Ein beliebtes Ziel für die Republikaner im amerikanischen Wahlkampf ist die Golf-Leidenschaft von Präsident Barack Obama. Immer wieder nimmt Mitt Romney dies als Anlass um seinem Kontrahenten vorzuwerfen er würde seinen Job nicht ernst genug nehmen, und das Hobby des Präsidenten dient immer wieder als Anlass für provokative Plakate. Dabei verbringt Obama seinen Urlaub einfach nur anders als sein notorisch abwesender Vorgänger.
Es sollte also selbstverständlich sein, dass die PGA Tour sich für den Präsidentschaftskandidaten ausspricht, der Golf spielt und nicht für denjenigen, der sich offen gegen den Sport ausspricht (und erster Nicht-Golfer im Weißen Haus seit über 30 Jahren werden will). Doch weit gefehlt, denn die überwiegende Mehrheit auf der PGA Tour spielt nicht nur mit rechts, sie wählt auch rechts. Dies ist seit Jahrzehnten eine Konstante bei anonymen Umfragen unter den Spielern. Nichts illustriert dies besser als die Umfrage aus dem letzten Jahr als den Spielern auf der PGA Tour und Champions Tour die Wahl gestellt wurde zwischen Amtsinhaber Obama und Sarah Palin, der vermutlich unfähigsten Vizepräsidentschaftskandidatin aller Zeiten. Dennoch hätte die Ex-Gouverneurin von Alaska auf der Champions Tour 43% der Befragten auf sich vereinen können, auf der PGA Tour wäre es beinahe sogar die absolute Mehrheit gewesen. Obama hingegen kam nur auf 20% bzw. 14% Zustimmung. Einzig die LPGA Tour präsentierte sich hierbei politisch ausgewogener.
Wie sehr die besten US-Golfer republikanisch ausgerichtet sind, zeigt eine Anekdote, die John Feinstein 1996 in seinem Buch A Good Walk Spoiled aufschrieb. Vor dem Ryder Cup 1993 wollte sich der damalige, demokratische US-Präsident Bill Clinton mit dem amerikanischen Team treffen, was auf großen Widerstand traf, den Lee Janzen laut Feinstein so zusammenfasste: “Da wo ich aufgewachsen bin, war man besser dran wenn man den Menschen sagt man sei Müllmann als Demokrat.” Was insofern eine etwas bizarre Aussage ist, da Janzen seine Kindheit in Baltimore verbrachte – eine Stadt, die seit Janzens drittem Lebensjahr fest in demokratischer Hand liegt.
Janzens Mannschaftskamerad John Cook hingegen redete nicht um den heißen Brei herum und verriet dem Orlando Sentinel den wahren Grund warum Profigolfer nichts mit demokratischen Politikern zu Tun haben wollen: “Ich wüsste nicht worüber wir reden sollten. Wir sind Menschen, die hart arbeiten und viel Geld verdienen und er will es wegnehmen und es Menschen gehen, die sich einen Dreck um etwas scheren.” Eine Haltung, die Arnold Palmer laut dem gleichen Artikel schon bei der Wahl gehabt haben soll. Er drohte, seine Kinder zu enterbten sollten sie für Clinton stimmen – “aber wenn Clinton gewinnt, habe ich ohnehin nichts zu vererben”. So schlimm kann es allerdings nicht gewesen sein, denn laut Forbes hat Palmer immer noch ein Nettovermögen von 675 Millionen Dollar.
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass sich die PGA Tour nach außen immer mit ihren karitativen Spendensammlungen brüstet, ihre Spieler aber jeden politischen Versuch an ihrem Reichtum zu rütteln mit Ablehnung entgegen treten. Allerdings ist dies nichts, was man den Golfern zum Vorwurf machen sollte, es liegt einfach in der menschlichen Natur. Auffällig ist jedoch, wie tief diese politische Gesinnung sitzt. Denn eigentlich sollte es in jeder Berufsgruppe Abweichler von der Norm geben. Doch als der Journalist Bruce Selcraig 1996 von Golf Digest beauftragt wurde eine Geschichte über die Politik auf der Tour zu schreiben und dabei speziell Golfer zu suchen, die sich offen für Clinton aussprachen, fand er nur einen einzigen: Ex U.S.-Open-Gewinner Scott Simpson – “ein Freigeist und wiedergeborener Christ, der mittlerweile eine Kehrtwendung gemacht hat und George Bush unterstützt”, wie Selcraig zehn Jahre später berichtete.
Tatsächlich findet sich auf der PGA Tour auch heute kaum jemand, der sich offen für die Demokraten ausspricht: David Duval gab in einem Interview 2006 an, registrierter Demokrat zu sein – und äußerte darin für einen Sportler ungewöhnlich komplexe und intelligente politische Gedanken. Und auch Billy Andrade und Notah Begay III gestanden ihre demokratische Gesinnung. Die andere Gemeinsamkeit der drei? Sie haben keine offizielle PGA-Tour-Karte mehr.
Das hielt Duval allerdings nicht davon ab, 2008 für die Demokraten zu spenden. Er ist der einzige Golfer in den Wahlspenden-Unterlagen, der nicht mehrheitlich für die Republikaner spendete. Auf der anderen Seite: Arnold Palmer, Ben Crenshaw, Fred Couples, Greg Norman, Tom Watson, Tom Kite, Mark O’Meara, Davis Love III, David Toms, Larry Mize und Jack Nicklaus. Der Golden Bear ließ sich sogar offiziell vor den Wahlkampfzug von Mitt Romney spannen. Und selbst ein Jungspund wie Rickie Fowler sprach sich bei Twitter für den Präsidentschaftskandidaten der Republikaner aus.
Dies mag Außenstehende verwirren, schließlich würde man bei Fowler aufgrund seiner poppigen Kleidung vielleicht nicht gerade auf einen Konservativen schließen. Aber Fowler gehört wie Bubba Watson, Webb Simpson, Zach Johnson und etlichen anderen zum riesigen Bibel-Kreis der PGA Tour. Und wie auch in Deutschland sind Christen mehrheitlich Anhänger von konservativen Parteien – in den USA mit ihrem Bible-Belt sogar noch viel deutlicher. Daher ist es auch nicht unbedingt Wille der PGA Tour, dass ihre Spieler sich zu politischen Angelegenheiten äußern wie ein Professor der Duke Univerität der der San Diego Union-Tribune verriet: “Wenn die Spieler sich öfter offen äußerten, würde offensichtlich, dass eine überwältigende Mehrheit von ihnen rechtsstehende, evangelische Christen sind.”
Hinzu kommt, dass die meisten Golfer in eher reichen Nachbarschaften aufgewachsen sind und den Golfsport in Privatclubs gelernt haben. Es ist also bei Profigolfern wahrscheinlicher, dass sie in republikanisch geneigter Umgebung sozialisiert wurden. Eine der wenigen Ausnahmen dürfte Tiger Woods gewesen sein, der nicht nur aufgrund seiner Hautfarbe eigentlich eher den Demokraten und Präsident Obama zugeneigt sein müsste. Tatsächlich sprach Woods bei dessen Amtseinführung und nannte in einem Interview dessen Wahl absolut unglaublich. Doch weder findet man Woods’ Namen bei den Parteispenden, noch hat er jemals offen seine politischen Ansichten zur Schau gestellt. Offensichtlich hat er bei seinem langjährigen Freund Michael Jordan gelernt. Der Basketballstar lehnte es 1990 ab, offen einen schwarzen, demokratischen Senatskandidaten zu unterstützen. Seine Begründung: “Republikaner kaufen auch Schuhe”.