Wenn Martin Kaymer auf seine Saison zurückblickt, wird er hoch zufrieden sein. Mit seinem Sieg bei der Players Championship hat er seine Krise überwunden. Und mit dem Sieg bei der U.S. Open hat er bewiesen, dass sein Major-Sieg 2010 keine Eintagsfliege war. Und doch wird der Deutsche im Rückblick noch viel Potenzial zur Verbesserung entdecken. Den Grund dafür sieht man im Vergleich seiner einzelnen Runden mit dem Durchschnitt des Feldes: Denn sowohl der Beginn des Jahres als auch das Ende ist deutlich mehr rot als grün. Auf der anderen Seite sieht man aber auch recht deutlich die absolute Hochphase zur Mitte des Jahres, als er reihenweise 3 Schläge oder mehr besser als der Rest des Feldes war.
Das Problem für diese Inkonstanz hat jeder gesehen, der Kaymer dieses Jahr am TV verfolgt hat: das kurze Spiel. Bei der U.S. Open waren die US-Kommentatoren teilweise schockiert, dass Kaymer rund ums Grün immer den Putter nahm, statt zu chippen oder zu pitchen. Doch es war die perfekte Taktik auf Donald Ross’ Schildkrötengrüns. Und wenn Kaymer traditionelle Recovery-Shots probierte, ging es zumeist in die Hose, wie sein desaströser 158. Platz in der Scrambling-Statistik der PGA Tour zeigt.
Die Defizite im kurzen Spiel zeigen sich auch bei den Schlägen ins Grün. Denn während Kaymer aus fast jeder Distanz ordentlich bis sehr gut ist, gehört er innerhalb von 100 Yards zu den absolut schlechtesten auf der Tour. Und auch beim Putting gibt es über den Winter erheblichen Verbesserungsbedarf. Wenn der Putter heiß läuft, kann Kaymer – wie er eindrucksvoll bewiesen hat – jedes Turnier gewinnen, weil der Rest des Pakets stimmt. Aber für eine höhere Konstanz ist dies die zentrale Baustelle des Deutschen über den Winter. Dann muss sich selbst ein Rory McIlroy warm anziehen.