfernt: beim Ryder Cup.
Dröselt man seine Statistiken wie in der unteren Infografik auf, ist das Geheimnis seines Erfolges gar nicht so leicht auszumachen. Es springt nichts in Auge: Weder bei den Drives, noch beim putten war er 2014 herausragend. Am ehesten noch überzeugte er mit seinen Schlägen ins Grün, wo er im Gesamtbild aber auch nicht über das obere Mittelfeld herausragt. Nimmt man jedoch seinen 17. Rang beim Scrambling hinzu, ergibt sich ein deutlicheres Bild: er schlägt die Bälle oft nah an die Fahne und wenn nicht, rettet er sich gut. Ein Rezept, mit dem jeder Golfer gut fährt.
Am Spannendsten ist es jedoch, wenn man jede seiner Runden im Vergleich zum Schnitt des Feldes setzt. Hier zeigt sich eindeutig die Schere zwischen Fowlers erstem und zweitem Halbjahr. Während er bis zur Jahresmitte viele schlechte Runden hatte, getoppt von einem desaströsen vorletzten Platz beim Colonial mit Runden von 80 und 75, spielte er von seinen letzten 41 Runde sage und schreibe 37 besser als der Schnitt des Feldes. Und selbst die negativen Ausreißer hielten sich noch im Rahmen.
Am Ende wird jeder Golfer natürlich an Siegen gemessen, und Rickie Fowler würde seine Konstanz sicherlich ohne mit der Wimper zu zucken gegen drei zusätzliche Birdies bei der Open oder der PGA Championship tauschen. Doch manchmal verzerrt dieser verbissene Fokus auf Titel ein wenig die Sicht. Deshalb gehört Rickie Fowler auch ohne Titel zu den prägenden Figuren des abgelaufenen Golfjahres, das ihn in der Weltrangliste von Platz 40 auf Platz 9 gespült hat.