Montag, 27.Mai
Heute habe ich Lindsey zu einem Duell auf Skiern herausgefordert. Sie war überzeugt, sie würde leichtes Spiel mit mir haben und willigte ein (unser Einsatz bleibt Privatsache und wurde noch am gleichen Tag beglichen). Natürlich hatte sie keine Ahnung, dass ich eine anderen Sorte Ski meinte auf denen ich sie mächtig nass gemacht habe.
Zum Trost habe ich ihr anschließend ein schickes Diamantencollier gekauft. Eine Investition, die locker drin war nachdem ich heute wieder ein paar Millionen eingetütet habe. Die Organisatoren der Turkish Airline Open waren so heiß darauf, dass ich ihr Turnier veredele, dass sie mir nicht nur mein übliches Antrittsgeld bezahlten: Chubby Chandler hat das Datum der Austragung sogar danach gerichtet wann ich Zeit habe. Anschließend hat er dann noch seinem Ex-Schützling Rory einen mitgegeben als er meinte die türkischen Fans würden keinen anderen außer mir kennen. Okay, wenn Rory so weiterspielt wie im Moment, könnte er damit natürlich Recht haben. Der einzige Nachteil des Turniers ist, dass es auf einem Colin-Montgomerie-Platz stattfindet. Hoffentlich hat Monti in dem dazugehörigen Hotel nicht die ausrangierten Betten vom Ryder Cup untergebracht.
Dienstag, 28.Mai
Es ist immer schön zu sehen, welchen Einfluss man auf den Nachwuchs hat. Irgendsoein Franzose meinte mit diesem Video meinen legendären Nike-Spot übertreffen zu müssen.
Hey Romain Bechu, kleiner Tipp: Wenn Du statt jonglieren mehr Zeit in putten und driven investieren würdest, hättest Du vielleicht auch mehr als 619 Euro Karriere-Preisgeld und wird vielleicht auch mal zu einem Major geladen.
Das Nächste findet ja bekanntlich im Merion Golf Club statt – ein Club, der so klamm ist, dass er sich nicht mal Fahnen leisten kann. Als hier das letzte Mal eine U.S. Open stattfand, bin ich noch mit einer Trommel um den Tannenbaum gelaufen, deshalb habe ich mir heute einmal einen ersten Überblick über den Platz verschafft. Lindsey meinte das Wetter sei traumhaft, also habe ich nur die kurzen Hosen eingepackt. War wohl ihre Rache für die verlorene Wette von gestern. Well played, Vonn-eproppen.
Als Schirmhalter habe ich mir einen Pro des Clubs mitgenommen. Der junge Sean Parker wird das Ganze vermutlich für seine 15 Minuten Ruhm ausschlachten, aber das ist in Ordnung. Wenn man schon mal gesehen hat, was für Schwünge diese armen Pros in solchen Privatclubs Tag für Tag kurieren müssen, ist es nur fair, dass sie für ein paar Stunden ihren tristen Alltag vergessen können. Denn eines darf man bei allem Erfolg nicht vergessen: Es ist nur das enorme Talent, das einen Tiger Woods von einem Ian Poulter trennt. Und es ist wiederum nur eine Menge Glück, dass nicht mehr Ian, sondern Sean Parker diese Szene aus Tin Cup täglich leben muss – mit einem 150 Kilo schweren Banker statt Rene Russo.
Mittwoch, 29.Mai
In einer Turnierwoche würden wir Profis mittwochs am liebsten früh morgens schnell über die Runde gehen, die letzten Erkenntnisse über den Platz sammeln und vielleicht ein paar Spezialschläge ausprobieren. Aber nein, wir müssen zum Pro-Am antreten. Nicht nur, dass die Amateure von uns erwarten zu spielen als ob es um den Majorsieg geht, damit sie am Ende mit einem neuen Golfbag nach Hause gehen können, dass sie drei Tage später eh wieder bei e-bay verkaufen. Nein, sie wollen auch noch Smalltalk und Tipps zu ihrem Golfspiel. Dabei schleichen sie im Rollator-Tempo über die Fairways weil sie sich bereits am ersten Tee in die Hose gemacht haben, und hauen jeden zweiten Ball in die Wicken weil sie davon träumen einmal in ihrem Leben Tiger Woods auszudriven. Das Resultat sah man wieder mal heute: Am Ende lagen wir 7 unter Par weil weder Tim Long, noch Dan Overbey oder Jeff Rosenthal etwas zum Ergebnis beigetragen haben, aber ihren Freunden werden sie wieder erzählen, dass Tiger sie im Stich gelassen hat.
Wenigstens darf ich morgen mit zwei Jungs ran, die das Spiel beherrschen: Freddy Couples und Keegan Bradley. Allerdings werden Keegans Manierismen dazu führen, dass wir auch Donnerstag und Freitag nicht viel schneller sein werden als heute. Da lobe ich mir doch die NCAA, die in diesem Jahr gegen Slow Play durchgreift und heute einen Strafschlag verteilt hat – natürlich wieder mit den üblichen Diskussionen. Eine Stunde lang ging es hin und her, Alabamas Trainer Jay Seawall meinte sogar er hätte sich wie in einem türkischen Gefängnis gefühlt. Ernsthaft? Die NCAA mag zwar Sportler dafür bestrafen, dass sie ihr Auto waschen aber Du willst mir doch nicht wirklich erzählen, dass es bei Eurer Slow-Play-Verhandlung so zugegangen ist, Jay:
Donnerstag, 30.Mai
Wenn man 78 Turniersiege hat, beginnt man die Prioritäten anders zu setzen. Klar, man möchte an seiner eigenen Legende stricken und idealerweise gewinnt man jedes Turnier. Doch manchmal gibt es Dinge, die wichtiger sind. So schön es ist, Jack Nicklaus’ eigenes Turnier zu gewinnen um direkt vor seinen Augen zu zeigen, dass man der Bessere ist. Am Ende ist es wichtiger, dass alle anderen es wissen – und dafür muss man Majors gewinnen.
Da das Memorial mein letzter Start vor der U.S. Open ist, übe ich natürlich Schläge, die ich dort brauche und nicht die, die in dieser Woche angesagt sind. Aus diesem Grund habe ich heute beispielsweise erst am siebten Loch erstmals den Driver eingesetzt. Merion ist ein kurzer Platz und wie damals in Hoylake kann dieses verhexte Teufelsgerät die meiste Zeit im Bag bleiben. Wen stört es wenn Keegan mich heute um 50 Yards ausgedrivet hat? Ich habe nur drei Fairways verfehlt, als kleinen Bonus Freddy Couples um einen Schlag gewinnen lassen und danach noch ein wenig gegenüber der Presse geschleimt. Solche Gesten an den Kapitän des Presidents Cup sind Gold wert: als Gegenleistung hat er mir versprochen mich in jedem Match einzusetzen.
Freitag, 31.Mai
Wo ist Steve Stricker wenn man ihn braucht? Bei mir will kein Putt fallen und der faule Sack hängt lieber mit seiner Familie rum statt mir zu helfen. Wie schlimm war mein Spiel auf den Grüns? Keegan Bradley hat meinem Caddie Joe LaCava die Visitenkarte seines Bellyputter-Vertreters in die Hand gedrückt. Aber Joe hat ihm nur einen Blick geschenkt, den Keegan bestens kennt.
Das einzig Gute am heutigen Tag ist, dass mein Spiel vom Tee U.S.-Open reif ist: nur ein einziges verfehltes Fairway. Wenn Sean Foley irgendwann ein Buch über unsere gemeinsame Zeit schreibt, heißt das garantiert nicht The Big Miss. Dennoch meinte irgendsoein Scherzbold mir einen Post-It-Zettel an den Spind kleben zu müssen: “Lieber Tiger, wenn Du nicht putten kannst, mach es doch so wie Andrew Dodt“. Hey, unbekannter Schmierfink: Weißt Du wie John Hudson jemanden wie Andrew Dodt nennt? Anfänger!
Samstag, 1. Juni
Nein, ich habe keine privaten Probleme. Nur um das schon mal von vornherein klarzustellen bevor Butch Harmon seinen Twitter-Account reaktiviert.
Für die Presse war es ein gefundenes Fressen, dass ich heute mit 44 Schlägen den schlechtesten 9-Loch-Score meiner Profikarriere erziele, aber wie immer kennen die sogenannten Experten mit ihrem ganzen Krisengerede nicht die ganze Wahrheit. Wenn man nach zwei Runden keine Chance mehr auf den Sieg hat, muss man die Woche auf eine andere Art retten. Wie? Vier Worte: Die Farbe des Geldes. Natürlich kann man als weltbester Golfer nicht so ganz einfach seinen Mitspieler hustlen – schon gar nicht einen wettscheuen christlichen Fundamentalisten wie Zach Johnson. Doch als ich nach 44 Schlägen auf den Front 9 dem fünf Schläge besser liegenden Zach eine Wette über den besseren Rundenscore angeboten habe, konnte er nicht widerstehen. Was soll ich sagen? Ich spielte eine 79, Zach eine 81. Ich möchte nicht an seiner Stelle sein wenn er heute abend seiner Kim erklären muss, warum er ohne Auto vor der Tür steht.
Sonntag, 2. Juni
Heute war mal wieder der Spanier Fernandez Castano in meinem Flight. Ich hab die ganze Zeit vor seinen Schlägen die Titelmelodie der Muppet-Show gesummt weil ich dachte Fernandez hätte wegen seiner prominenten Nase den Spitznamen Gonzo. Nach acht Löchern hat Joe mir dann erzählt, dass er Gonzalo mit Vornamen heißt. Ups!
Doch das war nicht das peinlichste Gespräch, das ich heute führen musste. Nach der Runde hat Lindsey mich ganz aufgelöst angerufen. Die jährliche Spielerumfrage von Sports Illustrated kam heraus und sie ist bei der Frage nach der schönsten Spielerfrau nicht einmal auf dem Stockerl (was immer das heißen mag?) gelandet. Und das obwohl sie vier Jahre jünger als Aaron Baddeleys Frau ist, mindestens genauso blond und brutal fit. Ich habe ihr erst einmal erklärt, dass die Umfrage rauskam bevor unsere Beziehung öffentlich wurde obwohl ich selber für Amanda Dufner gestimmt habe. Aber das bleibt unter uns…
Das Beste an der Umfrage sind ohnehin die sogenannten Loose Lips: die möglichst knackigen Zitate, die irgendwelche befragten Profis zu den jeweiligen Fragen gesagt haben. Das Ganze ist angeblich anonymisiert, aber es ist ein Running Gag im Clubhaus, dass nur Antworten von Sergio Garcia veröffentlicht werden. Beweise gefällig? hier und hier.
Zum Abschluss möchte ich einmal ganz herzlich Mikko Ilonen zum Sieg beim Nordea Masters gratulieren. Ich kenne Dich zwar nicht, aber sechs Jahre lang kein Turnier gewonnen zu haben ist ein grauenhaftes Gefühl. Ich weiß noch ganz genau wie deprimiert ich mich an meinem sechsten Geburtstag gefühlt habe.